Veränderungen beim Gewerbe
Viele Altstadtliegenschaften werden zumindest im Erdgeschoss gewerblich genutzt. Waren hier früher teilweise über Generationen dieselben Handwerksbetriebe ansässig, kommt es heute öfter zu Nutzungsänderungen. Ein kurzer Rundgang mit einigen Beispielen, in der Altstadt rechts der Limmat.
Betritt man den Neumarkt vom Seilergraben her, liegt rechterhand das Damenmodegeschäft «Mary Jane», am Neumarkt 21. Manuela Preissle, die gleich um die Ecke wohnt und Präsidentin des Gewerbevereins «Quartier im 1» ist, verkauft seit fünfzehn Jahren Damenkonfektion, und zwar Schweizer Design, Second Season, deshalb mit Preisermässigung. Obschon sie sich hier wohl fühlt und das Geschäft gut läuft, plant sie eine Neuerung, den Umzug an die Schifflände 10 nämlich.
Dort ist seit dem Ende des legendären Restaurants «Eckstein» vor vierzig Jahren (das Haus ist noch immer in Familienbesitz der früheren Wirtefamilie Heller), der Coiffeursalon von Michele Polito.
Sein Sohn Andrea hat vor einiger Zeit den Coiffeursalon «Haar-Schopf» von Heinz Hofer am Neumarkt 14, schräg gegenüber von «Mary Jane», übernommen, wo er selbst, am Samstag sein Vater sowie an drei Tagen weiterhin Heinz Hofer arbeitet. Nun ziehen sich Politos von der Schifflände 10 zurück an den Neumarkt 14, was die Rochade möglich macht.
Bereits Mitte November 2024 eröffnet Manuela Preissle dort ihr Geschäft, zusammen mit ihrer Tochter Linda. Diese führt mit ihrem Partner Sami Nemeshiri bereits den Second Hand «Déjà vu» im Seefeld. Neu heisst es an der Schifflände also «Déjà vu» und «Mary Jane».
Am Neumarkt 21 ziehen drei junge Leute mit ihrem «Sneaker la Classe Store» ein, der bisher etwas versteckt im Hofgebäude an der Stüssihofstatt 7 war.
Im Nachbarhaus Neumarkt 19 ist kürzlich der Goldschmied Bela Schwenda in Pension gegangen. Hier folgt ein Geschäft für Männermode.
Traditionslokal
Etwas weiter vorn, am Rindermarkt 12, hat die Schliessung des Traditionslokals «Oepfelchammer» für Schlagzeilen gesorgt. Die Mieter des Lokals seit 2019, Thomas Trautweiler und Christian Gretener, haben dieses nicht mehr kostendeckend betreiben können, wie sie sagten. Davor hat die Wirtefamilie Himstedt die seit 1801 als Weinstube existierende «Oepfelchammer» über Jahrzehnte betrieben, erst Horst und Rosmarie Himstedt, dann die Tochter Karin Henner. Heute ist deren Bruder Hauseigentümer. Über die Zukunft der «Oepfelchammer» ist noch nichts bekannt.
Einige Schritte weiter, am Rindermarkt 6, steht der 1970 gegründete «Oliver Twist», Zürichs ältester Pub, vor einer Erweiterung. Der frühere Laden «Schatulle», zwischenzeitlich als Dépendance von Antikschreiner Massimo Biondi vom Rindermarkt 11 genutzt, wird zur bisherigen Fläche des Pubs dazugeschlagen. Der Eingang wird verlegt von der Hausecke am Leuengässli zur neuen Mitte des Lokals.
Brockenstube
Die Brockenstube «Frosch» an der Froschaugasse 4 (früher war hier der «Notenpunkt») existiert seit zwei Jahren und wird betrieben vom Verein Salio. Vor einigen Monaten hat man die Räume schräg gegenüber an der Froschaugasse 3 dazu gemietet, als Filiale sozusagen. Das verschaffte mehr Platz und «Luft» für das Sortiment. Nun hat sich gezeigt, dass die zusätzliche Miete nicht erwirtschaftet werden kann. Dies obschon die Zusatzfläche mit gleichem Personalbestand – mehrheitlich ehrenamtlich tätige Personen – betrieben wird. Deshalb hat man den Raum per Ende 2024 wieder gekündigt.
Der Hauseigentümer Urs Meier will hier seine «Kronengalerie» wieder aufleben lassen, als wochenweise vermieteter Ausstellungsraum.
Zwei Häuser weiter, an der Froschaugasse 8, kündigt «Wenn Fische träumen» mit seinem bunten Sortiment die Geschäftsaufgabe auf März 2025 an. Nach fünfzehn Jahren sei die Zeit gekommen für etwas Neues, lassen die Betreiberinnen wissen. Jemand geht in Pension, jemand möchte sich beruflich verändern…
Blumen
Geht man in der Froschaugasse weiter, war jahrzehntelang von weitem die «Lucy’s Bar zu sehen, die vor einigen Jahren ein trauriges Ende fand. Eine aufwendige Sanierung – Asbest wurde gefunden – konnte kürzlich abgeschlossen werden und bereits kann der neue Mieter an der Brunngasse 13 einziehen, am 13. November. Es ist der Florist Urs Bergmann, der fast dreissig Jahre an der Marktgasse 6 in der ehemaligen Apotheke war. Dort steht in absehbarer Zeit eine Haussanierung an, sodass er auf der Suche nach einer neuen Bleibe war. An der Brunngasse ist die Passantenlage weniger gut als an der Marktgasse. Darauf angesprochen, sagte Urs Bergmann: «An der Marktgasse hat es viele Touristen, die hereinkommen, sich überall draufsetzen, Fotos machen und wieder gehen.» Demgegenüber erwarte er an der Brunngasse vermehrt Personen, die wegen der Blumen kommen. Er betreibt seinen Blumenladen mit drei kreativen Floristinnen, die ein langjähriges Team bilden, und freut sich auf den neuen Laden.
Einige Schritte weiter, an der Brunngasse 3, hat vor zwei Monaten ein neues Geschäft eröffnet, «Magnolia in bloom». «Plants & Coffee», steht auf dem Firmenschild, wohl auf eine internationale Kundschaft setzend. Im Innern ist es grün, eine Menge Topfpflanzen lassen den Eindruck eines Gartens entstehen. Alles käuflich zu erwerben. Im Vordergrund jedoch, sagt die Mitarbeiterin, steht das Kulinarische. Dazu gehört Kaffee in allen Variationen, Tee, hausgemachtes Gebäck, Torten und Kuchen. Täglich sind auch Sandwichs und Salate im Angebot des kleinen Lokals, ebenso alkoholische Getränke.
Apropos Blumen und Pflanzen: An der Oberdorfstrasse 10, wo Maria Binder ewige Zeit, ab 1970, ihr grünes Reich hatte, einen Blumenladen mit Papagei, hat es einen Wechsel gegeben. Deren Nachfolgerin, Regula Guhl, die das Geschäft ab 2008 unter dem Namen «Blumenbinder» weitergeführt hat, ist in Pension gegangen. Übernommen hat Ende August Céline Hofstettler, mit «Floral Note». Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Milena Schilter bietet sie vorwiegend saisonale Schweizer Produkte an. Teilweise stammt ihr Angebot auch aus Italien und Holland, wenn hierzulande fast nur noch Tannenzweige zu haben sind. Dazu kann man gleich die passende Vase kaufen.
Am Hirschenplatz
Zurück beim Hirschenplatz, fällt auf – ausser Baumaschinen im Zusammenhang mit dem Werkleitungsbau – dass die ehemalige Rosen-Apotheke nach zwei Jahren noch immer keine Neunutzung gefunden hat.
Seit anfangs Jahr kündigt sich zwar ein «7 Day-Shop» an, doch geht es da nicht vorwärts. Grund dafür sind Einsprachen gegen das Bauprojekt.
Im Nachbarhaus, Rosengasse 7, hat der Tattoo- und Piercing-Laden «Skinwork» geschlossen. Die Betreiber konnten gegen die vielfältige Konkurrenz nicht länger bestehen und haben das Geschäft aufgegeben. Hier folgt nach einem Umbau, wohl etwa in einem Jahr, peruanische Gastronomie, mit Ceviche etc., wie vom Hauseigentümer zu erfahren war.
Am anderen Ende des Hirschenplatzes, an der Niederdorfstrasse 20, hat «Circle», ein Unternehmen mit nachhaltigen Produkten, die Geschäftstätigkeit aufgegeben, auch den zweiten Laden in Zürich und den Onlineshop. Dies aus wirtschaftlichen Gründen. Ein Outlet als Zwischennutzung ist bereits am Start.
Ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen schliessen muss die «Vier Linden Boutique» an der Napfgasse 3. Vor zwei Jahren eröffnet, werden hier Holzspielsachen, Kunsthandwerk, Textilien und Kerzen angeboten. Leider sind die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Laden ist noch bis Ende Dezember 2024 geöffnet.
Elmar Melliger