Von Frauen, mit Frauen, für Frauen

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Die Altstadtbewohnerin Anna Leiser hat 2001 die Schmuckbörse ins Leben gerufen, die sie am 23. November 2019 bereits zum 42. Mal durchführt. Wie immer nach dem Motto «Von Frauen, mit Frauen, für Frauen».

Die Idee dazu kam Anna Leiser nach den Terroranschlägen vom September 2001, als sie darüber nachsann, wie sie den von den Taliban unterdrückten Frauen in Afghanistan helfen könnte: Schmuck! Sie wusste: Alle haben zu Hause Schmuck, den sie nicht mehr tragen. Schmuck von der Grossmutter, Schmuck, der aus der Mode gekommen ist, dem man entwachsen ist. Den zu sammeln und zu verkaufen war die Idee. Und Anna Leiser machte sich an die Arbeit. – Seither sind 18 Jahre vergangen, haben 41 Schmuckbörsen stattgefunden. Wir sitzen bei ihr zu Hause, sie sprüht vor Energie und Begeisterung, wenn sie von ihrem Projekt erzählt. Es muss etwas Ansteckendes haben, denn heute kann sie auf die Mithilfe von 50 Frauen zählen.

Vorbereitungsarbeiten
Das ganze Jahr über ist Anna Leiser zusammen mit anderen Frauen mit der Schmuckbörse beschäftigt. Einmal monatlich trifft sich eine Gruppe von Frauen, um den gespendeten Schmuck zu flicken, zu putzen, aufzubereiten. «Gold und Silber, alt und neu, Juwelen und Perlen, Ethno und Mode, Kitsch und Klunker», so steht es auf der Einladungskarte, werden angenommen. In der Tat reicht das Spektrum vom Modeschmuck bis
zum teuren Erbstück. Kostbare Stücke werden von Bela Schwendeler vom Neumarkt seit Jahr und Tag kostenlos eingeschätzt. Überhaupt alles geschieht beim «Verein der Juwelen» ehrenamtlich.
So entsteht eine Win-win-win-Situation, wie Anna Leiser sagt: Die Spenderinnen des Schmucks bereiten Freude und freuen sich darüber, die Käuferinnen freuen sich über den neuen Schmuck und die gute Tat und mit dem Erlös wird jeweils ein Projekt unterstützt.
«Chrällele» nennt Anna Leiser die monatliche Tätigkeit der in unterschiedlicher Zusammensetzung tagenden Frauen, denn die Stücke werden nicht nur gereinigt, sondern etwa Halsketten gegebenenfalls aufgeschnitten und neu aufgefädelt. Mit dabei sind auch Flüchtlingsfrauen, die bei dieser Gelegenheit andere Frauen treffen und nebenbei Deutsch lernen können.

Basar-Atmosphäre
All den Schmuck heisst es dann zu sortieren. Holz, Steine, Ohrringe, Halsketten etc. Bereits am Vortag der Schmuckbörse stehen viele Frauen im Einsatz. Es gilt den Aufbau zu machen, die Schmuckstücke ansprechend zu präsentieren – und sodann zu verkaufen. Die aufkommende Basar-Stimmung ist für viele ein besonderes Erlebnis. Man kann alles probieren, die Käuferinnen beraten sich gegenseitig, kommen miteinander ins Gespräch.
Die ersten drei Schmuckbörsen fanden noch im Altstadthaus statt, sodann in den Gemeinschaftszentren Witikon, Wipkingen und Riesbach sowie im Kulturhaus Helferei. Jeweils einmal im Mai und im November finden sie statt und dauern von 10 bis 17 Uhr.
Anna Leiser kann zählen «auf treue Spenderinnen, gute Verkäuferinnen und treue Kundinnen im farbigen Juwelenmeer», wie sie sagt, denen
sie bei dieser Gelegenheit herzlich danken möchte. – Die ersten zehn Jahre habe sie viel Kostbares erhalten, heute gebe es an jeder Ecke Läden, die Altgold ankaufen, das sei spürbar. Dennoch gibt es immer wieder kostbare Stücke, die in eine Auktion gegeben werden. Denn das wäre dann doch zu riskant für an den «Basar».

Frauen- und Bildungsprojekte
Etwa 15 000 Franken können an einem Verkaufstag zusammenkommen. Damit wird immer ein Projekt für Frauen und Kinder, oft ein Bildungsprojekt unterstützt. Bisher waren das Projekte in Afghanistan, Tibet, Bosnien, Mongolei, Tansania, Kenia, Sri Lanka, Jordanien, Syrien und Marokko. Dabei handelt es sich um kleine Projekte, die am Anfang stehen. In der Regel werden sie drei Mal unterstützt. Die Frauen des in der Mongolei unterstützten Projekts sind übrigens gerade daran, selber eine Schmuckbörse vorzubereiten, um so zu weiteren Mitteln zu kommen.
Dieses Zusammenspiel von Schenken, Weiterverarbeiten, Verkaufen, immer mit dem Gedanken, dass damit wertvolle Unterstützung geboten werden kann, ist wohl eine Erklärung für den Erfolg der Schmuckbörse.
Dennoch stellen sich auch Fragen: «Wir müssen uns verjüngen», sagt die initiative Frau. «Es stellt sich die Frage, wie sich die Schmuckbörse weiterentwickeln soll.» Sie hat über all die Jahre viel Zeit in die Schmuckbörse investiert. Alles ehrenamtlich. Es ist ihr ein Anliegen, dass das Projekt frisch und lebendig bleibt. So will sie ein Modell finden, wie ein Team von Frauen nach und nach die Hauptlast des Projektes übernehmen könnte. Dazu bleibt aber noch Zeit.
Jetzt steckt Anna Leiser inmitten der Vorbereitungsarbeiten für die nächste Schmuckbörse, die in wenigen Tagen stattfindet, in der Helferei. Diesmal wird ein Projekt in Kenia unterstützt, «Friends of Makaani». Win – win – win!

Elmar Melliger

Schmuckbörse vom Samstag, 23. November, 10 bis 17 Uhr. Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13. www.schmuckboerse-zuerich.ch, www.friensofmakaani.ch. Die Schmucksammelstelle ist in der Helferei im Sekretariat, von Montag bis Freitag, 13.30 bis 17 Uhr.