Fernsehen und Jassen

Regula, mein einzig Schwesterherz («Schwesterherz», schönes, schon etwas älteres Lied von Stefanie Werger übrigens – lohnt sich mal reinzuhören), Treffliches floss da aus deiner Feder zum Thema Schweizer Sport. Auch Felix verbrachte mehrere Stunden vor dem olympischen Bildschirm und ärgerte sich masslos über das unsägliche patriotische Geschrei etwa eines Sascha Ruefer. Dass der Mann wenig von Fussball versteht ist inzwischen ja hinlänglich bekannt, aber dass er sich auch in Sachen Beach Volleyball lächerlich machen darf, reizt dann doch die Hutschnur. Doch all dies passt zum momentanen Zustand des Schweizerfarbfernsehens SFF – um einen Lieblingsausdruck des unlängst verstorbenen Stefan Engler (möge er in Frieden ruhen) zu zitieren. Bestens bewährte Leute werden entlassen oder nehmen ihren Hut, nachdem obige Schnur platzte. Nur Sascha Ruefer darf uns weiter nerven. Rainhard Fendrich traf es hierzu meisterlich mit seinem Lied «Es lebe der Sport»…

Doch gemach. Immerhin darf im SFF weiter gejasst werden – Dunnschtigjass oder ähnlich heisst dieses Sendegefäss (Sendegefäss, ein herrlich dämliches Wort!). Was Felix veranlasst auf deine Frage, liebe Regula, einzugehen, wer denn heutzutage noch jasse. Nun denn, Felix ist befreundet mit zahlreichen Personen, seien sie weiblich oder männlich, deren Lebenszweck zuweilen das Jassen zu sein scheint. Selbst Felix findet sich gelegentlich in einer Jassrunde wieder, auch wenn er als erbärmlich mieser Jasser gilt. Dass er ausser dem Schieber keine weitere Jassart kennt, mag ihm mitunter verziehen werden, dass er des Öfteren vergisst zu weisen und die gegangenen Trümpfe zu zählen hingegen nicht.

Die Frage stellt sich daher nicht,

wer überhaupt noch jasst, sondern wo noch gejasst werden kann. Gut, da ist das Jassturnier, welches das Altstadthaus jeweils an einem Freitag dem Dreizehnten veranstaltet. Und im Limmat-Club wird seit jeher heftig und leidenschaftlich gejasst. Aber Beizen, die noch über Jassteppiche und Jasstafeln verfügen, sind in der Altstadt nicht einmal mehr an einer Hand abzuzählen.

Die letzte Altstadt-Beiz, in der noch gejasst werden durfte, war wohl die «Bauernschänke», bevor sie sich zur – wohlgemerkt: feinen – Fressbeiz wandelte. Und Felix’ Schwesterherz hat natürlich wieder den Nagel auf den Kopf getroffen: in Turnschuhläden und Nagelstudios wird das Jassen auch in Zukunft keine Bleibe finden. 

 

Felix