Attraktives Plätzchen statt Schmuddelecke

Auf Initiative des Quartierbewohners Thomas Trachsel soll das schmuddelig wirkende Rehplätzchen unter anderem durch eine neue Bepflanzung an Attraktivität gewinnen.

Immer bei Leermond wird der Quartierbriefkasten am Neumarkt geleert, der ausgediente Briefkasten der Post, der mit dem Wappen des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat geschmückt ist und für Quartieranliegen zur Verfügung steht. Dass im Zeitalter der Online-Kommunikation dieser Kanal nicht die erste Priorität geniesst, liegt auf der Hand. Doch bei der Leerung im Oktober fand man im Kasten ein Schreiben des Altstadtbewohners Thomas Trachsel, in dem er eine attraktivere Gestaltung des Rehplätzchens anregte, insbesondere durch eine geeignete Bepflanzung.
Der Quartierverein hat das Anliegen aufgenommen und die schon ausgereiften Vorschläge des umtriebigen Nachbarn gerne näher geprüft, die allerdings mit einigen Kosten verbunden sind.

Städtische Unterstützung
Das unscheinbare Rehplätzchen an der Obmannamtsgasse beim Obergericht wurde zwar vor wenigen Jahren auf den Namen Susanna-Gossweiler-Platz getauft, ist aber trotzdem ein eher düsterer Fleck geblieben, dessen verwucherte Bepflanzung mit immergrünem Gebüsch in den Sommermonaten auch dunkle Gestalten anzieht und wenig einladend wirkt. Die Sitzbänke zugewachsen, wirkt der Ort verlassen und vernachlässigt,  Abfälle liegen herum, das Gebüsch wird als Toilette missbraucht…
Bei einer Begehung des Plätzchens mit Vertretern von Grün Stadt Zürich, denen der Unterhalt der städtischen Grünanlage obliegt, stiess das Anliegen zur Aufwertung auf offene Ohren. Leider habe man zu wenig Personal für eine intensivere Pflege, erklärte der zuständige Grünflächenverwalter Hans Gubler. Doch man werde Pflanzen für eine Neubepflanzung gratis zur Verfügung stellen und den Abtransport von Schnittgut übernehmen. Überdies versprach Gubler, den Splitbelag zu erneuern. – Das ist mehr Entgegenkommen als erhofft, womit das Projekt an die Hand genommen werden kann.

Freundlicher und einladender
Thomas Trachsel, Umweltingenieur, hat inzwischen einen Bepflanzungsplan erarbeitet. «Einheimische Pflanzen sollen es sein», so seine Idee, «die ohne allzu viel Pflege gedeihen und die Jahreszeiten erlebbar machen, statt des langweiligen Immergrüns.» Bereits hat er auf eigene Initiative das Bord vor der dunklen Rückwand des angrenzenden Schuppens ausgelichtet, die wuchernden Büsche gerodet. Zur Ergänzung der verbliebenen Eiben und Föhre will er nun einheimische Heckensträucher pflanzen wie Schneeball und Heckenkirsche – diese treiben aus, tragen Früchte und die Blätter verfärben sich im Herbst – und Wildrosen. Dazwischen möchte er Blütenstauden pflanzen sowie Farne. Insgesamt soll es freundlicher wirken, einladender und offener.
Nun werden freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht, für die Bepflanzungsaktion (siehe rechts). An seiner letzten Sitzung hat der Vorstand des Quartiervereins beschlossen, die den grosszügigen Beitrag von Grün Stadt Zürich übersteigenden Kosten für zusätzliche Wildblumen zu übernehmen, die auch noch auf der Wunschliste von Thomas Trachsel stehen, und den wohlverdienten Imbiss für die Helferinnen und Helfer zu offerieren.
So dürfte aus dem unscheinbaren Plätzchen schon bald eine lauschige Ecke werden, wo zwar kaum Rehe äsen werden, wo sich aber vielleicht selbst die Namensgeberin Susanna Gossweiler wohl fühlen könnte.

Elmar Melliger

Zur Person
Thomas Trachsel (45) ist Maschineningenieur HTL und Umweltingenieur. Er wohnt seit achtzehn Jahren im Quartier. Weil ihm ein eigener Garten fehlt, machte er sich vor anderthalb Jahren daran, den Sempersteig «umzumodeln». Er hat die beiderseits angelegten, verwilderten Pflanzenbehälter von Unkraut befreit, Gebüsch zurückgeschnitten und Blumen gepflanzt, was bei Passanten gut angekommen ist und von Grün Stadt Zürich geduldet wurde. Für den Altstadt Kurier schreibt er neuerdings zum Thema Natur in der Altstadt (siehe Seite 4).       

EM