Autoposer nerven die Nachbarschaft
Sie ziehen ihre Runden und lassen sich beziehungsweise ihre Fahrzeuge bewundern: Autoposer. Sie treffen sich an Autobahnraststätten. – Und in der Innenstadt. Dort stören sie.
Würden die Betroffenen ein Lied davon singen, es wäre eine disharmonische Kakophonie, ohne viel Liebe herausgepresst. Autoposer. Sie fahren von überall her in die Innenstadt und kurven von der Quaibrücke in den Stadthausquai, um vor dem Stadthaus wiederum abzuzweigen und über die Fraumünsterstrasse – am Café Metropol vorbei – zurückzufahren. Mehrheitlich junge Leute steuern PS-Boliden, teure Fahrzeuge, die ihnen oder ihrem Papa gehören oder der Autovermietung. Ferraris, Mercedes, BMWs, Porsches, Lamborghinis, manche der Autos sind speziell aufgemotzt, treiben dem Publikum das Wasser in die Augen. Das Publikum, die Autospotter, besteht vorwiegend aus jungen Leuten, Männer und Frauen, Teenager zum Teil. Mit Handys oder Kameras stehen sie bereit, das Gebotene festzuhalten. Dies vor allem am Wochenende, tagsüber und bis spätnachts.
Das Gebotene, das ist ausser den noblen Karozzen deren Ton, Klang, wie Orgelmusik in den Ohren der Fans, das Krachen und Knattern der Auspuffe, wie eine wilde Eruption.
Störfaktor
Diametral anders stellt sich das Ganze für die Anrainer dar. Die «Barfussbar» in der Frauenbadi beklagt Störungen ihrer Abendveranstaltungen, direkt betroffen ist auch das «Bauschänzli», wo die Gäste ebenfalls im Freien sitzen.
Tobias Wolf, im Vorstand des Einwohnervereins Altstadt links der Limmat und Anwohner, hat sich der Thematik angenommen, hat nächtliche Spaziergänge unternommen, Gespräche geführt. Für ihn ist das Motorengeheul tagsüber die eine Sache, störend zwar, aber nicht das Schlimmste. Gravierender ist die Szene bei Nacht. Dann nämlich fahren so viele Autoposer in den Stadthausquai, während die Parade vorne nicht weiterkommt, dass es kein Fahren mehr ist, sondern ein Stau wie am Gotthard. Da stehen die tollen Schlitten und kommen nicht vom Fleck. Könnten 300 km/h und schaffen nicht mal 5 km/h. Dann heult mal ein Motor auf, knattert ein Auspuff, die Musikanlagen sind aufgedreht. So richtig störend jedoch sind die in Regelmässigkeit abgehaltenen mehrminütigen Hupkonzerte, weit nach Mitternacht. Die lassen aus dem Schlaf schrecken, falls man den irgendwo gefunden hat. Wenn man sich an die Strasse stellt, fallen einem die immer gleichen Autos auf. Die ziehen eine Runde und sind eine Zeit später wieder am gleichen Ort. Und noch eine Runde.
Problem bekannt
Der Stadtpolizei ist die Problematik der Autoposer wohlbekannt. Gerade im Mai hat sie im Gebiet um den Bürkliplatz mehrere Kontrollen durchgeführt. Nach Auskunft der Medienstelle der Stadtpolizei erfolgte dies nach einem Konzept mit dem Ziel, die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten und unnötiges Umherfahren zu unterbinden. Sobald eine Überlastung eines betroffenen Gebiets festgestellt wird, wird ein temporäres Fahrverbot erlassen. Zudem finden Kontrollen statt. Dabei werden Fahrzeuge und deren Lenkerinnen und Lenker kontrolliert, es kommt zu Ordnungsbussen, Verzeigungen, Sicherstellungen von Fahrzeugen und auch Wegweisungen.
Tatsächlich, wie ein Augenschein vor Ort zeigte, ist gerade eben, am Freitag, 30. August 2024, wieder eine temporäre Sperrung des Stadthausquais angeordnet worden, die wohl effektivste Massnahme, wenigstens kurzfristig. Und so kurvten am späten Freitagabend etliche der sportlichen Flitzer scheinbar ziellos umher, ebenso schienen kleine Gruppen potenzieller Autospotter umherzuirren. – Aber es war ein warmer Abend, der Spaziergang hat ihnen sicher nicht geschadet. Und die Anwohnenden fanden zur gewünschten Zeit ihren Schlaf.
Elmar Melliger