(Fast) alles wieder beim Alten

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Der Sommer ist da, die Gäste kommen auch wieder. Unser Kulinarier hat ein Restaurant mit französischem Flair besucht, die «Brasserie Louis».

Der Abend war etwas frisch. Daher reservierten wir einen Tisch im Inneren des Lokals. Während die Terrassen schon wieder gut gefüllt sind, besteht drinnen noch viel Raum zwischen den Tischen und Personen. Was etwas auf die Gemütlichkeit durchschlägt. Noch fühlte man sich eher in einer Bahnhofshalle als in einer französischen Brasserie. Aus der Zeit vor Corona wissen wir, dass dieses Lokal meistens sehr gut besucht ist. Wie es sich für eine typische Brasserie gehört. Hoffen wir, bald wieder an diese Zeiten anknüpfen zu können.
Zum «Louis» gehört ein Take Away nebenan und die «Tina Bar» darüber. Eine Bar, nebenbei bemerkt, in der auch heute noch geraucht werden darf. Wo gibt es das noch? Zwei legendäre Bezugspunkte, die so mancher Dörflibesucher aus früheren Zeiten kennen und schätzen dürfte. Bei vielen Besuchern des Niederdorfs gehörte es damals zum festen Programm. Man nahm nachts, nach dem Ausgang, im Take Away noch ein Pepito mit auf den Heimweg. Pepito, ein dünnes Rindshuft-Steak, rosa gebraten, nappiert mit einer pikanten Sauce, zwischen den zwei Hälften eines Baguettes eingeklemmt. Legendär. Kein Ausgang ohne Pepito.
Zurück zur Brasserie. Die Begrüssung wirkte noch etwas verhalten. Die Lockerung im Gastgewerbe war noch nicht lange her. Auch die Gesichtsmasken der Angestellten sind gewöhnungsbedürftig. Fehlt doch ein nicht unwesentlicher Teil der Mimik. Dennoch fühlten wir uns von unserem Kellner David herzlich willkommen geheissen.

Duft nach Zwiebeln und Käse
Die Landesgrenzen waren bei unserem Besuch noch geschlossen. Deshalb versprachen wir uns einen Abend mit möglichst französischer Ambiance. Und wie könnte man solch einen Abend besser beginnen als mit einer französischen Zwiebelsuppe? Für Fr. 12.50 pro Person bekommt man eine sehr ordentliche Brühe mit sehr viel Zwiebeln und noch mehr rezentem Käse. Obschon fein abgeschmeckt, musste ich nach gut zwei Dritteln forfait geben. Wahrscheinlich lag es an der fehlenden Übung durch die verordnete Zwangspause, definitiv nicht am Geschmack. Dieser war vorzüglich. Getrunken haben wir dazu ein Glas Prosecco (Fr. 8.50) und einen Tomatensaft (Fr. 6.50).

Der Geruch des Meeres
Ausgewählt haben wir das «Louis» eigentlich wegen des Hauptgangs. Uns war nach Moules et Frites. Zu lange haben wir darauf verzichtet. Die Moules marinières meiner Partnerin Maria, mit Weisswein und Kräutern (Fr. 32.–) standen meinen Moules «Louis», mit Speck und Champignons (Fr. 36.–), in nichts nach. Beide Gerichte, serviert in gusseisernen Töpfen, waren grosszügig portioniert und sehr gut im Geschmack. So fein, dass ich den Sud noch mit Brotmocken bis zum letzten Tropfen eliminierte. Die Pommes allumettes dazu waren, wie sie sein sollen. Kross und genau lange genug dem heissen Öl ausgesetzt. Begleitet hat unser Menü ein halber Liter Malbec Gaucho Pequeño im Offenausschank (pro Dezi Fr. 8.50).
Die Crème brûlée zum Dessert (Fr. 9.50) erinnerte uns geschmacklich stark an eine, die wir in der Provence gegessen hatten. Nicht zu süss, die karamellisierte Zuckerschicht genau richtig in der Dicke, und die Portion gross genug zum Abschluss für uns zwei.
Über den üblichen Espressi Machiato (Fr. 4.80) philosophierten wir noch ein wenig darüber, wie sehr wir uns freuen, wenn die Grenzen öffnen und das Reisen wieder erlaubt sein wird. Natürlich auch über die positiven Auswirkungen auf die Gastroszene. Bereits füllen sich die Lokale und auch das Niederdorf wieder mit Menschen.
Wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht und wünschen allen viel Glück und Durchhaltevermögen.

Alexander Villiger


«Brasserie Louis», «Tina Bar» und Take Away, Niederdorfstrasse 10 beim Hirschenplatz, 8001 Zürich, Tel.
044 250 76 80, Reservationen: info@brasserie-louis.ch. Öffnungszeiten Restaurant und Terrasse täglich 11.30 bis 23 Uhr, Take Away bis 24, «Tina Bar» 17 bis 22 Uhr.