Starke Zürcherinnen

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Seit 1995 erinnert der Marie-Heim-Vögtlin-Weg in Zürich Wiedikon an die erste Schweizerin, die 1873 ihr Medizinstudium an der Universität Zürich abschloss.

Ihr Diplom ist bis 11. Dezember 2021 in der Schatzkammer der Zentralbibliothek (ZB) zu sehen, und zwar im Rahmen der Ausstellung «Starke Zürcherinnen – Wie sie vor 1971 Einfluss nahmen». Marie Vögtlin (1845-1916) war nicht nur die erste Schweizer Ärztin, sie war auch die erste Frau Europas, die sich in Leipzig und Dresden zur Fachärztin für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten weiterbildete. In Zürich eröffnete sie eine gynäkologische Praxis und gründete 1899 die Schweizerische Pflegerinnenschule. Eine Pionierin war Vögtlin – oder eben eine starke Zürcherin, so wie die anderen Frauen, deren Geschichten die Ausstellung mit Originalexponaten aus der Sammlung der ZB illustriert: So begegnet man der Schriftstellerin, Journalistin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach (1908-1942), Emilie Kempin (1853-1901), der ersten Schweizerin, die in der Schweiz als Juristin promoviert wurde und sich habilitierte, oder der Journalistin und Frauenrechtlerin Else Züblin-Spiller (1881-1948), welche 1914 die alkoholfreien Soldatenstuben initiierte.

Anlass der Ausstellung ist das Jahr 1971, als die Schweizer den Frauen im Land endlich politische Rechte zugestanden. Ihre Stärke unter Beweis gestellt haben Frauen allerdings schon immer. So etwa Elisabeth von Wetzikon (ca. 1235-1298), eine der damals wichtigsten Stadtherrinnen von Zürich, oder die letzte Äbtissin Katharina von Zimmern (1478-1547), die im Zug der Reformation die Zürcher Geschichte ebenfalls entscheidend prägte.

Ihre Fortsetzung findet die Ausstellung im Themenraum Turicensia im Lesesaal der ZB.

Hier stehen Architektinnen im Mittelpunkt, zum Beispiel Lux Guyer (1894-1955) mit ihren unkonventionellen städtischen Siedlungsbauten und Wohnheimen oder Annemarie Hubacher-Constam (1921-2012), die 1958 als Chefarchitektin der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA die Uferlandschaft am linken unteren Zürichsee nachhaltig veränderte. Fotografien, Filme, Interviews, Dokumentationen und Pressestimmen beleuchten die visionären Arbeiten der Architektinnen.      

 

Karl Wüst

Ausstellung bis 11. Dezember 2021. Öffnungszeiten Schatzkammer im Predigerchor: Montag bis Freitag 13 bis 17 Uhr, Samstag bis 16 Uhr; im Themenraum Turicensia im Lesesaal gelten die Öffnungszeiten der Bibliothek. Eintritt frei.

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