Ansteckende Autos?
Auch Ottilie kommt nicht darum herum: Sie macht sich ein paar Gedanken zum derzeit dominierenden Thema.
Da hat sich doch auf der Stüssihofstatt eine Art Dorfplatz gebildet. Immer zur Apérozeit versammelten sich in der Corona-Lockdownzeit eine Anzahl Altstadtbewohnerinnen und -bewohner zu einem Schwatz, manche mit einem Glas in der Hand, alle im geforderten Abstand zueinander. Was hat Ottilie gelacht, als ihr Christian Schwarz, einer der Habitués auf dem Platz, an einem dieser Abende Ende April erzählte, soeben seien zwei Polizisten da gewesen und hätten mit den Anwesenden ein ernstes Wörtchen geredet. Wegen einer Lärmklage. Und das früh abends, gegen 18 Uhr. Was hat sie gelacht! – Doch dann gewahrte sie: das war gar kein Scherz. Ja spinnen sie denn nun, die Römer?
Ottilie kennt sich einigermassen aus mit Corona – also jetzt nicht das Bier gemeint. Sie hat die Diskussionen in den Medien über die Wirksamkeit des Maskentragens in der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt. Sieht einen Sinn darin, in Läden, wo das Abstandhalten schwierig ist, auch in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo man ausgesetzt ist. Aber den Sinn des Maskentragens beim Velofahren kann sie nicht erkennen. Ebenso wenig sieht Ottilie den Nutzen, wenn jemand voll maskiert allein im Auto herumfährt. Haben diese Leute Angst, ihr Velo oder ihr geliebtes Auto anzustecken? Oder von ihm angesteckt zu werden?
Da kommt Ottilie die Aussage eines Psychiaters in den Sinn: «Es ist normal und kein Grund, einen Psychiater aufzusuchen, wenn Sie in Quarantäne sind und beispielsweise mit dem Kühlschrank oder mit dem Staubsauger zu sprechen beginnen. Anders sieht es aus, wenn Ihnen der Staubsauger antwortet.»