Die quasi Neuerfindung der Pizza

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Mit dem «Luigia» an der Talstrasse wagen die beiden Gründer, Luigi Guarnaccia und Enrico Coppola, den Sprung aus der französischen Schweiz in das doch eher gastrokritische Zürich. Gelungen oder nicht?

Italienisch laut, lebhaft und sehr gut besucht präsentiert sich das «Luigia» anlässlich unseres Besuches. Für eine romantische Zweisamkeit eher ungeeignet. Wartende Gäste bis auf die Strasse. Aber wir kamen ja, um die angeblich beste Pizza überhaupt zu probieren. Und eines kann ich jetzt schon verraten: nicht umsonst. Das «Luigia» gibt sich stylisch und modern. Viel Licht, einerseits durch die grossen Fensterflächen, andererseits durch unzählige Glühbirnen, erhellt das Lokal. Dessen Mittelpunkt ist der grosse Holzofen. Vorgelagert widmen sich mehrere Pizzaiolos in blauweiss gestreiften Matrosen-Shirts und weissen Mützchen der Zubereitung von Pizza. Deren wesentlicher Bestandteil, der Pizzateig, ist eines der grossen Geheimnisse hinter dem Erfolg des «Luigia». Wird er doch aus speziellen Zutaten hergestellt und ruht satte 72 Stunden, ehe er verarbeitet wird.

Aufmerksam und freundlich
Wie das bei neuen Lokalen in Zürich meistens der Fall ist, war das Lokal sehr voll. Der Empfang war dennoch freundlich und aufmerksam. Wir wurden gebeten kurz zu warten und zum Einstieg doch einen Drink an der Bar zu nehmen. Ein ebenso freundlicher Barmann servierte uns je einen «Luigia Spritz» zu Fr. 8.–. Noch nicht zur Hälfte geleert, war unser Tisch schon bereit. Die grosse und übersichtliche Karte bietet kulinarisch alles, was das Herz begehrt, aufgelockert durch kleine Geschichten über die verwendeten Produkte, deren Herkunft und Verarbeitung. Neben zahlreichen anderen italienischen Vor- und Hauptspeisen nehmen die Pizzen einen grossen Teil der Karte ein. Diese können in unterschiedlichsten Kombinationen bestellt werden. Und schliesslich waren wir gekommen, um den Wahrheitsgehalt des Spruches «beste Pizza» zu überprüfen. Meine Partnerin entschied sich für eine Pizza Vegetale (Fr. 23.–), während ich mich für eine Calzone Luigia (Fr. 21.–) entschied. Unser junger Gast, der uns diesmal begleitete, liess sich Spaghetti miracolati (Fr. 16.–) schmecken.

Super Pizza, faire Preise
Neben dem üblichen Mineralwasser, 7 dl zu sensationellen Fr. 2.90, vermählten wir unser Menu mit einer Flasche Barbera d’Asti docg zu fairen Fr. 34.– aus der umfangreichen Weinkarte. Noch ein kleiner Nachtrag zum Mineralwasser: Dabei handelt es sich um speziell gefiltertes Zürcher Hahnenwasser, mit oder ohne Kohlensäure, in schönen, wiederverwendbaren Glasflaschen. Eine gute Idee, finden wir. Und ein wirklich fairer Preis.
Die Pizzen haben eine ordentliche Grösse und sind nicht nur genauso wie sie sein sollten. Nein, sie sind wirklich besser als viele, die wir bisher in Zürich und auch anderswo gegessen haben. Vielleicht machen es ja doch die 72 Stunden Ruhezeit aus. Jedenfalls war es so, dass meine Partnerin Maria auch den Rand verzehrte, was eher die Ausnahme ist. Auch die Calzone, aus dem gleichen Teig, wie uns der Kellner bestätigte, war lecker. Bleiben noch die Spaghetti. Diese waren «auf den Punkt» al dente und die Tomatensauce schmeckte frisch und fruchtig.
Den Magen schlossen wir mit einem luftig leichten und sehr leckeren Tiramisu (Fr. 11.–) und ein paar knusprigen Aragostelle (Fr. 11.–). Schlusspunkt bildeten zwei wunderbare Espressi. Der Preis? Für Zürcher Verhältnisse ebenso erstaunliche Fr. 3.50.
Unser Fazit? Das Lokal ist neu. Es gibt vielleicht noch den einen oder anderen Prozess, den man verbessern könnte. Aber es hat durchaus Potenzial, unsere neue Lieblingspizzeria zu werden. Auch wenn die Karte noch einige andere Leckereien bietet. Unser junger Gast Vincent war zumindest schon mal vollumfänglich begeistert.

Alexander Villiger

Restaurant «Luigia», Talstrasse 61, 8001 Zürich,
Tel. 044 700 22 22 (keine Reservationen), www.luigia.ch/de/italienisches-restaurant-und-pizza-zurich. Offen Montag bis Freitag 11.30 bis 14 und 18 bis 23 Uhr, Samstag 12 bis 23, Sonntag 12 bis 22.30 Uhr.