Züri first mit Karl der Grosse

Regula machte ja nicht mit, sie hat ihren Kopf gottlob längst verloren. Aber viele, viele Zürcherinnen und Zürcher stürzten sich unerschrocken in die Schnäppchenjagd, die am Black Friday tobte. Sogar der Bote der Urschweiz (es gibt ihn seit 1858) thematisierte diesen jüngsten Volksbrauch, der 2015 in die Schweiz immigrierte. Halloween, eine Art Kürbis-Schulsilvester (der alte wurde bekanntlich wegen zu grosser Umtriebe abgeschafft) bürgerte sich hierzulande vor gut zwanzig Jahren ein. Den Black Friday erfunden haben die Amerikaner, weil am vierten Freitag im November, direkt nach dem Erntedankfest Thanksgiving, ein Grossteil der Bevölkerung frei und also Zeit hat für ungebremstes Shopping. Der Valentinstag – böse Zungen halten ihn für einen Werbegag amerikanischer Floristen – steht uns ja im Februar auch schon wieder ins Haus.
Haben wir denn in Zürich nicht genügend urzürcherisch einheimische Feste zu feiern? Angefangen mit dem Bärzelistag, am 2. Januar, an dem beispielsweise in der Zentralbibliothek in geselliger Atmosphäre die Zürcher Neujahrsblätter unters Volk kommen. Das berühmteste steuert jeweils die Gelehrte Gesellschaft bei, die immer am 28. Januar den Karlstag feiert, den Todes- und zugleich den himmlischen Geburtstag von Kaiser Karl dem Grossen (gest. 814), der als legendärer Gründer des Grossmünsters galt (die moderne Geschichtsschreibung ist sich nicht mehr so sicher).
Urzürcherisch sind das Sächsilüüte, das zünftige Frühlingsfest (2019 am 8. April) und das Knabenschiessen (2019 vom 7. bis 9. September) und mein und meines Bruders Felix Festtag als Zürcher Stadtpatrone am 11. September.
Seit 2001 konkurrenziert uns geheiligte Cephaloren (Kopfträger) allerdings Nine/Eleven.
Regula

PS: Bitte vergessen Sie nicht, am 14. Februar Ihrem Liebesleben Blumen zu verehren. Eine unamerikanische Bauernregel besagt: «Liegt an Valentin die Katz in der Sonne, kriecht sie im März hintern Ofen voll Wonne.»