Angeregte Diskussionen

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Die Generalversammlung des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat war auch diesmal eine Quartierversammlung mit vielen engagierten Wortmeldungen aus dem Plenum. Ein Schwerpunkt war die Lärmproblematik.

Der halbstündige Apéro, der die GV des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat jeweils einläutet, wird von den Mitgliedern offensichtlich geschätzt, denn der Saal des Zunfthauses Zum Grünen Glas war am Montag, 25. März kurz nach 19 Uhr bereits bis fast auf den letzten Platz gefüllt. Um 19.30 Uhr eröffnete der Präsident Peter Rothenhäusler die Versammlung. Er konnte zahlreiche Gäste aus der Stadtverwaltung sowie befreundeter Vereine begrüssen, dazu Neumitglieder, die sich gleich kurz vorstellten.

Kostspieliges Jubiläumsfest
Der Jahresbericht wurde durch den ehemaligen Kassier Martin Bischoff in Vertretung der abwesenden Barbara Wigger präsentiert. Die an der GV 2017 bewilligten 15 000 Franken für das Fest zum 125-Jahr-Jubiläum des QVs wurden aufgebraucht. Das «Neumarktfest plus», wie das Fest vom 25. und 26. August 2018 hiess, hat doch einiges gekostet. Dafür spielte als Höhepunkt des Samstagabends die hammermässig gute Band «Sauterelles» und gab es – für alle Mitglieder gratis – am Sonntag einen Brunch. Der Präsident konstatierte: «Wir haben nicht geklotzt.» Und ein Mitglied rief: «Es hat sich gelohnt!»
In der Jahresrechnung resultierte ein Verlust von Fr. 19 129.50. Das Vereinsvermögen beläuft sich immer noch auf Fr. 82 809.29, wovon Fr. 14 417.20 auf dem Festkonto liegen, aus dem allfällige Verluste der Quartierfeste Neumarktfest und Frühlingsfest ausgeglichen werden können. Die Jahresrechnung wurde abgenommen und dem Vorstand Décharge erteilt. – Der Verein, so war zu erfahren, zählt rund 550 Mitglieder, inklusive Paarmitgliedern 700, wovon etwa 40 Geschäfte sind.
Beim Traktandum Wahlen gab Martin Bischoff seinen Rücktritt bekannt. In einer kurzen Ansprache würdigte die Vizepräsidentin Marie-Claire Meienberg sein Engagement für den QV, dessen Vorstand er siebzehn Jahre angehörte. So war er bis vor zwei Jahren als Kassier tätig und organisierte er viele Vereinsausflüge und Führungen. Auch hatte er immer wieder gute Ideen und trat mit seiner Meinung auch mal unbequem einer Mehrheitsmeinung im Vorstand entgegen. Er erhielt einen Korb überreicht, in dem er einige Überraschungen finden würde. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt.

Dauerbrenner Lärm
Das Thema Lärm führte zu einer fünfzig Minuten dauernden Diskussion mit engagierten Wortmeldungen. Das Vorstandsmitglied Charles Weibel informierte als Beauftragter in Sachen Lebensqualität und Lärm darüber, dass zwei Gemeinderäte, je von FDP und SP, in einem Postulat einen Pilotversuch für die Dauer von zwei Jahren fordern. Dieser beinhaltet, dass von Juni bis August die Bewirtschaftung im Freien um zwei Stunden verlängert wird, längstens also statt wie bisher bis 24 Uhr neu bis um 2 Uhr nachts. Der Vorstand wollte die Meinungen der Mitglieder dazu einholen, um allenfalls adäquat reagieren zu können.
Der Protest der Anwesenden war vielstimmig und deutlich zu vernehmen. Zur Aussage im Zusammenhang mit dem Postulat, dass sitzende Gäste weniger Lärm verursachten als mit Bierbüchsen umherziehende Gruppen, kamen die Kommentare postwendend. Dass das nicht dieselben Leute seien, wurde gesagt, und dass sich alles einfach um zwei Stunden hinausschiebe. Dass Städte wie Basel, Winterthur und Thun eine solche Regelung bereits kennen und gute Erfahrungen damit gemacht hätten, wollte man auch nicht gelten lassen. Das sei für die Altstadt nicht relevant, vielmehr sollte man eine Liste der Städte erstellen, in denen um Mitternacht Ruhe ist. Dass es durch spätere Schliessstunde ruhiger werde, sagte jemand, sei «en Chabis». Einzelne Orte im Quartier wurden als Lärm-Hotspots bezeichnet, was jedoch mit dem Postulat nicht viel zu tun habe, wie jemand bemerkte. Den 24-Stunden-Kiosken, forderte jemand, sollte man den Alkoholverkauf in der Nacht verbieten, denn das sei eine üble Sache.
Das Vorstandsmitglied und SP-Gemeinderat Felix Stocker vertritt in der Partei die das Postulat ablehnende Minderheit. Es gebe einen Nutzungskonflikt von Wohnen und Ausgang. Die Altstadt sei eben immer noch auch ein Wohnquartier, und dem gelte es Rechnung zu tragen. Man sei tolerant, doch es habe auch Grenzen. Gerade Familien mit Kindern und ältere Leute seien darauf angewiesen, dass gewisse Regeln gelten und eingehalten werden. Die Kreise 1, 4 und 5 sollten sich gemeinsam wehren, dann habe der Widerstand Gewicht.
Charles Weibel beklagte, wenn schon die bestehenden Regeln zur Ruhezeit nicht eingehalten würden, dann müsse man die Regeln nicht noch ausweiten. Dieses Postulat sei jetzt noch das I-Pünktlein in der ganzen Geschichte. Er attestierte der SIP und der Polizei, dass sie machen, was sie können. Doch das sei nicht genug. Es brauche einfach Fusspatrouillen der Polizei, eine sichtbare Präsenz in der Nacht.
Schliesslich kam man überein, eine Abstimmung durchzuführen zu der Frage, ob der Vorstand sich in dieser Sache zur Wehr setzen solle. Mit 70 gegen 3 Stimmen bei 7 Enthaltungen haben die Mitglieder dem Vorstand den entsprechenden Auftrag erteilt.

Berichte aus Arbeitsgruppen
In der Pause spielten Michael Kleiser (Klavier) und sein Sohn Lenz (Klarinette) drei Stücke, womit sich die erhitzten Gemüter spürbar wieder abkühlten.
Zum Thema Verkehr meldete sodann Peter Rose von der Dienstabteilung Verkehr, dass die Automatische Zufahrtskontrolle in der Altstadt seit Februar in Betrieb sei und dass schon viele Bussen à 100 Franken ausgestellt worden seien wegen Missachtung des Nachtfahrverbots.
Für die Arbeitsgruppe Grünraum informierte Thomas Trachsel, dass man ganz unpolitisch und still daran arbeite, einzelne Grünflächen in Absprache mit Grün Stadt Zürich zu pflegen und zu verschönern. Er ermunterte die Anwesenden, bei der Gruppe mitzumachen und erklärte schmunzelnd: «Man muss keine Gärtnerlehre machen dafür. Man muss einfach machen, was ich sage.»
Für den Trägerverein Altstadthaus berichtete Marie-Claire Meienberg anstelle der abwesenden Vereinspräsidentin Ulla Grob. Sie stellte fest, dass der Kontrakt mit der Stadt soeben wieder um sechs Jahre verlängert wurde und dass es im Altstadthaus gut laufe.
Anstelle des ebenfalls abwesenden Präsidenten des Herausgebervereins Altstadt Kurier, Matthias Senn, verlas Peter Rothenhäusler dessen Jahresbericht. Fazit: Es läuft gut. Auf der finanziellen Seite dank der sehr aktiven Inserateakquisiteurin Ursula Schiess. Dank dem engagierten Einsatz von Michael Schädelin verfügt das Quartier wieder über eine attraktive Website auf neustem Stand, wovon man sich unter www.zuerich1.ch überzeugen kann.

Mitgliederumfrage
Peter Rothenhäusler konnte darüber informieren, dass an der Mitgliederumfrage vom Januar 111 von 700 Mitgliedern teilgenommen haben. Er stellte einige Resultate vor, die demnächst auch in dieser Zeitung publiziert werden sollen.
Barbara Wick, die Präsidentin des Vereins «Quartier im 1», informierte über die nächsten geplanten Veranstaltungen, etwa das auf den Sechseläuten-Samstag angesagte Happening «Frühling im Quartier im 1».
Eine Wortmeldung betraf das Globus-Provisorium. Soll das Quartier die Einrichtung einer Markthalle fordern, in vielen Städten eine Attraktion? Eine kurze Konsultativabstimmung ergab dafür einstweilen keine Mehrheit. – Jemand machte auf eine Veranstaltung des Mieterverbandes aufmerksam, an welcher die neue Vermietungsverordnung für selbsttragende Wohnungen in städtischen Liegenschaften thematisiert wird.
Kurz vor 22 Uhr konnte der Präsident die lebhafte Versammlung schliessen.

Elmar Melliger