Esther Fuchs

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Am 19. Januar 2019 ist Esther Fuchs (geb. 1957) gestorben. Esther Fuchs kam 1983 als Kanzleisekretärin zum Baugeschichtlichen Archiv am Neumarkt 4. Was damals wohl niemand vorhersehen konnte: Esther Fuchs fand im Baugeschichtlichen Archiv ihre berufliche Heimat und das Archiv in ihr die ideale Mitarbeiterin und Repräsentantin. Esther Fuchs war 35 Jahre lang das Gesicht des Archivs. Unzählige Besucherinnen und Besucher hat sie empfangen, ist ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hat erklärt, erläutert, weitergeholfen.
Wer im Haus zum Rech am Neumarkt 4 die Treppe zum ersten Stock hochstieg und die Türe zum Lesesaal des Baugeschichtlichen Archivs öffnete, konnte sich freuen. Alle waren willkommen, kein Anliegen zu geringfügig, kein Wunsch zu kompliziert, niemand zu umständlich. Esther Fuchs verfügte über ein umfangreiches Wissen zur Stadt- und Baugeschichte, ohne dass sie eine entsprechende Ausbildung gehabt hätte. Ihr Interesse an der Stadt, in der sie ihr ganzes Leben verbrachte und ihr Anspruch, Anliegen der Kundschaft möglichst präzis und umfassend bearbeiten zu können, machten sie zu einer allseits respektierten Fachperson. Selber hätte sie das nie so formuliert, dafür war sie zu bescheiden. Esther Fuchs machte das Baugeschichtliche Archiv zu einem Ort, an dem sich alle wohlfühlen durften, unabhängig von akademischem Rang oder gesellschaftlichem Status; das galt für die extra angereisten Besucherinnen und Besucher, für die regelmässigen Gäste, für die Bekannten aus der Nachbarschaft, für die Arbeitskolleginnen und -kollegen.
Esther Fuchs war nicht nur dem Baugeschichtlichen Archiv eng verbunden, sondern auch dem Quartier. Von 1991 bis 1995 wohnte sie an der Chorgasse 15. Der Besuch im Café «Neumärt» vor Arbeitsbeginn war ein jahrelang gepflegtes Ritual. Zu vielen die am Neumarkt wohnen und arbeiten pflegte Esther Fuchs ein herzliches und langjähriges Verhältnis, auch dann noch, als sie längst nicht mehr an der Chorgasse wohnte.
Mit dem Tod von Esther Fuchs geht eine Ära zu Ende im Baugeschichtlichen Archiv. Den Ansprüchen, die sie an sich selber gestellt und Tag für Tag wie selbstverständlich eingelöst hat, werden wir nicht genügen können. Aber Esther Fuchs hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn wir allen, die mit einem Anliegen an uns herantreten, mit Offenheit und Interesse begegnen und alles daransetzen, ihnen weiterzuhelfen. Eine schönere Aufgabe hätte uns Esther nicht hinterlassen können.

Thomas Meyer, Leiter Baugeschichtliches Archiv