«Mohren»-Inschriften

Nachdem die Gruppe «Vo da» Anstoss genommen hatte an von ihr als rassistisch empfundenen Hausinschriften, entschied die Stadt Ende 2021, diese entfernen lassen, was einen Sturm der Empörung auslöste. Sodann wollte sie diese stattdessen abdecken und liess Infotafeln anbringen. Weil das zwei denkmalgeschützte Häuser betrifft, reichten der kantonale und der städtische Heimatschutz eine Einsprache ein und sie erhielten kurz vor Ende März 2023 vor dem Baurekursgericht recht: Die Inschriften dürfen nicht abgedeckt werden. Wogegen die Stadt wiederum beim Verwaltungsgericht rekurriert.
Die betreffenden Häuser, das Haus «Zum Mohrenkopf» am Neumarkt 13 und das Haus «Zum Mohrentanz» an der Niederdorfstrasse 29, gehören beide der Stadt. Die Stadt, das Präsidialdepartement, hat inzwischen bei der ETH eine Studie in Auftrag gegeben, deren Resultate am 28. März 2023 vorgestellt wurden. Die Studie «Zürcher ‹Mohren›-Fantasien. Eine bau- und begriffsgeschichtliche Auslegeordnung, ca. 1400–2022» umfasst 124 Seiten und ist in einem Jahr zustande gekommen (geplant waren 50 Seiten in sechs Monaten). Darin kommen die Autorin und der Autor zum Schluss, dass der Begriff «Mohr» hierzulande schon immer negativ konnotiert gewesen sei.
Die beiden Häuser tragen ihren Namen seit 1443 respektive seit 1682. (Es gibt sieben private Häuser, die ebenfalls einen vergleichbaren Hausnamen trugen oder tragen.) Doch verloren die Hausnamen mit der Einführung von Hausnummern im 19. Jahrhundert an Bedeutung.
Überraschender Befund: die beiden Häuser erhielten ihre Beschriftungen erst im 20. Jahrhundert, also vor höchstens 100 Jahren. (In früheren Abbildungen waren diese noch nicht vorhanden.)
Nun, das Wort «Mohr» hat bis heute eine grosse Verbreitung. Kommt es doch vor in Namen von Restaurants, Apotheken, Gemeinden, Familien, bildliche Darstellungen entsprechend in deren Zeichen und Wappen. Es ist komplex.
Stadtpräsidentin Corine Mauch sieht sich durch die Studie bestätigt und möchte weiterhin die beiden Hausnamen abdecken. Wichtiger als das jedoch sei, so sagte sie, die Auseinandersetzung mit der Thematik.

EM