Es geht um die Substanz

Das Grossmünster erfährt in den nächsten Jahren umfangreiche Substanzerhaltungsmassnahmen, sowohl innen wie aussen. Der Kredit von 35 Millionen Franken lässt die Tragweite erahnen. Die Arbeiten erfolgen unter laufendem Betrieb, was nicht einfach zu bewerkstelligen ist. Sie dauern in einem mehrstufigen Prozess bis Ende 2028.

Das Grossmünster gehört dem Kanton Zürich. Die romanische Kirche wurde in den Jahren 1100 bis 1220 erbaut, gilt mit ihren Doppeltürmen als Wahrzeichen der Stadt Zürich und zählt mit jährlich rund einer halben Million Besucherinnen und Besuchern zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Kantons, abgesehen von ihrer Bedeutung als Zentrumskirche.
Im Jahr 2000 wurden die letzten ausführlichen Renovationsarbeiten abgeschlossen. Seither hat sich die Nutzung der Kirche verändert. Vermehrt finden neben den kirchlichen Anlässen auch anderweitige Veranstaltungen und Konzerte statt und die touristische Nutzung durch Besichtigungen und Führungen hat stark zugenommen.

Bausubstanz erhalten, optimieren
Nun sind wieder umfassende Instandsetzungsarbeiten notwendig. Zusätzlich sind bauliche Anpassungen in Form von Optimierungen für den täglichen Betrieb vorzunehmen. Für das Gesamtprojekt hat der Regierungsrat im Juni 2021 einen Kredit von 35 Millionen Franken bewilligt. Ziel ist es, die wertvolle mittelalterliche Bausubstanz zu erhalten. Dazu sind Massnahmen erforderlich, das Raumklima zu regulieren, um die Zerfallsprozesse so weit wie möglich zu verlangsamen. Um einen sicheren und adäquaten Betrieb zu ermöglichen, sollen beispielsweise die Besucherlenkung und die Personensicherheit optimiert werden. Weiter sollen WC-Anlagen und Lager den heutigen Bedürfnissen und Vorschriften angepasst werden. Ausserdem steht die Verbesserung der gebäudetechnischen Installationen an.
Die Umsetzung erfolgt in zeitlich gestaffelten Teilprojekten. Die entsprechenden Arbeiten betreffen Innen- wie Aussenbereich und haben im Juli 2023 begonnen.

Vom Untergeschoss bis zum Turm
Nach Auskunft von Markus Pfanner, Kommunikationsbeauftragter bei der kantonalen Baudirektion, werden in einer ersten Phase verschiedene Massnahmen im Innenraum vorgenommen.
Bereits abgeschlossen sind die Instandsetzung und Reinigung der Giacometti-, Röttinger- und Polkefenster. Auch der Dachstuhl im Hauptdach wurde verstärkt. Als nächstes werden bis März 2024 das Schwert von Karl dem Grossen in der Krypta sowie die Holztreppen und Steinstufen im Karlsturm und im Glockenturm instandgesetzt.
Im Hinblick auf die Sanierung der Fassade des Grossmünsters wurde
im Sommer in einem Teilbereich der Südfassade eine Bemusterung durchgeführt. Dabei wurden unterschiedliche Mörtelrezepturen sowie Reinigungs- und Instandsetzungstechniken getestet. Die Erkenntnisse aus dieser Bemusterung bilden die Grundlage für das Instandsetzungskonzept der Fassadensanierung.
Instandsetzungen sind im Bereich des Kirchenschiffs, des Chors und der Empore, bei den Boden-, Wand- und Deckenoberflächen und der Beleuchtung geplant. Die Gebäudehülle und das Dach müssen instandgesetzt werden. Die Turmschäfte und -helme werden neu gestrichen und der Dachreiter instandgesetzt. Die Dachentwässerung sowie der Blitzschutz werden verbessert und erweitert. Über den Treppenhäusern werden Entrauchungsöffnungen eingebaut und ein Abluftsystem für den Kirchenraum erstellt. Dazu kommen schliesslich Umgebungsarbeiten.
Die Bauarbeiten erfolgen unter laufendem Betrieb: Eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten.

Elmar Melliger