Autos verschwinden von der Bildfläche

Dieses Jahr bringt wichtige Neuerungen für die Innenstadt punkto Verkehr, sowohl den ruhenden wie auch den rollenden.

Denn erstens wird demnächst das Parkhaus Gessnerallee fertig, wonach oberirdische Parkplätze abgebaut werden. Und zweitens wird das Limmatquai vom Durchgangsverkehr befreit.

Heute präsentiert sich das unterirdische Parkhaus an der Gessnerallee noch als Grossbaustelle, der man das nahende Ende allerdings schon ansieht. Bereits sind Oberflächenarbeiten im Gang. Schon sehr bald, am 9. Juni, wird hier Eröffnung gefeiert. Auf vier Etagen werden hier 620 Autos Platz finden.
Doch diese Parkplätze erweitern nicht das Parkplatzangebot in der Innenstadt, sondern sie ersetzen einen Teil davon. So will es der so genannte historische Kompromiss, aufgrund dessen sich alle Beteiligten zu einem Aufbruch aus dem verkehrspolitischen Schützengrabendenken entschlossen hatten: Unterirdisch entstehende Parkplätze werden in gleicher Zahl oberirdisch abgebaut.
Das bedeutet zunächst das Aus für die als Provisorien über der Sihl errichteten Parkdecks, das beim Hauptbahnhof und das bei der Börse. Vor allem dasjenige beim Bahnhof wird an dieser zentralen Lage als hässlicher Störfaktor empfunden, von Einheimischen wie von Besucherinnen und Besuchern der Stadt.
Wie Rudolf Lehmann, Leiter Permanente Verkehrsanordnungen bei der Dienstabteilung Verkehr, auf Anfrage erklärte, geschieht der Abbau von oberirdischen Parkplätzen gestaffelt: «Da sind zum Teil noch bauliche Massnahmen erforderlich, etwa werden Bügel für Veloabstellplätze gesetzt oder Trottoirs verbreitert.» Zunächst kommen die Parkplätze an der Schützengasse, an der Beatengasse und am Beatenplatz dran.

Der Rennweg
«Ebenso werden die Parkplätze am Rennweg aufgehoben, in einer ersten Phase, noch in diesem Jahr», führte Lehmann weiter aus. Da hier noch Einsprachen die Einführung einer Fussgängerzone verzögern, bleibt die Durchfahrt für den Fahrzeugverkehr vorerst gestattet. Also wird hier lediglich eine «Zone Parkverbot» signalisiert. Das heisst, dass am Rennweg das Abstellen von Fahrzeugen nur noch zum Warenumschlag gestattet ist, nicht jedoch zum Parkieren. Das durchzusetzen ohne weitere bauliche Massnahmen – der Rennweg ist bereits als Fussgängerzone, als Boulevard zum Flanieren gestaltet – dürfte nicht einfach sein. Permanente Kontrollen werden nötig sein, Präsenz uniformierter Polizei, wie Lehmann sagte.
Immerhin, wenn alles gut gehe, sollen bis Ende Jahr alle aufzuhebenden Parkplätze verschwunden sein, ansonsten «nach und nach».
Um die Veränderungen am Rennweg zu erfassen, wird im Auftrag der Stadt eine Umfrage durchgeführt. Befragt werden Geschäftsleute, die Kundschaft sowie Passanten, um den Zustand vor der Einführung des neuen Regimes mit demjenigen danach objektiv vergleichen zu können. Die erste Befragung erfolgt im April.

Limmatquai
Ebenfalls in diesem Jahr wird der mittlere Teil des Limmatquais gesperrt, nachdem endlich der letzte Rekurs erledigt ist. Auch hier dauert es noch eine Weile bis zur Umsetzung. Denn in diesem Sommer stehen am Bahnhofplatz grosse Bauvorhaben an, mit Beginn am 20. April. Die Gleise werden ausgewechselt, zwischen Bahnhofquai und Löwenstrasse, es gibt neue Tramhaltestellen und Wartehäuschen etc.
Hier ist also mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen, wie Heinz Cavallasca, Projektleiter Limmatquai, auf Anfrage erklärte. Teils ist die Durchfahrt erschwert, am Gleisschlagwochenende vom 10./11. Juli bleibt der Bahnhofplatz ganz gesperrt. Es macht deshalb wenig Sinn, ohne Not gleichzeitig auch noch das Limmatquai zu schliessen, denn auf ein paar Wochen kommt es jetzt wohl nicht mehr an. Daher ist die Sperrung auf den Herbst, nach Abschluss der Arbeiten am Bahnhofplatz, angesetzt.
Dann gilt am Limmatquai ab Münsterbrücke limmatabwärts ein Fahrverbot für Motorfahrzeuge, bis zur Rudolf-Brun-Brücke. In dieser Richtung ist die Zufahrt zum Ein- und Aussteigenlassen, für Anlieferung etc. gestattet, nicht jedoch in der Gegenrichtung, flussaufwärts. Auf dieser Strecke gilt zudem Tempo 30, auch für das Tram. Veloverkehr bleibt in beiden Richtungen erlaubt. Auf das Fahrverbot wird sowohl am Central wie am Bellevue hingewiesen, um den Verkehr in die richtigen Bahnen zu leiten. «Beim Hechtplatz soll zudem ein Einfahrtsportal wie bei anderen Tempo-30-Zonen entstehen», sagte Cavallasca. Nach einer Einführungszeit dürfte der zu erwartende zusätzliche Verkehr über die Rudolf-Brun- und die Münsterbrücke wieder abnehmen, vermutet er. Bis zur baulichen Neugestaltung des mittleren Limmatquais wird es noch einige Jahre dauern.
Die beiden Änderungen, die von der Oberfläche verschwundenen parkierten Autos und das Ausbleiben der Autokolonnen am Limmatquai, dürften bereits eine spürbare Attraktivitätssteigerung der Innenstadt für Fussgängerinnen und Fussgänger, und das sind wir ja letztlich alle, bedeuten.

Elmar Melliger