«Dieses Quartier liegt mir am Herzen»

Der Unternehmer Beat Curti hat in der Altstadt mehrere Liegenschaften erstanden. Was ist seine Beziehung zur Altstadt, welches sind seine Pläne und Ideen? Der Altstadt Kurier hat sich mit ihm unterhalten.

Herr Curti, was hat Sie bisher mit der ­Altstadt verbunden?
Ich habe etwa zwanzig Jahre eine Wohnung in der Altstadt gehabt. Von daher kommt meine Liebe zur Altstadt. Während der Studienzeit wohnte ich an der Wohllebgasse beim Lindenhof, dann ­etwa vier Jahre an der Römergasse und bis vor fünfzehn Jahren hatte ich eine Wohnung an der Brunngasse, über der «Lucy’s Bar», dann bin ich nach Erlenbach gezogen.

Wie sind Sie mit den Lärmimmissionen umgegangen?
Ich mag den Hintergrundlärm gern, es ist ja nicht Verkehrslärm. In der Altstadt kann man für sich sein und sich gleichzeitig verbunden fühlen, durch die Geräusche. Für mich strahlt das eine unglaubliche Ruhe aus.

Wo gefällt es Ihnen denn am besten?
Für mich ist die Altstadt rechts der ­Limmat das Innigste, hier lebt es! Vor ­allem das Gebiet zwischen Kirchgasse, Münstergasse und Marktgasse hat es mir angetan, damit fühle ich mich total verbunden.

Hier haben Sie einige Liegenschaften ­erworben oder sind daran beteiligt; um welche handelt es sich dabei?
Also ich bin zu fünfzig Prozent beteiligt an den Liegenschaften von Hans Jeklin, an der Marktgasse 14 mit dem Hotel «Goldenes Schwert» und an der Marktgasse 17, also das Rothaus mit «Bar­rique», Rock-Hotel, «Zic-Zac» und ­«Khan’s». – Gekauft habe ich die Müns­tergasse 21, die Schoffelgasse 11 und kürzlich das Haus Marktgasse 10.

Zum frisch renovierten Haus an der Schoffelgasse: Weshalb konnte das beliebte Restaurant «Alt Züri» nicht er­halten werden?
Vor dem Kauf hatte ich mich bei der Stadt nach der Möglichkeit zur Weiterführung der Terrasse erkundigt und ­erhielt positive Signale. Später hiess es dann, die Terrasse werde nicht mehr ­bewilligt, man wolle die Innenhöfe beruhigen. Damit war es nicht mehr möglich, das Restaurant weiter zu betreiben, denn wer will im Sommer schon drinnen sitzen? Dieser Entscheid hat mir fast das Herz abgedrückt, denn ich wollte das Lokal erhalten.

Dann wollten Sie das Haus als «Town House» integral teuer vermieten.
Ich hätte sogar einen Mieter gehabt, doch eigentlich wollen meine Frau und ich selber in der Altstadt wohnen und so haben wir uns entschlossen, es ­demnächst selbst zu bewohnen.

Welche Pläne haben Sie an der Marktgasse?
Die frühere Marktgasse war eben noch wirklich eine Marktgasse, hier fand man alles für den täglichen Bedarf auf engem Raum. Mit dem Wegzug von ­Bianchi, dem die Bäckerei und der ­Käseladen folgten, hat die Marktgasse viel verloren. Ich möchte versuchen, die Entwicklung wieder in eine bessere Richtung zu lenken. An der Marktgasse 10 möchte ich nach dem anstehenden Umbau im Erdgeschoss gerne ­etwas, das ins Quartier passt. Sicher keine Bijoux und keine Luxuskleider. Ein isolierter Käseladen würde allerdings keinen Sinn machen. Man muss wie in einem Puzzle andere Liegenschaften einbeziehen.

Wie sind Sie gerade auf dieses Gebiet ­gekommen?
Ich erachte die Kreuzung Marktgasse/Münstergasse als eine der wich­tigsten der Altstadt. Sie führt zur Kirchgasse mit den Galerien, Antiquariaten, Büchern, Kunst. Auf die andere Seite gehts zu Gastronomie, Unterhaltung, Kino. Dann rüber zur Bahnhofstrasse. Man ist mittendrin, es ist faszinierend. Und hier möchte ich Schritt für Schritt gestalten, modernisieren, investieren. Und schauen, ob ein anderer Mix entstehen könnte.

Kürzlich haben Sie ja noch den Kiosk an der Marktgasse zwischen «Condomeria» und «Saftladen» gekauft.
Ja, als ich hörte, dass hier ein Kebab-Stand eröffnet werden sollte. Der Kiosk muss einfach erhalten bleiben, es wäre zu schade um ihn, denn wo sonst hat es noch einen Kiosk? Bald gibt es nur noch Kebab-Stände.

Wie kann es Spielraum geben für einen neuen Mix, wenn die Häuser erst mal teuer renoviert und die Mieten entsprechend hoch sind?
Teilweise sollte man günstigere, teils Wohnungen im gehobeneren Segment anbieten. Glücklicherweise hat die Stadt viele Liegenschaften in der Altstadt. Gut, dass die Stadt nichts verkauft. Ich gehe mit Ihnen einig, an der Marktgasse 10 gibt es keine Sozial­wohnungen, aber immerhin neue Wohnungen, besser als wie bisher Büros, die dann jahrelang leer standen. Auch an der Münstergasse 21 gibt es heute drei Wohnungen à achtzig Quadrat­meter, wo zuvor Büros waren. Im ersten Stock ist ein Buchantiquariat, das mir Freude macht.

Was gibt es zur möglichen Entwicklung der Marktgasse noch zu sagen?
Sehen Sie, die von unten gesehen rechte Seite lebt doch noch, mit dem Blumenladen und den handgefertigten Tischen vom Tischmacher Dölf Bachmann, das ist wertvoll, fantastisch. Diese Häuser sollte man sanft renovieren und unten die charaktervollen Läden erhalten. Grundsätzlich tat es mir im Herzen weh, zuzusehen, wie eins ums andere Traditionsgeschäft schloss. Es war alles da, alles war vorhanden.
Ende 2011 laufen übrigens die Miet­verträge an der Marktgasse 14 und 17 aus. Da können wir wieder neu schauen. Wobei man Bewährtes nicht ändern muss.
Hier haben wir noch keine defi­nitiven Vorstellungen, was sich wie ändern sollte oder könnte.
Hans Jeklin und ich haben den Gedanken, etwas gestalten zu wollen, das Freude macht. Gewinnmaximierung ist in der Altstadt eher nicht das Ziel, in­vestieren schon.
Unser Ziel ist es, wieder einen besseren Mix zu erreichen. Wir sind vom gleichen Geist beseelt.

Ende Jahr haben Sie während drei ­Wochen jeden Abend an die Fassade des Hauses Marktgasse 10 Texte der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer projizieren lassen, wie sie kurz ­davor bereits auf der Lindenhofmauer zu sehen waren.
Ja, ich habe die Künstlerin kennen­gelernt und ihr vorgeschlagen, das auf eine Hausmauer projizieren zu lassen, damit es näher bei den Betrachtenden ist. Sie hat das Vorhaben begrüsst. Es war dann noch sehr aufwendig. So ­musste während der ganzen Projektionsdauer ein Techniker anwesend sein und das Ganze überwachen. Diese Aktion sollte ein Zeichen meines Engagements in diesem Quartier sein, das mir sehr am Herzen liegt.

Interview: Elmar Melliger