Ernst René Buchter
Am 24. Mai 2018 hat unser Dorf und die Schuhwelt Zürich und Schweiz im Grossmünster Abschied von Ernst Buchter (28.2.1939-15.5.2018) nehmen müssen. In dritter Generation hat er als «Herr Gräb» das stadtbekannte Schuhhaus Gräb an der Ecke Oberdorfstrasse/Kirchgasse zusammen mit seinen Mitarbeitenden geführt, unser Schuhhaus, das der Altstadt Kurier in der Maiausgabe grossartig gewürdigt hat. Vorne neben dem Taufstein war ein Blumengesteck sichtbar, nicht irgendeines, sondern in Form eines grossen Schuhs. – Der Schuh, das war die Welt, in der Ernst Buchter im Schatten des Grossmünsters hineingeboren wurde, wo sein Vater die Geschicke der Kirchgemeinde Grossmünster während den Kriegsjahren als Präsident der Kirchenpflege leitete. Ernst Buchter war das Herz des Schuhgeschäftes. Er umsorgte sein Personal liebevoll, mit grossem Respekt der geleisteten Arbeit gegenüber und mit Stil. Die Kundschaft bediente er mit einem inneren Feuer für Schuh und Fuss. – Seine einmalige Führung im markanten, unübersehbaren Haus zeigte mir seine grosse Passion: Ich habe noch nie so viele Schuhe gesehen. In jedem Zimmer, hinter jeder Tür zeigte Ernst Buchter mir seinen Schatz, mit grosser Kompetenz führte er mich in die Kunst des Schuhs ein. Ich genoss in der «Altstadtbar» oder in unseren Gassen seine Geschichten unseres Dorfes und unserer Kirchen in der Altstadt. Er lenkte meinen Blick auf kleine und grosse Fussabdrücke bedeutender und unscheinbarer Personen, die im Quartier gelebt, geliebt und gearbeitet haben, immer mit Akten, Zeitung oder Dossiers des Geschäftes unter dem Arm. Er war präsent vor Ort, bescheiden und aufmerksam zugleich sorgte er sich um Kundschaft und Personal und zeigte mir eine Lebens- und Arbeitshaltung, die weitherum zu verschwinden droht.
In den letzten Monaten fehlten seine täglichen Gänge durch unsere Strassen immer mehr, die Bresten des Alters nahmen zu. Er war sehr erleichtert, als er spürte, dass sein Geschäft durch die professionelle und kundige Führung von Susanne Cheah weitergeführt werden kann. So konnte er loslassen. Sein einzigartiger Fussabdruck eines Patrons, der mit Herzblut und Leidenschaft gelebt hat, wird jedoch auch nach seinem Tod noch lange im Schuhhaus Gräb und in unseren Gassen sichtbar sein.
Pfr. Christoph Sigrist