Frisch und fruchtig
Der Früchtestand am Limmatquai unter den Bögen ist nicht mehr wegzudenken. In der warmen Jahreszeit versorgt er uns mit frischen Früchten und gehaltvollen Säften. Und er ist auch fürs Auge ein Gewinn.
Wer am Limmatquai vom Bellevue her kommt und beim Rüdenplatz unter die Bögen tritt, kommt am mit farbenprächtigen frischen Früchten schwer beladenen Stand vorbei. Viele bleiben denn auch stehen und betrachten das üppige Bild. «Täglich zwanzig oder dreissig Mal wird der Stand von Touristen fotografiert», sagt Yani Laham, der den Stand zusammen mit seinem Bruder Giorgios und einigen Angestellten führt. Die Vornamen täuschen: Wohl war der Grossvater der acht Geschwister Grieche, sie selbst sind aber in Syrien aufgewachsen, wo ein Teil der Familie noch lebt. Giorgios ist 1982 in die Schweiz gekommen, wo er in Zürich die Hotelfachschule absolviert hat, Yani folgte 1990. Im Jahr darauf konnten die Gebrüder den Kiosk am Limmatquai (bei den Bögen) übernehmen. Hier haben sie Zeitungen und Zigaretten verkauft. Im Sommer haben sie dann mit dem Verkauf von Früchten angefangen, im Winter Marroni angeboten. «Im Winter ist es schon sehr kalt, und es zieht», stellt Yani Laham fest. Nach etwa sechs harten Wintern beschloss man dann, den Winter auszulassen und mit den Zeitungen aufzuhören. Man konzentrierte sich auf den Früchtestand, wo auch frische Fruchtsäfte angeboten werden. Daneben haben die Brüder gleich um die Ecke an der Schoffelgasse die Crêperie «Qu’est-ce que c’est ça» geführt, die sie ca. 1998 wegen der hohen Miete aufgaben. Von 2002 bis 2006 führten sie das Restaurant «Arabesque» an der Werdstrasse nahe dem Stauffacher, mit syrisch-libanesischen Spezialitäten.
Seit einigen Jahren bieten die Brüder unter dem Namen «Fruitmix» Catering und Partyservice an für Messen, Kongresse, Privatanlässe: Früchte, Säfte, Eistee, Crêpes, Glaces, Mezze, alles hausgemacht. Das ist heute das Hauptgeschäft, wobei die Frau von Giorgios und ein Koch mitwirken sowie nach Bedarf Aushilfen.
Eine Augenweide
Der Stand unter den Bögen hat eine schwere Last an frischen Früchten zu tragen und ist eine Augenweide. Da finden sich je nach Saison exotische Früchte wie frische Datteln, Feigen, Mangostin (ähnlich Lychees), Guanabana (Melonenart), Papaya Formosa, Zuckerrohr, Mango, Passionsfrucht, Ananas und Kokosnüsse. Es hat auch Trauben und Pfirsiche und sozusagen als Kuriosum ist mitten drin ein Harass reifer Äpfel. Darüber hinaus gibt es getrocknete Früchte wie Datteln, Feigen, Aprikosen und Mango.
Morgens heisst es früh aufstehen für den Einkauf, zwischen 4 und 5 Uhr ist einer der Brüder auf dem Engros-Markt. Am Stand kann man die Früchte quasi einzeln kaufen, viele Passanten begnügen sich denn auch mit einer kleinen Menge. Wichtig für das Geschäft sind deshalb die Fruchtsäfte, ebenfalls von exotischen Früchten und immer frisch zubereitet, sowie die Schalen mit mundgerecht geschnittenen Früchten wie Ananas (Schale à 400 Gramm zu 6 Franken). Als Fruchtsäfte stehen gerade im Angebot Himbeere mit Ananas, Kiwi mit Banane, Kokosnuss mit Ba-nane und Passionsfrucht, Erdbeere mit Banane oder Mango (3 Deziliter zu 7 Franken).
Unter den Bögen
Der Brunnen, auf dessen Rand oft pittoresk beispielsweise einige Melonen platziert sind, hilft als Blickfang. So werden die am Limmatquai Flanierenden auf den Früchtestand aufmerksam und kommen näher. Yani Laham: «Der Brunnen bringt Glück. Die Leute schauen, trinken, fotografieren. Die Bögen wiederum bieten Schutz vor Regen und zu viel Sonne. Im Sommer ist es luftig und kühl.» Die kalten Winter werden ja nun ausgelassen. – Yani Laham pflegt ein gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn, wie er sagt. Überhaupt gefällt es ihm hier sehr gut: «Hier ist mein Leben, meine Seele, und Zürich ist die schönste Stadt!» Auch über den Früchtestand gerät er ins Schwärmen: «Er bringt Leben, er bringt den Sommer! Der Stand ist Teil meines Lebens.»
Der Stand ist sechs Tage die Woche von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends in Betrieb, bis Ende September, anfangs Oktober. Dann wird abgebaut, überlassen die Lahams das Geschäften im Freien den Marronibratern und konzentrieren sich auf das Catering. Um im März oder anfangs April, je nach Witterung, wieder zurückzukehren ans Limmatquai unter die Bögen. Um mit dem Früchtestand wieder etwas Farbe und hoffentlich einen prächtigen Sommer zu bringen.
Elmar Melliger