Ottilie suchte die Zürcher Fasnacht...

... und hat sie am Neumarkt gefunden.

Fredi Murers Filmabend in der «Lebewohlfabrik» von Urs Wäckerli war ein grosser Erfolg. Es war spannend, seine ersten Schwarzweiss-Filme zu sehen, humorvoll kommentiert von ihm. Dies genossen auch viele Altstadtleute, die hier gar nicht alle aufgezählt werden können. Die Fabrik war so voll, dass viele wieder heimgeschickt werden mussten. Gegen halb zwölf wanderte auch Fredi Murer heim zu. Da begegnete ihm ein alter Freund, der staunte, dass die Vorstellung schon zu Ende war. Er behauptete steif und fest, dass im Züritipp der Vorstellungsbeginn mit 23.20 Uhr angegeben sei. Eine Nachkontrolle ergab, dass es dort hiess: «Fröhlichstr. 23, 20 Uhr». Aber vielleicht macht Fredi ja wieder einmal in der Altstadt einen Abend mit seinen wunderschönen Schwarzweiss-Filmen – und lädt seinen Bekannten persönlich dazu ein.

Ottilie war aufgeregt auf der Suche nach der Zürcher Fasnacht – pardon, dem Züri Carneval – und wollte ihn partout nicht finden, zugegeben, es war erst Nachmittag. Einzig ein riesiges Festzelt auf dem Hirschenplatz für über 300 Personen war mit drei Betrunkenen und einem Liebespaar besetzt. Ansonsten nichts – bis sie vom Rindermarkt in den Neumarkt einbog. Hier war die Crème de la Crème der Fasnachtsszene Altstadt versammelt und feierte erstmals mit den Kindern der Altstadt Kinderfasnacht – eine Art Schnupperkurs für Früheinsteiger. Höhepunkt: die Maskenjurierung. Martin Brogli in einer minimal Mask, Liane Browar, Gudrun Baumann, Bruno Wirz und Véronique Lambert, sie alle voll kostümiert, jurierten mit strenger Miene die Masken der erwartungsfroh frierenden Kinder. Peter Preissle stand daneben und war stolz auf seinen Vorteil, dass seine gewohnte Alltagskleidung wie immer als perfektes Kostüm durchgehen konnte. Die Blues Brothers, Tom Tafels Kinderband, die Wiiber der Wybeeri und die Männer und Frauen der Lady Killers spielten zu Ehren der Kinder auf, ein bunter, poetischer Paradiesvogel mit dem ebenso poetischen Namen Ayda Molina gewann die Jurierung, und als sich die über 50 Kinder im Konfettiregen balgten, die Guggen fetzten und die Sonne ihre letzten Strahlen in die kalte Gasse warf, da musste Ottilie tief seufzen und wurde wieder mal von einem elegischen Fasnachtsgedanken ergriffen: wird es vielleicht doch einmal wieder werden, wie es einst war?