Altstadt-Entrümpelung

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Die vom Altstadt Kurier organisierte Altstadt-Entrümpelung hat wiederum auf der Gemüsebrücke stattgefunden. Es wurde eifrig getauscht und entsorgt.

Eine Eisenbahn aus Holz suche er, meint ein junger Vater, der einiges entsorgt hat und gleich weiter muss: «Falls so eine auftaucht…» Ist vorgemerkt. Einen Davoser Schlitten wiederum sucht ein anderer Vater. Überhaupt die Schlitten. Ein dritter der Väter hat gerade einen gefunden, Variante Plastik-Bob. Sein Jüngster ist begeistert, nimmt sofort darin Platz und will sich partout herumziehen lassen. So oft Schnee gesehen hat der Zweijährige noch nicht. Ein kratzendes Geräusch gibt es ja dann doch, auf dem Asphalt.
Etwa 10 bis 15 Grad kühler als vier Tage davor ist es und regnerisch, an diesem Samstagmorgen. Auf der Gemüsebrücke hat gerade die Altstadt-Entrümpelung begonnen, die der Altstadt Kurier seit rund dreissig Jahren einmal jährlich organisiert. Alten Plunder übergibt man direkt dem Kehrichtfahrzeug, noch Brauchbares wird ansprechend präsentiert. Eine Mulde nimmt Altmetall auf. Die Aktion wird unterstützt durch Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ), die beiden Chauffeure Bruno Zortea und Albert Messmer sind seit Jahren dabei und packen mit an. Bruno Zortea erhält bei dieser Gelegenheit regelmässig Besuch von Familienmitgliedern, das ist Ehrensache.

Viel Brauchbares
Zaghaft zunächst, es ist recht unfreundlich kühl und regnerisch, kommen die Leute zur Brücke. Doch um die Mittagszeit reisst die Wolkendecke auf und es kommt Bewegung in die Sache. Der Platz füllt sich mit allerhand Brauchbarem, von dem manches sogleich wieder verschwindet.
Rührend die über neunzigjährige Frau, die sich in einen Korbsessel setzt, den sie für ihre Tochter reserviert, vor sich ein Bauernhof für ihren Grossenkel. Sie sitzt und wartet, bis die Tochter das Auto geholt hat. Ob ihr das Warten nicht schwer falle, wird sie gefragt. «Oh, ganz und gar nicht», entgegnet sie verschmitzt, «ich sitze ohnehin den ganzen Tag herum und hier bekomme ich noch etwas zu sehen.» Zum Sessel findet sich ein Tisch und alles zusammen passt zuletzt ins Auto.

Emotionen
Später am Nachmittag, wenn es auf den Schluss der Aktion zugeht und alles übrig Gebliebene entsorgt werden muss, kommt es zu emotionalen Szenen. Alle fiebern mit: Die antike Flaschenverkorkungsvorrichtung: Wird sie es schaffen? Ein telefonisch anvisierter Weinhändler kommt vorbei und winkt ab, er hat keine Verwendung. Schliesslich findet sich ein Abnehmer aus dem Gastgewerbe, der das zentnerschwere Metallteil wohl zur Dekoration in seinem Lokal verwenden wird. Erleichtertes Aufatmen reihum. Zuletzt landen 4500 Kilogramm Sperrgut im Hagenholz (Vorjahr: 3260 Kilogramm) und 650 Kilogramm Altmetall (Vorjahr: 1300 Kilogramm).
Eine hölzerne Eisenbahn der Marke Brio, eine solche hat sich dieses Jahr leider nicht finden lassen.
Dem anderen Vater dagegen konnte nach der Altstadt-Entrümpelung der gewünschte Davoser Schlitten übergeben werden.

Elmar Melliger