Sanierung des Geläuts
Etwas mehr als 170 Stufen und man hat es geschafft: Man ist auf der Höhe der Glocken, im Turm des St. Peter. Dass dieser ab einer gewissen Höhe dem Kanton gehört und nicht der Kirche, soll uns hier nicht stören. Rudolf Röttiner ist der Turmwart und kennt alle Details zum Turm und zu den Glocken. Wussten Sie beispielsweise, dass Glocken immer am Freitag um 15 Uhr gegossen werden, zu Jesu Todesstunde, der wir am Karfreitag gedenken? Fünf Glocken hängen hier, drei kleinere mit immerhin 1445, 582 und 312 Kilogramm Gewicht oben, die beiden grossen darunter. Wer hier steht, ist durch ein Gitter von den Glocken getrennt, eine Sicherheitsmassnahme.
Nun wird im Zug eines Sanierungsprojekts Schlag und Geläut für eine gewisse Zeit unterbrochen. Mit Schlag ist der Schlag eines Hammers von aussen auf die Glocke gemeint, was jeweils viertelstündlich erfolgt. In der Nacht holt der Hammer übrigens weniger weit aus, um den Schall etwas zu dämpfen. Beim Läuten werden die Glocken derart in Schwingung gebracht, dass der Klöppel an die Innenwand der Glocke schlägt. Über die Jahre schlägt der Klöppel auf diese Weise eine markante Delle in die Glockenwand.
Das Projekt besteht nun darin, die schweren Klöppel zu ersetzen durch leichtere, mit denen die Glocken besser klingen, die den Glocken weniger zusetzen und das Gehör schonen. Zudem werden die beiden grossen Glocken heruntergenommen und um 60 Grad gedreht wieder aufgehängt, sodass der Klöppel an einer neuen Stelle auf die Glockenwand trifft. Herunternehmen und drehen, das sagt sich so leicht: die kleinere der beiden grossen Glocken bringt 2573 Kilogramm auf die Waage, die grosse, das Prunkstück, wiegt 6 Tonnen und 203 Kilogramm, so viel wie fünf Autos. (Man bewerkstelligt das mit mehreren Flaschenzügen.) Die älteste Glocke der Schweiz trägt übrigens die Jahreszahl 1294 und konnte Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Einschmelzen gerettet werden; sie ist heute im Landesmuseum. Die älteste Zürcher Glocke ist auf dem Dachreiter des Predigerchors und stammt aus dem 15. Jahrhundert, während die Glocken des St. Peter 1880 gegossen wurden.
Somit werden die Glocken Ende Oktober, anfangs November stillgelegt und wenn alles gut läuft am Vorabend des ersten Advents, also am Samstag, 28. November 2020, wieder ins Geläute der Altstadtkirchen einstimmen.
Elmar Melliger