Gold und Juwelen

Am Neumarkt 15 ist das Goldschmiedeatelier von Patrick Stalder. Seine Spezialität ist es, dass er auch Steine fassen kann. Die interessierten Besucherinnen und Besucher haben viel erfahren über diese Berufe.
Ein Dutzend Personen folgen gespannt den Ausführungen des Gastgebers. Man ist im Schmuckgeschäft von Patrick Stalder am Neumarkt 15. Der Laden wurde 1976 gestaltet vom Architektenpaar Trix und Robert Haussmann und war ursprünglich ganz in Schwarz gehalten, es war das Geschäft von Niklaus Brechbühl. Reto Keppler und Hans Kern, die sodann dreissig Jahre hier tätig waren, haben die Farbgebung in Grau geändert. Original sind immer noch einige Elemente wie Spiegel und Wände sowie die Aufhängung der Marmor-Tablare im Schaufenster. Die Beleuchtung ist heute übrigens auch heller als damals.
Aufgewachsen ist Patrick Stalder (geb. 1973) in Vitznau und sein Arbeitsweg führte ihn im Schiff über den Vierwaldstättersee nach Luzern, wo er zuerst eine vierjährige Goldschmiedelehre absolvierte und danach die Lehre zum Juwelenfasser folgen liess, die er in drei statt vier Jahren abschliessen konnte.
Er arbeitete unter anderem bei Türler am Paradeplatz, um sich 2010 selbständig zu machen. Am Schaffhauserplatz führte er das Atelier von Eduard Nadig weiter. Und vor bald zwei Jahren konnte er das Atelier von Keppler und Kern am Neumarkt 15 übernehmen. Er schätzt die Lage in der Altstadt und ist gerne hier.
Zwei Berufe
Der Meister zeigt uns seinen Arbeitsplatz vorn im Laden, der mit Mikroskop, Hammer, Handbohrer ausgestattet ist und entfernt an die Werkzeuge erinnert, die ein Zahnarzt benutzt. In seinem Arbeitsbuch, das er in der Lehre angelegt hatte, sind Fotos und in Zeigetaschen Übungsstücke in Messing zu sehen.
Dass er neben seinem ersten Beruf des Goldschmieds auch noch den Beruf des Juwelenfassers erlernt hat, hat sich schon oft als Vorteil erwiesen. Wenn er etwa für einen Ring die Façon macht, also die Arbeit des Goldschmieds, kann er den gewünschten Stein gleich selber fassen. Seine Steine bezieht er übrigens durch einen Freund, der seit Jahren regelmässig nach Brasilien reist, um auf dem lokalen Markt einzukaufen, bei lokalen Schleifern. Er achtet darauf, dass die Steine unter fairen Bedingungen bearbeitet wurden. Es gelten inzwischen strenge Regeln und die Steine kommen mit Zertifikat in die Schweiz. Das Gold bezieht er von einer Schweizer Firma, die Recycling-Gold verkauft.
Er zeigt uns einen Brillanten und erklärt, dass dieser mindestens 56 Facetten aufweisen müsse. Er hat zwei Jahre in Namibia gearbeitet und kennt sein Handwerk auch noch aus einer anderen Perspektive. Ein Schmuckstein, früher Halbedelstein genannt, ist etwas Schönes, von einem Edelstein spricht man ab Härtegrad 6.
Werkstatt im Hinterraum
Im Hinterraum ist die Werkstatt, wo Patrick Stalder die Goldschmiedearbeiten macht. Er zeigt uns, wie er einen Vierkant-Walzdraht aus Weissgold mit der Walze und mit der Ziehbank in die gewünschte Form bringt. Weissgold ist weiss, weil es Gold ist, legiert mit Palladium. Gelbgold wird legiert mit Silber und Kupfer, so erfahren die interessierten Gäste. 750 Teile von 1000 sind Gold, die restlichen 250 Teile variieren. Reines Gold wäre für Montagearbeiten zu weich. Oft wird deshalb mit 18 Karat gearbeitet, was den Vorteil hat, dass man das Material löten kann. Alle seine Produkte weisen einen Stempel auf: 750 steht für 18 Karat Gold und PS für seine Initialen.
Eine Schweissanlage ist in der Werkstatt ebenso vorhanden wie eine Presse, die mit drei Tonnen Druck etwa einen Ring kleiner machen kann. Durch seine Vielseitigkeit kann Patrick Stalder Steine fassen, gravieren, Goldschmiedearbeiten ausführen. Er sagt: «Juwelen fassen können heute in der Schweiz nur noch Wenige.»
Die Zeit ist fortgeschritten, Patrick Stalder hat den Gästen viel von seinem Metier, nein von seinen Metiers erzählt, man hat einen Eindruck erhalten von der Vielseitigkeit der Berufe, hat viel erfahren und gestaunt über dies oder jenes.
Jedenfalls gehen die Gespräche auch beim anschliessenden Apéro noch angeregt weiter. Patrick Stalders Frau, sie ist mit dem Töchterchen auf dem Arm dazugestossen, hat goldbraune Empanadas aufgetischt, hausgemacht, die köstlich schmecken.
Elmar Melliger
Patrick Stalder, Goldschmied, Juwelenfasser, Neumarkt 15, Tel. 044 362 15 15, www.stalderschmuck.ch.