Drohende Gefahr für Kinder?

Bei den Unterflurcontainern in der Altstadt gibt eine bisher nicht erkannte Gefahr zu reden.

Altstadt gibt eine bisher nicht erkannte Gefahr zu reden.

Die Einführung eines flächendeckenden Netzes von Unterflurcontainern in der Altstadt hat sich längst als schwieriges Unterfangen erwiesen. An einer Informationsveranstaltung Ende 2003 war noch von wenigen Monaten bis zur Inbetriebnahme die Rede. Seither hat es etliche Rückschläge gegeben.
Die Standortsuche war weit komplexer als ursprünglich angenommen. Der Boden unter unseren Füssen besteht ja nicht einfach aus Humus, den man nach Belieben ausheben kann. Vielmehr enthält er ein dichtes Netz an Werkleitungen aller Art, die der Versorgung und Entwässerung dienen. Zudem gibt es in den engen Verhältnissen der Altstadt kaum ein Plätzchen, wo ein solcher Standort nicht irgendwelche Interessen tangieren würde, abgesehen von Wurzelwerk von Bäumen und archäologischen Gegebenheiten. Technische Probleme mit dem Container selbst erschwerten ein rasches Einführen der unterirdischen Entsorgungsanlagen zusätzlich.
Doch nun sollte es bald so weit sein, wie Benjamin Wittwer von Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) auf Anfrage erklärte. Zwar nicht im Frühjahr, wie noch im Oktober in Aussicht gestellt, aber doch ca. im Juni sollen die geplanten unterirdischen Container in Betrieb genommen werden. Bisher existierten an zehn Standorten sechzehn Container, zusätzlich sollen elf weitere Standorte mit achtzehn Behältern bis im Frühsommer eröffnet werden. (An zwei Standorten, an der Trittligasse und beim Grossmünster, sind noch Rekurse hängig.) Es wird also absehbar.

Sicherheitsproblem
Doch inzwischen hat sich ein weiterer Schwachpunkt der neuen Unterflurcontainer gezeigt. Eltern sind darauf aufmerksam geworden, als sie selbst damit begannen, diese Container zu nutzen, als sie eine Leerung beobachten konnten und die Grösse des aus dem Boden gehievten Behälters sahen. Plötzlich stand die bange Frage im Raum: Was, wenn da ein Kind hineinfällt? Die Einfüllstutzen von der ungefähren Grösse eines Abfalleimers weitet sich nämlich unterirdisch zu einem riesigen Silo, das Dutzende von Kehrichtsäcken aufnehmen kann. – Nun ist es so, dass beim Öffnen des Deckels der Blick auf einen Zwischendeckel fällt, auf den man den Kehrichtsack hinunter lässt. Erst nach dem Schliessen des oberen Deckels öffnet sich die Zwischenklappe und lässt den Sack hinunter plumpsen. «Zu Ihrer Sicherheit», wie es im Rundschreiben des ERZ vom Oktober heisst. Genau das bestreiten aber die besorgten Eltern, die ihre Anliegen in einem Brief des Elternvereins Altstadt rechts der Limmat an den Stadtrat bereits Ende August letzten Jahres formulierten und in einer Petition Abhilfe fordern. Denn einmal drin, gäbe es für ein Kind kein Entrinnen aus eigener Kraft. Auch befreien könnte man es nicht, wegen der geschlossenen Zwischenklappe. Dass der Standort an der Unteren Zäune direkt neben dem Spielplatz liegt, ebenso wie der geplante an der Trittligasse (Rekurs), kommt noch dazu. Wobei im Brief darauf hingewiesen wird, dass die Altstadt für etwas grössere Kinder als zusammenhängender Raum zum Spielen erlebt wird. Und diese Kinder stehen nicht unter dauernder Aufsicht von Erwachsenen. Brigitte Heeb-Schwarzenbach vom Elternverein sorgt sich denn auch mehr um die grösseren Kinder, die selbständig spielen. Und vielleicht im Übermut oder als Mutprobe Dinge tun, die sie besser bleiben liessen.

Ernüchternde Antwort
Die Antwort des Stadtrates resp. des ERZ (vom 23. Oktober) auf das Schreiben hat auf die Empfänger ernüchternd gewirkt. So wird der Zwischendeckel als Vorteil gewertet. Wobei, wie ein Augenschein zeigte, einzelne dieser Klappen defekt sind oder gänzlich fehlen. Auch befänden sich keine Container unmittelbar neben einem Spielplatz. (An der Unteren Zäune sind es etwa fünf Meter bis zum Zaun des Spielplatzes, an der Trittligasse läge der Container direkt gegenüber dem Eingang zum Garten der Villa Tobler.) Zudem sei andernorts kein Unfall mit solchen Containern bekannt. Was für besorgte Eltern ein schwacher Trost ist. «Wir müssen unseren Kindern klar machen, dass im Alltag Gefahren lauern und die Infrastruktur für die Kehrichtentsorgung nicht zum Spielen da ist», heisst es abschliessend im Antwortschreiben. Das stimmt ja sicher. Aber eben, Kinder sind teils unberechenbar.

Eine Lösung finden
Nach einem weiteren Briefwechsel ist man nun daran, ein Treffen vor Ort zu organisieren, das in einigen Wochen stattfinden soll. Da können die Sorgen und Bedenken direkt angesprochen werden. Anwesende Fachleute des ERZ werden sich bis dahin sicher ebenfalls Gedanken machen.
Ob es technische Mittel gibt, die Gefahr zu entschärfen? Etwa einen Riegel, den kleine Kinder nicht betätigen können? Ein Fachmann für Kinder schlug gegenüber dem Altstadt Kurier kürzlich das Anbringen von Piktogrammen vor, die auf die Gefahr des Hineinstürzens hinweisen könnten. Einfache Zeichen: «Schon kleine Kinder verstehen so etwas.»

Elmar Melliger