Aber mit wem bloss?

Am 4. Juli studierte Ottilie auf dem Lindenhof das geschlechtsspezifische Gebaren der Boule-Spielerinnen und Boule-Spieler. Offensichtlich wäre auch sie partnerwillig...

Solches Wetter müssen die Erbauer des Lindenhofs vor Augen gehabt haben, als sie ihr Werk begannen: ein heisser Sommertag streute seinen Schatten aufs Kies und schickte ein paar milde Lüftchen durch die duftenden Blüten und Blätter. Ottilie, durch den hellen Klang metallener Kugeln angezogen, fand ein Grüppchen von vierzig Personen beim kleinen, feinen Turnier, das am Samstag, 4. Juli von Daniel Oertle, Michael Schädelin und Hanspeter Wälchli als leichtfüssiges Gegengewicht zum ernsten und harten Elitebetrieb organisiert worden war. Auf einem schattigen Bänkchen verfolgte Ottilie das nachmittägliche Spiel und vertiefte sich in Gender Studies: Die gemischtgeschlechtlichen Zweierteams schienen öfters mal gereizt, manche Dame bezeichnete ihren Partner lauthals als Pfeife und Elmar L. fand für Marie-Claire nicht immer jene aufmunternden Worte, die zur Höchstleistung antreiben.
Die reinen Männerteams fauchten einander unterschwellig und leise an oder warfen beim Fehlwurf stumme, zornige Blicke. Allein die reinen Damenteams – Myrtha und Munggi etwa oder Gabriela und Gabrielle – harmonierten perfekt. Den Sieg machten alte Habitués untereinander aus, Fredy und Pietro siegten mit einem stolzen Skore von 52:13, und allein Bettina Truninger und Raffael Ullmann gelang es, in die hartgesottene Lindenhof-Phalanx einzubrechen, um sich mit berechtigtem Stolz als Drittplatzierte präsentieren zu dürfen. Ottilie genehmigte sich einen letzten Pastis und liebäugelte damit, sich das nächste Mal auch einzuschreiben. Aber mit wem bloss?