Aktiver Club an der Limmat

Der Limmat-Club Zürich ist ein traditionsreicher Verein mit Sitz inmitten der Altstadt. Sein Clublokal befindet sich an idyllischer Lage, natürlich direkt an der Limmat. Neben sportlichen Aktivitäten hat die Geselligkeit einen hohen Stellenwert.

Vor 150 Jahren wurde der Limmat-Club Zürich (LCZ) gegründet, unter dem Motto «Dem Elemente zum Trutz, den Menschen zum Schutz». Der älteste Sportverein der Altstadt ist auch der älteste Wasserfahrverein der Schweiz. Er pflegt jedoch nicht nur sportliche Aktivitäten, sondern ebenso sehr das Gesellige, und das Clublokal wird rege genutzt. Der Limmat-Club hat ein aktives Vereinsleben und viele Mitglieder zeigen ein grosses Engagement für den Club.
Und so erstaunt es nicht, dass das Jubiläum ausgiebig gefeiert wird. Es begann bereits mit der Jubiläums-Generalversammlung im Januar (die des zu erwartenden Andranges wegen im Schützenhaus Albisgütli stattfand), an der die umfangreiche Chronik vorgestellt wurde. Sodann hat am 18. Mai die Taufe von vier neuen Weidlingen stattgefunden. Am Wochenende vom 29. und 30. Juni gibt es als Höhepunkt Jubiläumswettfahrten und ein grosses Fest auf dem Lindenhof.

Aus der Geschichte
Die an der GV vorgestellte Chronik – ein 350-seitiger Band – gibt einen Einblick in 150 Jahre Vereinsgeschichte. So ist zu erfahren, dass 1870, ein Jahr nach der Gründung des Limmat-Clubs, fünf Weidlinge angeschafft wurden für je 85 Franken. Heute kostet so ein Weidling 10 000 Franken. Der Mitgliederbeitrag belief sich auf stolze 12 Franken, aktuell 50 Franken. Im selben Jahr wurde das erste Wettfahren am Neumühlequai durchgeführt, beliebt war auch immer die Stromschnelle unterhalb des gedeckten Brüggli (heute Coop Bahnhofbrücke). Auf der Suche nach einer Schiffsstation kam man auf die neu erbaute Fleischhalle (beim Rathaus-Café). Das Ansinnen wurde jedoch abgelehnt mit der Begründung, dass dadurch Fleischdieben geradezu der Weg geebnet würde. – Der Gasthof «Schiff» diente als erstes Clublokal (gegenüber dem heutigen am Limmatquai gelegen), woraus das Recht erwuchs, dort jeweils Sechseläutenbänkli aufzustellen. (Heute sind die Bänke des LCZ während dem Umzug jeweils vor dem Heimatwerk.)
Die Langschiffe wurden nach einer Fernfahrt am Reiseziel jeweils verkauft oder verschenkt, weil der Rücktransport der 20 Meter langen Schiffe nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Heute werden die Schiffe mit Lastwagen oder per Bahn zurücktransportiert. Zu anderen Wasserfahrvereinen unterhält der LCZ teils über 100-jährige Freundschaften, aber auch mit der Zunft zur Schiffleuten, von der eine Vertretung des LCZ immer ans Sechseläuten eingeladen wird.

Clublokal an der Schipfe
Seit 1901 befindet sich das Clublokal an der Schipfe, wo auch die Schiffe im Wasser liegen und das Material lagert. Zunächst jedoch an der Schipfe 12, dem heutigen Restaurant «Schipfe 16». 1930 konnte man den Hausteil Schipfe 10 dazu mieten, das heutige Clublokal. Früher war hier eine Fischzucht, unter dem Boden sind noch die Becken. (Beim Escher-Wyss-Platz hat der LCZ ein zweites Depot und Trainingsmöglichkeiten, er besitzt insgesamt 16 Schiffe.)
Seit 1938 erscheint übrigens die Club-Zeitung, der Limmat-Clübler, mit aktuell sechs Ausgaben jährlich. Dieser informiert über das Vereinsleben und die vielen anstehenden Veranstaltungen und Aktivitäten.
Dass der LCZ immer durchaus anerkannt und geschätzt war, zeigt die Tatsache, dass bereits der Stapi Emil Landolt Mitglied war, wie auch die früheren Stadtpräsidenten Josef Estermann und Elmar Ledergerber Mitglieder sind und dass Stadtrat Raphael Golta als OK-Präsident des Jubiläumswettfahrens wirkt. Auf der sogenannten Hirsebreifahrt, die alle zehn Jahre stattfindet und von Zürich nach Strassburg führt, ist unter den Ehrengästen auf den Schiffen immer eine Delegation des Stadtrats dabei.
Fernfahrten nach Venedig (2012) oder wie im letzten Jahr auf der Moldau zählen sicher zu den Höhepunkten. Weitere Aktivitäten sind regelmässig stattfindende Wettfahren, Meisterschaften oder das Schifferstechen. Immer am Karfreitag organisiert der Club das Fischessen, bei dem jeder Platz belegt ist. In den Sommerferien gibt es die Sommerwirtschaft, bei der eine Gruppe von Mitgliedern jeweils eine Woche lang die Gäste bekocht. Und anderes mehr.
Seit 45 Jahren machen übrigens auch Frauen mit beim LCZ, der zuvor eine reine Männergesellschaft war. Der Limmat-Club zählt derzeit 16 Junioren und 55 Aktive, die an Wettkämpfen teilnehmen. Zusammen mit den Passivmitgliedern kommt der Club auf unglaubliche 1200 Mitglieder. Viele unter ihnen schätzen das Vereinsleben, das gute Gefühl, als Mitglied dazuzugehören. Und natürlich die einmalig schöne Lage des Clubhauses direkt an der Limmat.

Elmar Melliger

Die Chronik «1869-2019 – 150 Jahre Limmat-Club Zürich», Herausgeber Limmat-Club Zürich, zählt 350 Seiten und ist in einer Auflage von 700 Exemplaren erschienen.


Jubiläumswettfahren

Am Samstag 29. und Sonntag 30. Juni findet das Jubiläumswettfahren statt, an dem Wasserfahrvereine aus der ganzen Schweiz teilnehmen (von denen es heute noch 29 gibt).
Auf dem Lindenhof lädt ein grosses Festzelt ein zu geselligem Beisammensein und musikalischer Unterhaltung. Auf dem Lindenhof kann man sich auf dem Trockenen im Proberudern oder beim Schifferstechen an Ort versuchen und anders mehr. Und für die Kleinen gibt es eine Hüpfburg. Details: www.limmat-club.ch.
EM


Schiffstaufen

Am 18. Mai trafen sich die Mitglieder des Limmat-Clubs an der Schipfe zur Taufe von vier neuen Weidlingen. Begrüsst wurden sie von der Feuerwehrmusik Altstadt. Dass gleich vier Schiffe beschafft wurden, hat einen tieferen Grund. Am 29./30. Juni veranstaltet der Limmat-Club ein Jubiläumswettfahren mit Teilnehmern aus der ganzen Schweiz. Dafür müssen mehrere identische Boote vorhanden sein.
Der Limmat-Club ist mit seinen 150 Jahren der älteste Wasserfahrverein der Schweiz und der einzige, der nebst den pflegeleichteren Kunststoff- auch noch mit Holzschiffen stachelt und rudert – und damit ungefähr alle zehn Jahre in den Genuss einer Schiffstaufe kommt. Viele Hersteller gibt es nicht mehr; in Thayngen hat man noch einen gefunden.
Vier Taufpaten, von denen drei auch gleich Spender sind, liessen die obligate Champagnerflasche zerschellen. Sie wurden assistiert von einem leibhaftigen Neptun und begleitet von je einem Knall aus der Schiffskanone.
Schiffe dieser Art müssen nicht unbedingt einen Namen haben; sie erhalten vom Strassenverkehrsamt eine ZH-Nummer. Aber natürlich kann der Limmat-Club nicht auf die uralte Tradition der Schiffstaufe verzichten.
Wie einer der Paten, Ehrenpräsident Urs Höhn, in seiner Ansprache erklärte, sollen die Namen nicht zuletzt die latent immer vorhandene Angst vor den Tücken der Seefahrt bekämpfen. Wie recht er hatte, zeigte sich noch am gleichen Tag.
Die Namen entnahm man diesmal dem Tierreich: «Schwan», «Mungg», «Bär» und (wenigstens in Bezug auf die untere Hälfte) «Meerjungfrau».
Nach den Feierlichkeiten stachen die neuen Boote mit vielen Aktiv- und Passivmitgliedern in See bzw. auf den See. Eine besonders frohe Schar testete mit dem «Mungg», wie viele Leute so ein Schiff trägt und wie sehr man dann noch wackeln darf. Das Ergebnis wurde von der ganzen Festgemeinde mit Jubel zur Kenntnis genommen, als die Schiffbrüchigen (einschliesslich des Berichterstatters) die letzten Meter zum Depot schwimmend zurücklegten. Hoffen wir, dass das für die kommenden Wettkämpfe kein böses Omen ist und die Limmatclübler mit den neuen Sportgeräten gute Resultate erzielen.

Rolf Landolt