Neu zwei Organisationseinheiten
An der Schule Hirschengraben- Schanzengraben zeichnen sich Veränderungen organisatorischer Natur ab. Die Einführung des Tagesschulbetriebs erfolgt zeitlich versetzt. Ein kurzer Überblick.
Schulhäuser optimal zu bespielen ist eine hohe Kunst. Immer genügend Lehrkräfte zu haben und die richtige Schülerzahl, bei all den Veränderungen in der Bevölkerung und Gesellschaft, ist eine Gratwanderung. Mehrmals war beispielsweise das Schulhaus Schanzengraben am Basteiplatz 11 von der Schliessung respektive Umnutzung bedroht. Die Bevölkerung in dieser Gegend hatte abgenommen, dementsprechend auch die Zahl der Kinder. Hatten beispielsweise Bürohäuser in der Regel eine Hauswartswohnung im Obergeschoss, wurden die entsprechenden Aufgaben zunehmend externen «Facility Managern» übertragen und die Wohnräume den Büros zugeschlagen. Weg waren damit auch die Kinder. Zwischen Bahnhofstrasse und Selnau wohnt heute fast niemand mehr.
Als Zwischenlösung diente das Schulhaus vorwiegend als Kleinklassenschule für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Die Kleinklassen wurden 2006 aufgehoben und das 1876 erbaute Schulhaus Schanzengraben (im Kreis 1 links der Limmat) wurde mit dem 1894 erbauten Schulhaus Hirschengraben (Altstadt rechts der Limmat) zu einer Schuleinheit verbunden und seither als Primarschulhaus genutzt. – Nun erfolgt der nächste Schritt, die Rückführung in zwei getrennte Schuleinheiten.
Zwei Organisationseinheiten
Wie Daniel Bellot, Leiter Fachbereich Planung und Infrastruktur beim Schulkreis Zürichberg, auf Anfrage erklärte, hat sich die Zuteilung von Ressourcen geändert. Die Schulleitungsressourcen seien heute höher als früher, was eine neue Situation ergibt. Ausserdem steht die gesamtstädtische Einführung von Tagesschulen bevor.
Diesbezüglich hat sich gezeigt, dass sich die Rahmenbedingungen für die Aufnahme des Tagesschulbetriebs an den beiden Schulstandorten stark unterscheiden. So sind im Schulhaus Hirschengraben umfangreiche Anpassungen der Infrastruktur nötig. So braucht es eine grosse Gastronomieküche und zusätzlichen Raum für die Betreuung.
Verzögerung beim Hirschengraben
Die erforderlichen Umbaumassnahmen können jedoch frühestens mit der Eröffnung eines weiteren Sek- Standorts im Schulkreis Zürichberg erfolgen. Derzeit werden im Schulhaus Hirschengraben zwei Unter-, zwei Mittel- und elf Oberstufenklassen unterrichtet: Je vier 1.-Sek-, vier 2.-Sek- und drei 3.-Sek-Klassen. Erst nach erfolgtem Umbau kann die Sekundarstufe wieder auf die ursprüngliche Grösse von acht bis neun Klassen zurückgefahren und so der benötigte Raum geschaffen werden.
Zur vorübergehenden Deckung des steigenden Schulraumbedarfs will der Stadtrat eine kürzlich erworbene Liegenschaft an der Krähbühlstrasse in Fluntern (ehemals Meteorologische Zentralanstalt resp. Meteo Schweiz) zu einer Sekundarschulanlage umbauen.
Ein Provisorium auf der Schulanlage Hirschengraben würde das begrenzte Aussenraumangebot unverhältnismässig einschränken und wäre keine geeignete Lösung. Eine gestaffelte Einführung des Tagesschulbetriebs innerhalb derselben Organisationseinheit indessen ist technisch nicht umsetzbar. «Daraus abgeleitet ist aus heutiger Sicht ein Eintritt der Schule Hirschengraben in den Tagesschulbetrieb nicht vor 2028 möglich», wie es in einer Mitteilung der Schule heisst.
Beim Schulhaus Schanzengraben ist die Einführung des Tagesschulbetriebs in einem Jahr, also auf Sommer 2025, geplant. Hier werden Kinder vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Auf diesen Zeitpunkt hin, auf den Beginn des Schuljahres 2025/2026, wird die Schule Hirschengraben-Schanzengraben aufgeteilt in Schule Hirschengraben und Schule Schanzengraben.
Nur noch ein Kindergarten
Derzeit gibt es einen gut gefüllten Kindergarten am Schanzengraben, wie Daniel Bellot ausführte. Und zwei Kindergärten, die schlecht ausgelastet sind, an der Schule Hirschengraben. Nun wurde entschieden, den Kindergarten am Hirschengraben, im Haus des Theaters Stok, per Ende des Schuljahres, also im Sommer 2024, aufzuheben. Der Kindergarten am Neumarkt 8, seit vielen Jahrzehnten eine Institution in der Altstadt, bleibt bestehen. Der Vorteil dieses Standorts ist unter anderem die Lage in der Altstadt. Die Kinder aus der Altstadt rechts der Limmat gelangen dorthin, ohne den verkehrsreichen Seilergraben überqueren zu müssen.
Elmar Melliger