Velkommen im Niederdorf

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Das ehemalige Café «Mohrenkopf» heisst jetzt «Frisk Fisk», ist locker-gediegen renoviert worden und bietet nicht nur norwegische – und niederländische – Austern, aber auch. Und Aquavit. Skål! Das heisst Prost auf Norwegisch.

Den pigmentierten Tausendsassa draussen an der Fassade brauchen Sie nicht mehr zu suchen. Der ist weg, politisch und kunsthistorisch korrekt spurlos wegretouchiert beziehungsweise abgehängt. Aber das zeitgeistig gereinigte Lokal offeriert beispielsweise ein köstliches Lachstatar mit Eigelb, Kapern und roter Zwiebel (Fr. 21.–). Die norwegische Fischsuppe mit Lachs und Kabeljau wird mit Liebstöckelöl aromatisiert (Fr. 17.–). Die geräucherte Languste gibt es mit Sellerie, Gerste und Nussbutter (Fr. 16.–). Fein ist der «Frisk Fisk Bagel» mit kalt geräuchertem Lachs, Amselspitz-Frischkäse, roter Zwiebel, Kapern, Kresse und «Frisk Fisk Bio Dillsenf» (Fr. 17.50). Und das täglich wechselnde Mittagsmenu. Küchenchef ist Daniel Hitz, Geschäftsführerin Isabelle Schöbi.

Austern à gogo
Im «Frisk Fisk» kann man vieles über Austern lernen. Alles weiss Matteo Trivisano aus Winterthur. Sein Vater Donato ist Italiener, die Mutter eine geborene Mundwiler, sie führt in
Winterthur unter anderem die Markthalle an der Marktgasse. 2017 eröffnete Sohn Matteo dort mitten in der Altstadt seinen ersten «Frisk Fisk». Lachs lernte er im hohen Norden kennen und leidenschaftlich lieben. Er schwört auf den Räucherer Frederik Möller Andersen, der seine vielfach preisgekrönten Austern im Golf von Morbihan in der Nähe von Arradon züchtet. Geräuchert wird auf altnorwegische Art: hängend, umgeben von einem zarten Rauchhauch aus einer Mischung von Tannennadeln, Fichtenholz und Splittern von nach Kümmel riechenden Aquavit-Fässern.
Die legendäre Hildegard Knef (1925-2002), die einst «jene irritierte Auster» besang, offeriert solche gleich zwei Mal: Sechs bretonische Austern Nr. 3 und ein Glas Champagne Fleur de l’Europe Brut Nature (Fr. 33.–) oder Hildegard Knef «goes Dutch»: Drei bretonische Austern Nr. 3, drei wilde Watt-Austern und ein Glas Champagne (Fr. 38.–). Die Watt-Austern werden im niederländischen Wattenmeer gesammelt. Es handelt sich um sogenannt japanische Austern (Crassostrea gigas).

Bakken’s Bakfisk
Macht Sie frittierter Steinbeisser an, mit Kräuter-Crème, Kartoffeln und Gemüse (Fr. 29.–)? Oder Fredrik og lille Mari, grillierter Lachs mit Komboucha Beurre Blanc (Fr. 36.–)? Die Lakservarsijon med Norsk Reker, also Lachs kalt geräuchert/heiss geräuchert/gebeizt/Shrimps kalt geräuchert mit «Frisk Fisk Bio Dillsenf», Meerrettichsauce, roter Zwiebel und Kapern (Fr. 23.–)? Oder soll es das Mystik Meny sein, das viergängige Überraschungsmenu (Fr. 80.– ohne, 120.– mit Wein)?
Im «Frisk Fisk» gibt es kleine Häppchen, aber auch einen aufwendigen Sonntagsbrunch mit Egg Benedict (Fr. 18.–), Smörrebröd (Fr. 17.–), Krabbeomelett (Fr. 13.–), Fiskekake (Fischfrikadelle) usw. Seinen Lachs und Meeresfrüchte kann man übrigens direkt an der Theke vakuumiert oder in Papier verpackt für nach Hause kaufen, zwischen Juni und September auch Wildlachs.
Gleich rechts vom Eingang – man darf jetzt ja auch drinnen sitzen – präsentieren sich Weine mit kunterbunten Etiketten, lauter natürlich produzierte Tranksame. Darunter sind zwar keine norwegischen Weine, aber ein dänischer Süsswein aus Kirschen. Und viele Flaschen Aquavit. «Aquavit» (Lebenswasser) soll im 16. Jahrhundert in Norwegen erstmals schriftlich erwähnt worden sein.
Mit von der Partie sind bei «Frisk Fisk» die Kollegen von «Wein-Punkt» (durst@wein-punkt.ch).
Klar, es gibt bei «Frisk Fisk» auch Vegetarisches. Chef Matteo Trivisano ist allerdings nicht sein eigener bester Kunde im Vegibereich. Er ist leidenschaftlicher Fischer und ebensolcher Jäger. «Am liebsten», sagt der sympathische Selbstversorger, «würde ich mein Essen ja jeden Tag selber beschaffen!»

Esther Scheidegger


«Frisk Fisk», Niederdorfstrasse 31, 8001 Zürich, Tel. 044 521 60 06, www.friskfisk.ch.
Montag bis Donnerstag 8 bis 23, Freitag 8 bis 24, Samstag 9 bis 24, Sonntag 10 bis 17 Uhr.