Hände weg von der Pizza!

«Kulturelle Aneignung» ist zur heulendsten aller Luftnummern im Medien-Sommerloch 2022 gediehen. Regula, konsequent wie sie ist, will den politisch korrekten Gedanken im Sinne des stadträtlichen Mohrenkopf-Verbots und der bauamtlich vorgeschriebenen geschlechtsneutralen Toiletten etwas weiterspinnen.
Das fängt schon bei der Küche an. Fisch am Freitag – das war einmal, denn die Felchen stammen, wie die politisch korrekte Herkunftsbezeichnung lautet, aus Litauen. Von der Dorade (Mittelmeer) und dem Hering (Ostsee) nicht zu reden. Regula wird auf ihren heiss geliebten Atum Santa Catarina von den Azoren verzichten müssen. Und auf die Aeschen kann man sich leider auch nicht verlassen. Chinesische und Thai-Restaurants sind ab sofort verboten. Und vergessen Sie die Pizza und die Pensa! Auch «McDonalds» (pfui, amerikanisch!) ist kein Ausweg. Selbst Älplermagronen, Urner Hafenchabis und Pizokel sind für Unterländer in Zukunft bewilligungspflichtig. Die genauen geografischen Grenzen werden durch die Verordnung bestimmt. Bald wird die eifrige Verwaltung unserer politisch korrekten Stadt Erlaubnisscheine für den Erwerb dieser Kostbarkeiten ausstellen, erhältlich auch online für günstige Gebühr. Schliesslich ist unsere Verwaltung digital auf dem Laufenden und kundenfreundlich! – Doch was ist mit Volkswagen, BMW und Toyota? 1984 hat bekanntlich Peter Monteverdi die Herstellung des letzten Automobils aus Schweizer Fabrikation eingestellt und seine Fabrik in Binningen in ein Museum umgewandelt. Aber je weniger Parkplätze die Stadt noch bewilligt, desto unwichtiger wird diese Frage ohnehin. Velos und Trottinetts beherrschen die Strassenzüge, made in Switzerland.
Noch ungeregelt ist der politisch korrekte Abstammungsnachweis von Kleiderläden wie H&M, Ralph Lauren und Missoni. Modissa ist out, jammerschade. Akris kann/will Regula sich nicht leisten. Ist der Betrieb eines Outlet-Centers wie des «Foxtown» in Mendrisio ethisch noch verantwortbar?
Was das Schuhwerk betrifft, muss Bally (ursprünglich zwar schweizerisch, dann amerikanischen Investoren anheimgefallen) wohl als Grenzfall speziell geregelt werden. Nur Roger Federers sackteure Turnschuhe der Modemarke «On» sind mit Sicherheit schweizerisch. Der Beweis ist unwiderlegbar: Denn sie kostet hier fünfzig Prozent mehr als im Ausland. Einen solchen Abriss würde sich ausser uns Schweizern sonst niemand getrauen.
Felix, geliebter Bruder, wollen wir auswandern? Aber wohin?

Regula