«Min Chreis isch d’Nr. 1»

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Unser Gastschreiber Duncan Guggenbühl hat den grösseren Teil seines Lebens in der Altstadt verbracht. Hier hat er einen Teil seiner Schulzeit erlebt, seine Lehre absolviert, hier arbeitet und wohnt er.

Ich liebe den Kreis 1 und alles, was darin enthalten ist und ich denke, die Leute, welche hier wohnen, müssen wissen, wie dankbar sie sein sollten hier sein zu können, denn es ist eine Ehre, in so einem schönen wohlwollenden Kreis aufzuwachsen und zu wohnen, gefüllt mit schönen Strassen, Gebäuden und Plätzen wie sonst nirgends. Und dass dann auch noch eine unfassbar interessante Geschichte dahinter steckt ist selten, sehr selten. Und was mich immer ein bisschen stolz macht: Dass auch meine Geschichte mit der Altstadt verbunden ist und meine Geschichte so auch ein bisschen die Geschichte der Altstadt ist.

Rebellische Teenie-Zeit
Als ich elf Jahre alt war sind meine Familie und ich aus dem Seefeld in den Kreis 1 an die Lindenhofstrasse gezogen. Der Lindenhof ist mein Herz der Altstadt.
Zu Beginn meiner Zeit in der Altstadt ging ich noch in die bisherige Schule im Seefeld, erst in der Sekundarstufe konnte ich dann ins Schulhaus Hirschengraben wechseln.
Die Zeit dort habe ich sehr genossen. Es war meine rebellische, austobende Teenie-Zeit, stark geprägt von meiner Pubertät. Ich habe sehr vieles erlebt in dieser Zeit und viele Freunde gewonnen, die mir bis heute geblieben sind.

Zunft zur Meisen
Wir sind Meisen-Zünfter und mein Vater hat mich immer an das Zürcher Sächsilüüte mitgenommen, wo ich als Mundschenk am Umzug mitlaufen durfte. Mundschenke müssen während des ganzen Tages alle mit Wein versorgen und sind dementsprechend mit einem grossen Weinkrug ausgerüstet. Irgendwie hat mir das gefallen. Zur gleichen Zeit schloss mein älterer Cousin, welcher immer ein Vorbild für mich war und noch ist, seine Lehre als Hotelfachmann ab, was mich dann dazu bewegte, eine Lehre als Restaurationsfachmann anzutreten.

«Kronenhalle» und Grossmünster
Meine Eltern wie ich fanden dann, wenn schon, denn schon, und deswegen bewarb ich mich beim meiner Meinung nach besten und bekanntesten Restaurant der Stadt, nämlich in der «Kronenhalle». Nachdem ich den Bewerbungsprozess durchlaufen hatte und mir die Bestätigung gegeben wurde, dass ich die Lehre dort antreten könne, begann für mich eine der lehrreichsten Zeiten meines Lebens, was Ausdauer, Disziplin und Arbeitsmotivation betrifft.
Zeitgleich kam meine Konfirmation, welche ich in der Grossmünsterkirche bei Pfarrer Sigrist feiern durfte. In dieser Zeit wurde meine Bindung zum Kreis 1 sehr stark, da ich dort viele meiner besten Freunde gefunden habe. Auch die Art und Weise, wie wir unterrichtet wurden, vergesse ich nie. Pfarrer Sigrist wollte uns immer den Glauben näherbringen, aber nicht aufzwingen, was uns allen immer ein sehr gutes Gefühl dem Glauben gegenüber gab, welcher bis heute tief in mir verankert ist und mich stets in meinem Alltag begleitet.

Wohnen im Oberdorf
In dieser Zeit befand ich mich meistens am Bellevue oder in der Nähe von dort, da ich keine fünf Minuten von dort meine erste Wohnung von der JUWO (Jugendwohnnetz) bezogen habe und dementsprechend mitten im Kreis 1 mein erstes eigenes Zuhause hatte. Sehr gefreut hat mich, dass in diesem Haus auch mein Cousin ein Stock unter mir wohnte und mir immer zu Hilfe kam, wenn es nötig war, zudem hatte ich keine Dusche in meiner kleinen Eineinhalbzimmer-Wohnung und war sehr froh, das Bad meines Cousins benutzen zu dürfen.
2016 schloss ich dann meine Ausbildung zum Restaurationsfachmann erfolgreich ab. Und begab mich in eine WG mit zwei meiner besten Freunde, welche ein Haus in der Altstadt besitzen und mich herzlich bei sich aufgenommen haben, als ein Zimmer frei wurde. Es war eine wunderbare Zeit mit meinen zwei Freunden, welche ich schon gut über den Jugendtreff Grossmünster kannte und mit einem von ihnen sogar die Konfirmation feiern durfte.
Unmittelbar nach Abschluss meiner Lehre trat ich eine Stelle als Kellner im berühmt-berüchtigten Kulturhaus der Stadt Zürich an, dem Zentrum Karl der Grosse. Zweieinhalb Jahre bin ich da geblieben und die Zeit im «Karl», so mitten in Zürich, hat mir sehr gefallen.

St. Peter
In dieser Zeit war mein Vater noch in der damaligen Kirchenpflege St. Peter und ich habe immer wieder mal dort mitgeholfen bei einem Apéro für ein Konzert in der Kirche oder anderen Anlässen wie beispielsweise bei den Turmgesprächen. Per Zufall stiess ich darauf, dass die Kirche St. Peter einen neuen Sigristen suchte und informierte mich darüber, ob dies durch mich zu bewerkstelligen wäre und überlegte mir, ob ich mir auch vorstellen könnte, diese Aufgabe zu übernehmen. Nach Gesprächen mit den Zuständigen der Kirche St. Peter kam es dann so weit, dass ich die Stelle im Juni 2018 antrat. Bis Ende Februar werde ich nun dort arbeiten.
Danach werde ich noch aushelfend als Konzertsigrist im Einsatz sein und hoffe auf viele weitere Erlebnisse in der Altstadt. Insbesondere auf den Zusammenschluss der fünf Kirchen im Kreis 1 (inklusive Wasserkirche) bin ich sehr gespannt und hoffe sehr, dass es mit der Reformierten Kirche steil bergauf geht in den nächsten Jahren, was ich aber überhaupt nicht anzweifle und fest daran glaube, dass dies gut kommen wird.

Asienreise
Im März spickt es mich dann «fort von hier». Zusammen mit meinem Bruder Bruce werde ich während mehrerer Wochen den Fernen Osten bereisen. Wir fangen an in Bangkok, ziehen dann weiter nach Hanoi und dann weiter nach Bali.
Aber auch da, so weit weg von hier, werde ich die Altstadt nicht nur in mir tragen, wir werden sie auch treffen. Auf Bali haben wir mit meinem Cousin Alexander abgemacht, dem Geschäftsführer vom Restaurant «Rechberg 1837» und mein ehemaliger Nachbar an der Torgasse.

Duncan Guggenbühl


Unser Gastschreiber
Duncan Guggenbühl (1995) ist in Zürich aufgewachsen. Als er elf Jahre alt war, zog seine Familie in die Altstadt. Im Schulhaus Hirschengraben besuchte er die Sekundarschule und absolvierte nach einem Zwischenjahr mit dreimonatigem Sprachaufenthalt in Lyon eine Lehre als Restaurantfachmann in der «Kronenhalle». Anschliessend arbeitete er ein Jahr im Restaurant «Feldhof» in Witikon. Darauf folgten zweieinhalb Jahre im Restaurant «Karl» im Oberdorf. Während dieser Zeit hat er die Berufsmatura erlangt. Seit Juni 2018 arbeitet er als Sigrist am St. Peter. Snowboarden, Gitarre spielen und Fussball ist ihm wichtig. Sein Ziel ist es, Theologie zu studieren. Er hat drei Geschwister und wohnt mit seinen Eltern an der Lindenhofstrasse.