Ode an Uto

Regula hat das Utoquai ja schon lebenslänglich im Blick. Die Badi mit ihrer überdurchschnittlich treuen und wehrhaften Kundschaft war 1890 als maurischer Palast erbaut worden, auf Pfählen. Die historische Seepromenade wurde 1881 bis 1887 aufgeschüttet. Aber die letzte Zeit war sie wegen Corona gesperrt. Regula hält sich lieber an die Frauenbadi Bauschänzli. Sie hat dort schwimmen und Tellerli-Tauchen gelernt, und es hat auch eine fantastisch schräge Hol- und Bring-Bibliothek.

Das (oder der) Utoquai ist ein Publikumsmagnet. Auf dem Mäuerchen oder auf einer Bank sitzen und auf den See hinausstaunen, ist mit oder ohne Begleitung ein Genuss. Man hat auch Sicht auf den Uetliberg, wo, lang ists her, ein Uotilo residierte, der später Herzog von Bayern wurde. Historisch verbrieft ist das allerdings nicht. Seine Burg jedenfalls wurde 1210 erstmals urkundlich erwähnt. Die Namensbezeichnung Uto lässt sich vom althochdeutschen Wortstamm für Besitz/Erbe/Vermögen ableiten.

Uto ist sozusagen der Namenspatron des Zürcher Hausbergs. Mit seinen lausigen 869 Metern über Meer ist er kein himalyamässiges Weltwunder an Grösse und Höhe, aber er ist insofern typisch zürcherisch, als er häufig unterschätzt wird, etwa von Flip-Flops tragenden Sonntagswanderern, die sich plötzlich auf einem steilen Wegstück wiederfinden.

Am Abend grinsen die Leute, wenn sie im Haustürenfernsehen («für Tele Züri vom Orgetorix Kuhn») erfahren, dass die beiden Amerikanerinnen weder hindersi noch fürsi konnten, worauf es – so das Polizeicommuniqué – «dem Einsatzleiter des Polizeinotrufs 117 gelang, die Frauen so zu beraten, dass ihm die beiden US-Amerikanerinnen per WhatsApp die Koordinaten des genauen Standorts übermitteln konnten». – Den Rest besorgten die Seilgruppe der Stadtpolizei und der Helikopter fast schneller, als sie Corona-Demonstranten vertreiben. Ob die beiden Touristinnen (17 und 18) eine Rechnung bekommen haben, wird nicht gemeldet.

Berg-Kenner Adi Kälin schrieb in der NZZ zum einschlägigen Begriff «Fallätsche»: «Der Erosionstrichter oberhalb des Quartiers Leimbach, dessen Name vermutlich vom französischen ‹falaise› (Steilküste) kommt, ist nichts für Turnschuh- und Sonntagswanderer. Man bewegt sich auf kaum sichtbaren Pfaden mitten durch Fels- und Rutschgebiet. Wären die Wege markiert, dann wohl mit weiss-blau-weissen Streifen, was für ‹schwieriges Alpinwandern› steht.»

So einfach kommt Ihre Regula beim Kolumnenschreiben vom See in die Berge. Man muss ihr nur das richtige Stichwort geben. Zum Beispiel «Uto»!  

Regula