Christine Schmuki

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Die Nachricht vom Tod von Christine Schmuki (19.1.1957–25.1.2023) hat Bestürzung, Fassungslosigkeit ausgelöst.
Aufgewachsen ist sie in Zürich-Oerlikon, ihre Mutter stammte aus Paris, ihr Vater starb, als sie zweijährig war. Bereits mit 16 zog sie von zu Hause weg und lebte mit ihren beiden älteren Brüdern in einer WG. Eine Lehre gemacht hat sie nicht, stattdessen hatte sie eine lebhafte Jugendzeit. Durch Christoph Vitali erhielt sie eine Stelle beim Theater und lernte seine ganze Familie kennen, seine Frau Dorothee, sie hütete die Kinder Samuel, David und Michael.
Mit etwas über 20 zog sie in die Altstadt, wo sie seither gelebt hat, einen Steinwurf vom Haus der Vitalis entfernt, wo sie ein- und ausging. Als ihre Liebesbeziehung mit Horst Zankl bereits vorbei war, kam 1982 ihre Tochter Anna zur Welt. Christine gehörte längst zur Familie und Anna erhielt mit Dorothee sozusagen eine zweite Mutter. Die beiden Frauen waren ein starkes Team, es verband sie eine tiefe Freundschaft, die Christine Schmuki einmal so umschrieb: «Wie verheiratet, einfach ohne Sex.»
Christine Schmuki begann in einem Reisebüro zu arbeiten, dem sie über alle Reorganisationen, Hand- und Namensänderungen (Travac, Imholz, Tui) hinweg treu blieb bis zu ihrer Pensionierung vor zwei Jahren.
In der Altstadt links der Limmat wurde sie mit ihrer grosszügigen, grossherzigen Art, durch ihr immerwährendes ehrenamtliches Engagement so etwas wie Herz und Seele des Quartiers. Sie war während Jahrzehnten eine tragende Säule im Vorstand des Einwohnervereins Altstadt links der Limmat. Von dort aus kam sie zu Engagements in weiteren Vorständen. So wirkte sie mit beim Altstadt Kurier, beim Trägerverein Altstadthaus und seit zwei Jahren beim Verein St. Peter. Wo und wann immer Not an der Frau war: Christine Schmuki war zur Stelle. Sie hat Buchhaltungen geführt und Protokolle verfasst, hat Zöpfe gebacken für den Lindenhof-Brunch, war hinter Buffets arbeitend in ihrem Element, hat Veranstaltungen mitorganisiert und mitgetragen. Enorm, was sie fürs Quartier geleistet hat.
Manchmal hat sie sich wohl etwas zu viel zugemutet, hat sie sich übernommen. Ihre Gesundheit hat ihr seit langem und in der letzten Zeit verstärkt zu schaffen gemacht. Gleichzeitig genoss sie die gewonnene Zeit nach ihrer Pensionierung in vollen Zügen. Mit besonderer Freude und Stolz erfüllten sie ihre drei in Frankreich lebenden Enkelkinder, die sie so oft wie möglich besuchte. Nach einer Sitzung am 17. Januar sagte sie strahlend, wie sehr sie das Leben seit der Pensionierung und den Familienzuwachs geniesse.
Zwei Tage später, an ihrem 66. Geburtstag, musste sie wegen einer Entzündung am Bein (man hatte ihr vor einigen Jahren beide Füsse amputieren müssen) in den Balgrist, von wo aus sie ins Triemli-Spital überwiesen wurde. Die aggressive Entzündung hat sich auf mehrere Organe ausgeweitet. Am 25. Januar 2023 ist sie im Spital gestorben. Noch am Tag davor hat sie mit ihrem bewundernswerten Optimismus gesagt: «Ach, von jetzt an geht es wieder bergauf!»
Die Lücke, die sie im Quartier hinterlässt, ist riesig. Verloren haben wir einen einzigartigen Menschen, den zu ersetzen es mindestens fünf braucht, wie jemand sagte.
Eine grosse Trauergemeinde hat am 2. Februar von ihr Abschied genommen, im Waldfriedhof Hönggerberg und im Quartierrestaurant «Schipfe 16», ganz so, wie Christine Schmuki es sich gewünscht hat. – Sie wird uns fehlen.   

Elmar Melliger