Ein Schritt nach vorn
Im Team der Predigerkirche wirkt seit März ein katholischer Priester mit.
Pater Franz Müller, Provinzoberer der Schweizer Dominikaner, arbeitet im Auftrag der für das Niederdorf zuständigen Liebfrauenpfarrei als Seelsorger für die dort lebenden Katholiken. Im Rahmen seines Teilzeitpensums trägt er gleichzeitig die ökumenischen Aufgaben der Predigergemeinde mit.
Die Einladung zu dieser verstärkten Zusammenarbeit erging durch die Kirchenpflege von Predigern. Sie sieht in ihr die Chance, «die Glaubwürdigkeit der Kirche zu stärken, den ökumenischen Gedanken sichtbar zu machen und die dem Evangelium entgegenstehende Spaltung zwischen den Konfessionen überwinden zu helfen». Vorerst ist dieses Projekt auf zwei Jahre begrenzt. Der katholische Weihbischof Paul Vollmar betrachtet es als «ein bemerkenswertes ökumenisches Zeichen in der Stadt und darüber hinaus», der reformierte Kirchenrat meint, dass sich «in gewisser Weise damit ein Postulat der Zürcher Disputation 84 erfüllt, welche damals die Schaffung eines ‹ökumenischen Pfarramtes› gefordert hatte». Ebenfalls erteilte die Kirchgemeinde von Predigern ihre Zustimmung. Damit wird eine seit sechs Jahren bestehende Zusammenarbeit mit dem Dominikanerorden festgeschrieben und öffentlich gemacht.
Zur seelsorgerischen Tätigkeit von Pater Franz Müller gehören auch die beiden Altersheime Pfrundhaus und Bürgerasyl. Dazu kommen die seit Jahren ökumenisch geprägten Mittagsgebete, zu denen werktags um 12.15 Uhr die Kirchenglocken einladen, die «offene Seelsorge», die montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr in der Predigerkirche Menschen unterschiedlichster Konfession zu Gesprächen mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin empfängt, und ebenso die «Freitagsvespern», ein musikalisch gestalteter Gottesdienst am Vorabend des Wochenendes. Pater Franz Müller wird auch das interreligiöse Projekt «Unterwegs mit Abraham», die ökumenische Bildungsreihe im Januar und weitere Veranstaltungen religiöser und kultureller Art mittragen. Die mittelalterliche Predigerkirche soll – das wird noch verstärkt zum Ausdruck kommen – eine «Auberge spirituelle» bleiben für alle, die in ihr eine geistliche Heimat, einen Ort des Gebetes oder ganz einfach eine Oase der Ruhe suchen.
Peter Wittwer