Altstadt-Entrümpelung

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Die vom Altstadt Kurier organisierte Altstadt-Entrümpelung hat wieder in angenehmer Atmosphäre auf der Gemüsebrücke stattgefunden. Und es wurde eifrig getauscht und entsorgt.

Blauer Himmel, Sonnenschein, am Morgen noch ein frisches Lüftchen. Die Fahrzeuge der ERZ-Mitarbeiter Albert Messmer und Daniel Heinrich stehen auf der Gemüsebrücke bereit. Links die Mulde für das Altmetall, rechts daneben das Kehrichtfahrzeug für alles Brennbare, es kann losgehen. Seit über zwanzig Jahren organisiert der Altstadt Kurier die Altstadt-Entrümpelung, in Zusammenarbeit mit Entsorgung+Recycling Zürich. Viele Jahre waren seitens ERZ Pino Saracino und Bruno Zortea im Einsatz, doch nun ist Ersterer in Pension gegangen und das bewährte Team musste ersetzt werden, eine ungewohnte Situation, waren die beiden doch immer mit grossem Engagement dabei. Doch die Neuen legen sich ebenso eifrig ins Zeug und auch ihnen scheint der Tag auf der Brücke zu gefallen. Grosse Überraschung allerseits, als Pino Saracino, eigens angereist von Como, und Bruno Zortea, einen Tag früher als geplant von den Ferien im Berner Oberland zurückgekehrt, auf der Brücke eintreffen. Eigens des Anlasses und des Wiedersehens wegen sind sie gekommen und die Wiedersehensfreude der vier Berufskollegen und der Organisatoren des Altstadt Kuriers ist geradezu überschwänglich.
Dies mag einen Teil des Erfolges der jährlich wiederkehrenden Altstadt-Entrümpelung erklären. Längst geht es nicht mehr einzig um das Entsorgen und Recycling, was natürlich nach wie vor die Hauptsache ist. Doch spielt das Zwischenmenschliche, die Begegnungen, eine schöne Rolle bei dieser Veranstaltung.

Tand und Trouvaillen
Der Platz beginnt sich zu füllen mit allerhand Tand und Dingen, deren Gebrauchswert völlig intakt ist. Mit Schnäppchen von Wert, wie alles andere gratis zum Mitnehmen, ist jederzeit zu rechnen. Die Thonet-Stühle zum Beispiel, die einer Frau gerade recht kommen, weil sie in der Küche etwas Neues möchte.
Von den nötigen Kochutensilien bis zum mit feinem Geschirr gedeckten Tisch hätte man hier alles gefunden inklusiv Kerzenständer für einen feierlichen Anlass. Es hat allerhand Einrichtungsgegenstände, Bücher, Bilder, Textilien, zwei Kugelgrills, eine antike Schreibmaschine, unzählig viele Spielsachen…
Die sechs völlig intakten Gartenstühle, bis anhin auf der Dachterrasse eines Altstadt-Hotels, kommen ebenfalls wie gerufen. Überhaupt alles scheint wie gerufen zu kommen einer Gruppe von vier jungen Leuten aus Albanien, Roma dem Anschein nach. Sie sammeln alles zusammen, was ihnen brauchbar oder verkäuflich scheint, und füllen damit zur Entsorgung gebrachte Rollkoffer. Ein ansehnlicher Haufen türmt sich bis zuletzt auf. Die Regel «nur für Eigengebrauch» wird damit mindestens geritzt, doch man lässt sie gewähren. Immerhin ist der Profihändler nicht erschienen, der in früheren Jahren den Ankommenden alles Wertvolle schon vor Erreichen des Umschlagplatzes aus den Händen nahm. Gern sieht man die Altstadtbewohnerin Spielzeug zusammentragen, das sie bei ihrem anstehenden Besuch in Rio de Janeiro in einer Krippe in den Favelas abgeben will.

Friedliche Stimmung
Eine erfreuliche Sache ist diese Entrümpelungsaktion auch dieses Mal. Alle wirken gut gelaunt, zur fröhlichen Stimmung trägt auch das Wetter bei, es wird am Nachmittag bis 24 Grad warm.
Nach dem Mittag beginnen die Marktfahrer des Samstagmarktes langsam zusammenzupacken und die Entrümpler teilen sich die Brücke nur noch mit der wunderbaren Rösslirytschuel, deren nostalgischen Chilbiorgelklänge aus der Distanz vernehmbar sind.
Nach all den Handänderungen landen zuletzt 4190 Kilogramm Sperrgut (Vorjahr 3390 Kilo) und 670 Kilo Altmetall (Vorjahr 740 Kilo) im Hagenholz.
In letzter Minute kann ein «Teddybärchen» vor dem Kehrichtfahrzeug gerettet werden. Ein kleines Mädchen hat sich auf den ersten Blick in das Plüschtierchen verliebt und die Eltern bringen es nicht übers Herz, die beiden wieder zu trennen. Wobei das Kuscheltierchen mehrfach so gross ist wie seine neue Liebe. Ein Happyend.

Elmar Melliger