Willi Facen

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Nach einer Lehre als Maschinenzeichner absolvierte Willi Facen die Kunstgewerbeschule in Zürich und eine pädagogische Zusatzausbildung. Fortan arbeitete er bis zu seiner Pensionierung 1995 als Zeichenlehrer an der Kantonsschule Riesbach.
Nebenher malte er leidenschaftlich. Sein Atelier am Neumarkt 13 – die ehemalige Täuferkapelle – hatte er ab 1967 zu seinem kleinen Reich entwickelt, in das sich der ansonsten gesellige Mensch gern zum Arbeiten zurückzog.
Unzählige Bilder hat er hier geschaffen, von denen ein Teil an den Wänden hängt, dazu sammelte er 1000 Dinge: alte Uhrwerke, antike Filmprojektoren, Spielzeug, Briefkästen etc., auf dem Tisch liegen unzählige angebrochene Farbtuben…
Aus erster Ehe stammen zwei Kinder. Später hat er nochmals geheiratet, eine frühere Schülerin von ihm, was den grossen Altersunterschied erklärt. Mit ihr sollte er fast 40 Jahre zusammen sein. Mit ihr hat er viele Reisen unternommen, nach Frankreich, Brasilien und etwa 30 Mal nach Aegypten.
Spät, mit 70, ist er nochmals Vater geworden. Er habe immer gesagt, er müsse lange leben und fit bleiben, damit seine Tochter Lena noch etwas habe von ihrem Vater, und hat sich dann sehr um sie gekümmert, wie seine Frau Angelika Trimmel Facen sich erinnert.
Den Weg von zu Hause (oberhalb des Rigiplatzes) zum Atelier am Neumarkt hat er regelmässig zu Fuss zurückgelegt und noch vor einigen Jahren ist er nach Baden gelaufen oder über den Pfannenstiel. Die letzten zwei Jahre hat seine Gesundheit sich verschlechtert, insbesondere seine Sehkraft hat nachgelassen, und er konnte nicht mehr malen. Umso mehr genoss er die Zeit mit seiner Familie.
Eine grosse Genugtuung war für ihn die Ausstellung seiner Bilder 2017 im Helmhaus Zürich. Ebenso der Umstand, dass die Zentralbibliothek 187 Werke von ihm als Vorlass übernommen hat, wodurch sein Kernwerk gesichert ist. Ausserdem ist 2021 seine Monografie bei Scheidegger & Spiess erschienen. Mit grosser Freude konnte er sozusagen sein Lebenswerk in Händen halten.
Insgesamt mag er wohl 3000 Bilder gemalt haben, genau gezählt hat sie niemand. Weil er immer sein Einkommen als Lehrer hatte, war er nicht darauf angewiesen, sie zu verkaufen, konnte sich auch schlecht von ihnen trennen, weil er primär für sich male, nicht für andere, wie er zu sagen pflegte.
Nach einem langen, erfüllten Leben ist Willi Facen (geb. 11.10.1930) am 30. Oktober 2022 zu Hause eingeschlafen. Am 18. November hat eine grosse Trauergemeinde in der Predigerkirche in einer bewegenden Feier von ihm Abschied genommen.       

Elmar Melliger


PS: Nun heisst es auch von Willi Facens Atelier am Neumarkt 13 Abschied zu nehmen. Am 10., 11. und 12. sowie am 17., 18. und 19. Februar sind die Türen zum letzten Mal geöffnet, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Bilder, Gegenstände und Antiquitäten können erworben werden.