Weg mit dem «Mohr»?

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Das Vorhaben der Stadt, historische Hausnamen zu tilgen, sofern sie einen aus heutiger Sicht rassistischen Beigeschmack haben, hat in den Medien hohe Wellen geworfen.

Auch in der Altstadt ist das natürlich eifrig diskutiert worden. Und hat mehrheitlich Kopfschütteln ausgelöst, ist auf Unverständnis gestossen: «Übung abbrechen!» war der Tenor einer kleinen Umfrage. Spuren aus früheren Zeiten zu verwischen sei heuchlerisch, erinnere an den Bildersturm und löse keine Probleme, war wiederholt zu hören.

Vorerst geht es um den in den Türsturz gemeisselten Hausnamen «Zum Mohrenkopf» am Neumarkt 13, um die goldenen Lettern «Zum Mohrentanz» an der Niederdorfstrasse 29 und eine Tafel am Haus «Zum kleinen Mohrenkopf» an der Predigergasse 15, die allesamt an städtischen Liegenschaften angebracht sind.

Die Hausnamen sind teilweise bis ins 14. Jahrhundert zurück nachgewiesen, die Mauren waren ein nordafrikanisches Berbervolk, der heilige Mauritius wurde als Schwarzer dargestellt: Die Einwände gegen das Entfernen der Hausnamen scheinen seriös und nicht rassistischen Ursprungs zu sein.

In einem weiteren Schritt sollen private Hauseigentümer angegangen werden mit dem Ansinnen, dem städtischen Beispiel zu folgen und rassistische Zeichen zu tilgen.

Wenn aus heutiger Sicht manches von manchen als störend empfunden wird, lässt sich dem begegnen, indem man die Umstände erläutert, das Ganze in einen Kontext stellt.

Dies beabsichtigt die Stadt denn auch bei bedeutenderen Werken wie der unter Denkmalschutz stehenden, weit über hundertjährigen reich verzierten Aula des Schulhauses Hirschengraben, wo figürliche Darstellungen von Menschen «fremder Völker» für den Unterricht dienten und deren Darstellung heute ihrerseits exotisch wirkt.

Eine Lösung des Konflikts bestünde vielleicht darin, die für die prächtige Aula geplante «Kontextualisierung» auch bei den anderen, weniger gewichtigen Beispielen von heute manche Menschen störenden historischen Zeugen in unserer Stadt anzuwenden, von denen die meisten in der Altstadt zu finden sein dürften.

Elmar Melliger