Wichtige Quartierinstitution

Die Nachricht, dass die Gastronomiebetriebe im Haus Wellenberg am Hirschenplatz im nächsten Herbst geschlossen werden sollen, hat sich rasch verbreitet und ein grosses Echo und Betroffenheit ausgelöst.

Ab dem 6. Oktober berichteten zahlreiche Medien über die bevorstehende Schliessung der zur Commercio-Gruppe gehörenden Lokale «Cantina», «Tina-Bar» und «Pepito-Snack». Seit 1976 existieren diese Betriebe, die im Quartier zu einer wichtigen Institution geworden sind. Entsprechend fassungslos haben denn auch viele reagiert. Das kann doch nicht sein! Restaurant und Bar sind manchen zum zweiten Wohnzimmer geworden. Die Bedeutung für das Quartier ist gross, wie auch Quartiervereinspräsident Martin Brogli erklärte. Nicht nur wegen der Fasnacht und der regelmässig stattfindenden Jazzkonzerte und Piano-Abende. Hier kann man preisgünstig und gut essen und sich verabreden zu einem Glas. Beziehungsweise man braucht sich eben nicht unbedingt zu verabreden, weil in der Bar zu gewissen Zeiten meistens jemand ist, den man kennt.
Wie Nicolas von Graffenried, CEO der Commercio-Gruppe (die mehrere Restaurants und die Arthouse-Kinos führt), auf Anfrage bestätigte, haben wirtschaftliche Gründe den Ausschlag für den Entscheid gegeben, den Vertrag zu kündigen. In den letzten Jahren seien die Umsätze etwa konstant geblieben oder gesunken, die Lohn- und anderen Kosten jedoch gestiegen, ebenso sei die Miete auch stetig, indexiert, nicht als grosser Aufschlag, angehoben worden. Nun stehen Investitionen etwa in eine neue Lüftung in einem sechsstelligen Betrag an, über deren Aufteilung und ein Entgegenkommen bei der Miete man sich mit dem Vermieter nicht habe einigen können. Man habe den Entscheid schweren Herzens getroffen, man wäre gern geblieben und würde das noch immer, wenn es eine Lösung gäbe.
Für den Fall, dass es tatsächlich zur Schliessung kommt, sei man auf der Suche nach neuen Standorten. Den Charme des Restaurants macht unter anderem das aus einem Kloster stammende Täfer aus. Die Inneneinrichtung der «Tina-Bar» war früher in der alten «Savoy-Bar». Viele Jahrzehnte alt und noch immer gut, prägt sie das einmalige Cachet der Bar, wo man sich leicht wohlfühlen kann.
Bei der Quartierbevölkerung besteht immer noch Hoffnung. Man kann es sich einfach noch nicht vorstellen, ohne «Cantina» und «Tina» auskommen zu müssen.
Bei der Hauseigentümerschaft ist man vorerst mit der Planung der künftigen Nutzung des früheren Kinos, danach «Vertigo», beschäftigt. Immerhin liess man durchblicken, dass anstelle von «Cantina» und Bar wohl wieder ein Gastrobetrieb eingerichtet würde, nur schon wegen des Viersternehotels, das eine Restauration im Haus brauche. – Würde da ein Weiterführen des Bestehenden und Bewährten sich nicht geradezu anbieten, kann man sich fragen. Und hoffen, dass sich hier nochmals etwas bewegen lässt und es eine gute Wende nimmt.

Elmar Melliger

PS: Die nächste Cantinata, Konzert mit den Cantina Hot Seven, ist übrigens am Sonntag, 21. November, ab 13 Uhr, wie immer in der «Cantina». Eintritt frei.