Altstadthaus auf Kurs

Die Verhandlungen mit dem Sozialdepartement zur zukünftigen Leistungsvereinbarung sind aufgegleist. Die entsprechende Weisung geht im Sommer vor den Gemeinderat. Wenn alles glatt läuft, startet das Altstadthaus am 1.1.2014 unter neuen Rahmenbedingungen.

Im Oktober letzten Jahres haben wir hier von der Gründung des Trägervereins Altstadthaus berichtet. Mittlerweile hat der Verein die strategischen Leitplanken der zukünftigen Programmgestaltung erarbeitet sowie ein konkretes Programmraster und das dazu nötige Budget erstellt. In einvernehmlichen Verhandlungen mit dem Sozialdepartement kam man zu guten Resultaten. Noch sind ein paar finanzielle Hürden zu nehmen. Doch das Projekt ist auf Kurs.

Was bisher geschah
Blättern wir hier kurz zurück: Noch im Herbst 2011 schien es, als ob das GZ Altstadthaus seine Betriebsmittel nahezu vollständig verliere und unter direkter Leitung des Sozialdepartements allein ein Kinderprogramm mit einer 40-Prozent-Stelle ausrichte. Dem Quartier sollte das Haus zur eigenen Nutzung zur Verfügung stehen. Gegen einen so drastischen Leistungsabbau wehrte sich das Quartier. In intensiven Verhandlungen gelang der Durchbruch, als das Quartier anbot, die Verantwortung für das Altstadthaus zu übernehmen und dazu einen Trägerverein zu gründen. Unter diesen Voraussetzungen zeigte sich die Stadt bereit, weiterhin Betriebsmittel von jährlich 150 000 Franken auszurichten. Das bedeutet zwar eine deutliche Reduktion (der Stiftung Zürcher Gemeinschaftszentren standen bisher jährlich 212 500 Franken an Betriebsmitteln zur Verfügung). Dennoch ist auch unter diesen neuen Voraussetzungen ein Altstadthaus, das ein respektables Programm anbietet, möglich.

Ehrgeizige Ziele
Um dem reduzierten Budget gerecht zu werden, musste der Trägerverein eine Reduktion der bisherigen 170 Stellenprozente um 55 auf neu 115 Prozent vornehmen. Vorgesehen ist, dass Hanspeter Wälchli und Michèle Heri Michel ihre Stelle auch unter neuer Leitung mit bisherigem Pensum und unter gleichen Bedingungen behalten. Im Prinzip müsste damit das bestehende Programm um rund einen Drittel ausgedünnt werden, womit auch beliebte Angebote gestrichen werden müssten. Der Trägerverein setzte sich hier ehrgeizige Ziele und nahm Programmkürzungen nur sehr moderat vor. Damit dies aufgeht, wird eine vermehrte Mitarbeit der Quartierbevölkerung unerlässlich. Dies ist an sich nichts Neues, gibt es doch bereits heute sehr viele Altstadthaus-Angebote, die partizipativ ausgerichtet sind und freiwillige Mitarbeitende aus dem Quartier einbinden. Die Pläne des Trägervereins gehen dann auf, wenn es gelingt, noch breitere Kreise für das Angebot des Altstadthauses zu begeistern und das Bewusstsein, dass dies unser aller Haus ist, zu stärken.

Strategische Grundsätze
Das Programm, mit dem das Altstadthaus 2014 startet, soll den Bedürfnissen ständig angepasst werden. Dazu sind in den Statuten des Trägervereins regelmässige Quartierversammlungen vorgesehen, bei denen alle im Quartier Ansässigen die Möglichkeit haben, ihre Bedürfnisse und Wünsche sowie ihre Kritik und ihre Anregungen an Betrieb und Programm des Altstadthauses zu äussern. Und der Trägerverein hat auch einen strategischen Rahmen für diese Programmentwicklung gesetzt, der insgesamt fünf Grundsätze deklariert:
- Das Altstadthaus soll die Quartieridentität stärken, dem Quartier einen eigenen, offenen und betreuten Ort bieten, an dem man sich zu Hause fühlt.
- Das Altstadthaus soll ein Haus für alle sein, das sämtlichen Gruppen des Quartiers links und rechts der Limmat zur Verfügung steht und Räume öffnet, in denen sich die Einwohnerinnen und Einwohner entlang ihrer gesamten «Quartierbiografie» in den sich wechselnden Lebensumständen regelmässig begegnen.
- Das Altstadthaus soll Eigeninitiativen stärken und insbesondere jene Angebote entwickeln, die im Quartier selber entstehen.
- Das Altstadthaus soll vernetzt sein und eng mit sämtlichen relevanten Vereinen und Institutionen mit Quartierbezug zusammenarbeiten.
- Und schliesslich soll das Altstadthaus ein Team haben, dessen Mitglieder sich gegenseitig austauschen und unterstützen können und das die Kontinuität des Angebots absichert. Längerfristig wird ein Ausbau dieses Teams auf drei Personen angestrebt.

Herausforderungen
Auf diesen Grundlagen führte der Trägerverein mit dem Sozialdepartement Kontraktverhandlungen, die abgeschlossen sind und demnächst als Weisung an den Gemeinderat gehen. Damit ist man auf Kurs. Allerdings werden noch einige grössere Herausforderungen zu meistern sein. Da die Stadt aus juristischen Gründen die Betriebsbeiträge jeweils am Ende des Quartals ausrichtet, wird der Trägerverein zum Starten ein Betriebskapital im Umfang von etwas mehr als einem Viertel des ersten Jahresbudgets benötigen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieses in Form eines zinslosen Darlehens finden lässt. Ausserdem wird der Trägerverein nach Drittmitteln Ausschau halten, da man sich mit dem Beitrag der Stadt auf minimalem Niveau bewegt und der Wille besteht, die geplanten Stellenprozente zu einem geeigneten Zeitpunkt zu erhöhen. Auch hier wird der Trägerverein mit verschiedenen Institutionen Gespräche führen. Im Sinne der Budgetsicherheit sind hier insbesondere längerfristige Engagements gefragt. Und schliesslich werden im ersten Jahr verschiedene Initialkosten anstehen, welche im regulären Budget keinen Platz fanden. Auch hier ist der Trägerverein und mit ihm das ganze Quartier gefordert.
Neben den finanziellen Herausforderungen sind auch wichtige kommunikative Aufgaben zu nennen. Der Einbezug der Quartierbevölkerung geschieht nicht von alleine. Es gibt Stimmen, die behaupten, die jüngere Generation sei nicht mehr im selben Masse bereit, sich für die Gemeinschaft zu engagieren.
Der Trägerverein wird alles daran setzen, zu beweisen, dass diese Aussage falsch ist und dass in unserem Quartier Jung und Alt hinter unserem Altstadthaus steht und dass die Nutzerinnen und Nutzer des willkommenen Angebots dafür auch den Tatbeweis antreten.

Michael Schädelin