Parkplatzabbau und Umgestaltung

Auf dem Zähringer- und Predigerplatz werden knapp zwei Drittel der Parkplätze abgebaut. Die vor Jahresfrist ausgeschriebene neue Verkehrsanordnung ist nun rechtskräftig und wird per 1. Oktober 2022 umgesetzt. Geplant ist ausserdem eine sachte Neugestaltung. Kürzlich fand eine Informationsveranstaltung mit Begehung statt.

Dayana Mordasini, Beauftragte für Quartiersicherheit beim Sicherheitsdepartement, konnte 25 Personen begrüssen. Sie leitete die Informationsveranstaltung vom 7. Juli 2022, die am Ort des Interesses, auf dem Zähringer- und Predigerplatz, stattfand. Teilnehmende waren städtische Mitarbeitende von Sicherheitsdepartement (Dienstabteilung Verkehr, Kreischef), Sozialdepartement (SIP) und Tiefbauamt. Ferner Vertretungen aus dem Quartier (Quartierverein Zürich 1 rechts der Limmat, Altstadthaus) und Anrainer (Zentralbibliothek, Predigerkirche, Restaurants, Anwohnende).

Parkplatzverkleinerung
Die grosse Neuigkeit vorweg: Das vor Jahresfrist ausgeschriebene neue Verkehrsregime mit Aufhebung von knapp zwei Dritteln der Parkplätze (27 von 44) ist nun rechtskräftig und wird per 1. Oktober 2022 umgesetzt. Bei der Kommunikation zur Ausschreibung war noch davon die Rede, dass die anschliessende Neugestaltung im Herbst 2021 erfolgen solle. Einsprachen, welche die Umsetzung verzögerten, sind inzwischen erledigt und dem Vorhaben steht nichts mehr im Weg.
Bereits seit Jahrzehnten sind die Parkplätze auf dem Zähringer- und Predigerplatz ein Zankapfel. So wurde 1986 ein Postulat überwiesen, das auf dem Zähringerplatz die Erhöhung der Sicherheit für Fussgängerinnen und Fussgänger forderte und die Aufhebung der Parkplätze wurde von linker Seite wiederholt gefordert.
Der 1996 ausgehandelte «Historische Kompromiss», nach dem die Gesamtzahl der Parkplätze in der Innenstadt auf dem Stand von 1990 zu belassen sei, hat dies bislang verhindert.
Von 42 Parkplätzen auf dem Zähringerplatz sind bei der letzten Neugestaltung im Jahr 2006 zehn zum Opfer gefallen; sie wurden in der Nähe kompensiert. Neu standen zwischen zwei Bäumen nur noch zwei Fahrzeuge, während sich davor drei dazwischen drängten – was nicht selten zu Baum- oder Blechschäden führte.
An einem Workshop 2019 sprachen sich die Teilnehmenden aus dem Quartier wohl für eine Reduktion der Parkplatzzahl auf Zähringer- und Predigerplatz aus, nicht jedoch für eine totale Aufhebung der Parkplätze. Dies insbesondere mit Blick auf das Gewerbe, das auf Parkplätze angewiesen ist, namentlich die Handwerker.

Wenden in der Platzmitte
Die Begehung sollte einen Überblick über die bevorstehenden Neuerungen verschaffen und startete an der Mühlegasse, eingangs Zähringerplatz. Die bestehenden Veloabstellplätze auf der «Mittelinsel» bleiben erhalten, zwei Parkplätze werden zusammengelegt zu einem Behindertenparkplatz, der mehr Platz benötigt. Die Parkplätze im vorderen Teil des Zähringerplatzes bleiben bestehen. Neu soll der motorisierte Verkehr auf der Höhe der Spitalgasse wenden und entlang der Zentralbibliothek zurück zur Mühlegasse geführt werden. Die Parkplätze, die auf diese Weise umrundet werden, bleiben bestehen. Das sind 18 resp. wegen des Behindertenparkplatzes noch 17. Die bei der Einfahrt auf den Zähringerplatz befindliche Signalisierung des Nachtfahrverbots wird verschoben auf die Höhe der Spitalgasse, etwa in die Mitte des Zähringerplatzes also.
Der vordere Teil ist neuerdings ausgenommen vom Nachtfahrverbot ab 19 Uhr. Mit diesem Trick, das darf wohl so genannt werden, konnte man die nunmehr während 24 Stunden zur Verfügung stehenden Parkplätze sozusagen doppelt zählen. Womit der «Historische Parkplatzkompromiss» trotz der geplanten Reduktion von Parkplätzen eingehalten werden konnte. (Kurz nach der nun rechtsgültigen Ausschreibung hat die linksgrüne Mehrheit des Gemeinderats den seit 1996 geltenden «Historischen Kompromiss» ausser Kraft gesetzt – womit diese «Schlaumeierei» kurze Zeit später gar nicht mehr nötig gewesen wäre.)
Wir befinden uns also bei den letzten zwei (resp. vier) der Parkplätze vor dem Übergang von der Spitalgasse zum Portal der Predigerkirche. Diese Plätze (zwei pro Reihe) werden zur Wendeschlaufe umgestaltet. Die Velo-Abstellplätze der Häuserzeile entlang werden ersetzt durch Abstellplätze für Motorräder, die längs zur Fahrspur angeordnet werden statt quer dazu, damit mehr Platz zum Einparken der Fahrzeuge zwischen den Bäumen entsteht.
Auf der Höhe der Spitalgasse steht also fortan die Beschilderung des Nachtfahrverbots mit den bekannten Ausnahmen, hier findet auch die automatische Einfahrtskontrolle statt, die berechtigte von unberechtigten Einfahrten unterscheidet. Die Plätze für den Güterumschlag bleiben bestehen. Ansonsten gibt es hinter diesem Punkt keine Parkplätze mehr. Auf dem Zähringerplatz entfallen also fünfzehn Plätze. Dazu kommen die zwölf auf dem Predigerplatz, weiter oben.

Gewonnene Fläche nutzen
Diese Flächen werden also von Fahrzeugen befreit, frei. Bloss: frei wofür? Das zu erarbeiten wird Gegenstand eines Prozesses sein. Klar ist bisher: Auf dem Zähringerplatz werden einige neue Sitzbänke montiert, vier etwas längere und zwei in normaler Länge. Diese holzfarbenen (Landi-) Bänke werden längs zur Fahrspur platziert, damit nicht verbotenerweise parkiert werden kann.
Vom Brunnen an aufwärts, also auf dem Predigerplatz, stehen bereits jetzt einige Bänke, sodann folgt der Aussenbereich des Restaurants «New Bombay» und erst daran anschliessend der Teil mit den zwölf bisherigen Parkplätzen. Auf dieser Fläche werden – auf Wunsch des Quartiers – keine zusätzlichen Sitzgelegenheiten errichtet. Weil den Anwohnenden die schlaflosen Nächte in die Knochen gefahren sind. Seit Jahren nämlich feiern hier Jugendliche Wochenende für Wochenende Party. Und das tun sie nicht nachmittags um 4, sondern ab 23 Uhr bis morgens um 4.
Einem der Anwohner platzte fast der Kragen: Hier sei es laut, jedes Wochenende, mit Musik und Geschrei. Und regelmässig käme es zu Schlägereien. Dass hier fortan statt parkierter Autos mehr freie Fläche sein wird, nehmen einige der Anwohnenden deshalb mit Sorge und Skepsis zur Kenntnis.
«Nein, es gibt keine zusätzlichen Bänke auf dem Predigerplatz», versicherte Dayana Mordasini. Stattdessen sei das Quartier gefragt, wenn es um die neue Nutzung des Platzes gehe. Seitens der Stadt sei das Ganze denn auch kein Gestaltungsprojekt, sondern eher ein «Möblierungsprojekt» (womit die Bänke auf dem Zähringerplatz gemeint sind). Es gehe darum, dass sich das Quartier den Platz aneigne. Als Gegengewicht zu der nächtlichen Szene. Wobei die anwesenden Vertreter der SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) darlegten, dass ihnen dieser Ort als sogenannter «Hot Spot» sehr wohl bekannt sei. Man sei hier aktiv und reaktiv präsent. Betroffene könnten sich jederzeit an die SIP wenden, natürlich auch an die Polizei. Ein Anwohner erinnerte daran, dass bei der letzten Umgestaltung des Predigerplatzes die eine der zwei Baumreihen den Parkplätzen weichen musste und sagte: «Die könnte man doch jetzt wieder pflanzen!» In der Tat eine gute Idee, deren Realisierung wohl im Bereich des Möglichen sein sollte.
Yvonne Kwakernaak vom Sicherheitsdepartement erklärte, man wolle seitens der Stadt Anliegen aus dem Quartier gern aufnehmen. (Der Quartiervereinsvorstand klärt das weitere Vorgehen ab.)
Es geht nun darum, dass das Quartier die gewonnene Fläche nach seinen Bedürfnissen nutzen kann. Damit sie ein Gewinn wird.

Elmar Melliger

Am Samstag, 1. Oktober 2022, wird der Platz sozusagen feierlich dem Quartier übergeben, in Anwesenheit von Stadträtin Karin Rykart. Nähere Angaben folgen.