Im Zeichen von Corona

Die diesjährige Generalversammlung des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden vom 23. März auf den 19. Oktober 2020.
Am Verschiebungsdatum – noch vor der Verschärfung der Corona-Massnahmen – konnte die GV stattfinden, verlegt in die riesige Aula des Schulhauses Hirschengraben, in der zu dem Zeitpunkt noch 100 Personen zugelassen waren. Die 37 Mitglieder, alle mit Maske erschienen, durften sich sicher fühlen im locker bestuhlten Raum. Somit war rund ein Drittel der normalerweise 100 bis 120 Mitglieder versammelt.
Ohne Apéro, keine Rechnung
Ohne den gewohnten Willkommens-Apéro ging es um 19.30 Uhr gleich los. Abzustimmen gab es nicht gar viel. Peter Rothenhäusler, der Präsident, verwies auf den in der Februarausgabe des Altstadt Kuriers abgedruckten Jahresbericht, zu dem es keine Fragen gab. Eine Jahresrechnung liege leider nicht vor, erklärte der Präsident, «aus technischen und personellen Gründen». Er hielt fest, dass es keine Schulden gebe und wohl ein Überschuss von rund 2000 Franken bei einem Vermögen von
84 000 Franken ausgewiesen werde. Aber eben, es gibt keine revidierte Rechnung, weshalb dem Vorstand die Décharge noch nicht erteilt werden könne. Das werde hoffentlich in der auf März 2021 terminierten nächsten GV nachgeholt. – Wahlen standen keine an, die sind jeweils zweijährlich, Anträge sind keine eingegangen.
Berichte aus dem Quartier
Marie-Claire Meienberg vom Vorstand berichtete kurz für den Trägerverein Altstadthaus. Der Quartiertreff hat einen neuen Mitarbeiter, Silvan Honegger, und hat ansonsten bedingt durch Corona unter erschwerten Bedingungen gearbeitet.
Charles Weibel vom Vorstand hat an den Sitzungen der Gruppe Innenstadt als Wohnquartier teilgenommen, für die Felix Stocker (ebenfalls im Vorstand) als deren Sprecher berichtete. Die Gruppe engagierte sich gegen die «Mediterranen Nächte», hat eine diesbezügliche Petition lanciert, betrachtet kritisch die geplanten Festzelte und Heizpilze und ist daran, eine Website aufzubauen, eine Online-Plattform, auf der Lärmklagen gesammelt werden, um sie auf einer Liste festzuhalten. Weiter kümmert man sich um die sogenannten
24-Stunden-Shops, welche als das grössere Problem angesehen werden als Restaurants und deren Öffnungszeiten. Darüber hinaus hat die Gruppe viel Medienarbeit geleistet.
Einem Mitglied geht die Petition mit der Thematik Lärm und Verkehr (Parkplätze) zu weit. Er lebe mit seiner Familie in der Altstadt, weil er sie nicht nur als Wohnquartier sehe, sondern als Lebensraum schätze, mit Gewerbe und Gästen. Diesem Lebensraum als Ganzes gelte es Sorge zu tragen, nicht nur dem Ruhebedürfnis.
Ein anderes Mitglied machte auf die Missstände mit Nachtlärm vor allem junger Leute am Zähringer- und Predigerplatz aufmerksam: Hier würden Rahmenbedingungen auf intolerable Weise verletzt. Er fordere nicht Nulltoleranz, nicht Totenstille, «aber ein Leben».
In der Pause trat die Altstadtbewohnerin Martina Schütze mit ihrem Kollegen Randalf auf. Sie gehören zur Theatersportgruppe «Tsurigo» (tsurigo.ch), und die Anwesenden kamen in den Genuss von improvisiertem Theater, eine willkommene Aufheiterung.
Für die Arbeitsgruppe Grünräume sprach sodann Thomas Trachsel. Die Gruppe will öffentliche Grünräume im Quartier aufwerten. Sie ist gärtnerisch aktiv, pflanzt, jätet, schneidet Pflanzen etwa am Sempersteig, oben am Neumarkt und am Rehplätzchen. Sie hat an einem Wettbewerb von Pro Natura mit 450 Teilnehmenden mitgemacht und eine Anerkennungstafel für naturnahe Grünraumgestaltung gewonnen.
Schliesslich berichtete der Schreibende kurz für den Altstadt Kurier. 2019 war für die Quartierzeitung ein gutes Jahr, die Situation im laufenden Jahr ist erwartungsgemäss deutlich schwieriger, bisher war es aber machbar.
Fragen und Anregungen
Ein Antrag ist offenbar untergegangen: Der QV solle sich dafür einsetzen, dass an der Mühlegasse Tempo 30 eingeführt wird. Für dieses Vorhaben sprachen sich fast alle der Anwesenden (eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen) aus.
Jemand verlangte, dass die Velos nicht mit Tempo 50 den Neumarkt hinunterfräsen sollen. Das Problem dabei sei, so wusste jemand, dass
das in der Fussgängerzone geltende «Schritttempo» nicht zu kontrollieren sei.
Ein Anwohner des Predigerplatzes wies darauf hin, dass die Mehrheit der Anwohnenden nicht für einen autofreien Zähringer- und Predigerplatz sei, sondern gegen den Nachtlärm durch wilde Partys im Freien. Der Präsident sagte, dass bei einer diesbezüglichen Veranstaltung eine Halbierung der Zahl der Parkplätze als erstrebenswert angesehen wurde.
Ein weiteres Votum galt den E-Trottis, die durch die Gassen blochen und dann kreuz und quer abgestellt werden, ein Ärgernis. Nur Bussen würden Abhilfe schaffen, warf jemand ein.
Schliesslich erfolgte der Hinweis, dass bei Lärm- und anderen Problemen die Nummer 117 zu wählen sei. Damit erscheinen die Anrufe bei der Polizei in der Statistik und würden eher zu Massnahmen führen. – Kurz nach 21 Uhr konnte der Präsident die lebhafte Sitzung beschliessen.
Elmar Melliger