«Mein letztes Jahr als Präsident!»

Der Präsident des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat berichtet über das vergangene Vereinsjahr.

Vierzehn Mal habe ich den Jahresbericht verfasst. Nun ist Schluss. Seit 1998 bin ich im Vorstand und seit 1999 leite ich den Verein als Präsident. Für mich ist es Zeit, das Zepter zu übergeben. Und dies wird an der diesjährigen Generalversammlung der Fall sein.
Für das letzte Vereinsjahr muss ich einen Punkt herausstreichen. Mit der Mahnung 2012 für nicht bezahlte Mitgliederbeiträge stifteten wir einige Verwirrung. Der Fehler war, dass unser externer Partner, die Stiftung Brunau, welche die Mahnung erstellt, fälschlicherweise allen Mitgliedern eine Mahnung schickte. Von einigen wurde gewissenhaft der Betrag zweimal bezahlt.
In Zusammenarbeit mit der Gruppe SIP – Sicherheit, Intervention, Prävention – der Stadt Zürich konnten wir die Plakate «Nachtruhe bitte» an verschiedenen Plätzen erneut aufstellen. Diese Kampagne wurde nicht nur in der Altstadt beachtet. Wir erhielten Anfragen nach Plakaten von Genf bis nach Glarus. Am 5. Juni 2012 konnte sich unser Lärmchef, Charles Weibel, in der Sendung «Club» im Schweizer Fernsehen zum Thema «Jugend fordert mehr Freiraum» und zum Lärm in Wohnquartieren äussern. Das Lärmproblem scheint besonders an Wochenenden nicht nur ein Zürcher Problem zu sein. – Ganz ruhig wird es in der Altstadt mit dieser Aktion nicht werden. Dies ist auch richtig so.
Vor der Volksabstimmung am 11. März zur Zweitwohnungs-Initiative war auch das Wohnen in unserem Quartier erneut ein öffentliches Thema. Wir kennen die Situation, dass einige Wohnungen oder Häuser als Zweitwohnung gebraucht werden.
So fokussierte sich die Diskussion im Vorfeld der Abstimmung um Wohnungen in der Altstadt, welche meistens leer sind. Die Frage stellte sich: Ist die Innenstadt nur noch für Reiche und Schöne? Entscheidet das Geld, wer noch in der Altstadt wohnen kann? Durch Renovationen und Hauskäufe sind einige Wohnungen zu teuer und auch längere Zeit nicht vermietbar. Trotzdem leben viele gerne in der Altstadt. Die Altstadt hat einen speziellen Charme. Wenn eine kleinere zahlbare Wohnung der Stadt Zürich für eine Besichtigung in der Altstadt ausgeschrieben wird, dann hat es über hundert Interessierte vor der Haustür. Zusammen mit der Stadt setzen wir uns weiterhin für eine gute Durchmischung ein. Trotzdem hat sich in den letzten Jahren die Bevölkerung verändert.
Es gibt weniger Nischen für Lebenskünstler. Das Rad zurückdrehen können wir aber nicht.

Druck von Kleiderketten
Auch im Gast- und Ladengewerbe gab es Veränderungen. So schloss an der Marktgasse bereits das Hotel Goldenes Schwert und das gegenüberliegende Lokal «Zic Zac» wird folgen. Bekanntlich starten die Hausbesitzer mit einem umfassenden Umbau. Auch das letzte Sexkino in der Altstadt, das Stüssihof, hat geschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass der Besitzer sein Kino in ein Studiokino umwandelt und sich nicht den Angeboten von internationalen Kleiderketten hingibt.
Im letzten Jahr hat das erweiterte und umgebaute Obergericht die Pforten aufgemacht. Ein neuer Prunkbau im ehemaligen Theater. Zusammen mit dem Obergericht organisierten wir für die Altstadtbevölkerung eine Führung. Dabei konnten wir sehen, wie feudal nun die Oberrichter in den neuen, mit viel Holz geschmückten Räumen arbeiten.
Im November haben wir vor der Abstimmung betreffend Kunsthaus-Erweiterung mit anderen Quartiervereinen eine Podiumsdiskussion organisiert.

Trägerverein Altstadthaus
Ein wesentlicher Eckpunkt war auch die Gründung der «Trägerschaft Altstadthaus» am 3. Oktober. Vorausgegangen waren verschiedene harte Verhandlungen mit den Vertretern des Sozialdepartements und dem zuständigen Stadtrat. Das Altstadthaus muss mit weniger Mitteln auskommen. Wir konnten engagierte Leute von verschiedensten Organisationen aus dem Kreis 1 finden, welche im Vorstand der neuen Trägerschaft mit der Vorbereitung für die Führung des Altstadthauses ab dem Jahre 2014 beginnen. Die Hoffnung besteht, dass das Haus und seine Aktivitäten weiterhin eine zentrale Rolle im Quartierleben haben.

Quartieranlässe
Die Vorstandsmitglieder unterstützen aktiv Quartieranlässe. Im Januar war der Neujahrsapéro im GZ Altstadthaus, im Februar die Kinderfasnacht und im März die gut besuchte Generalversammlung. Am Ostermontag folgte das von uns organisierte Zwänzgerle mit der Feuerwehrmusik. Im Mai fand das Quartierfest in der Frauenbadi zusammen mit unseren Freunden von links der Limmat statt. Nach der Sommerpause trafen wir uns am Neumarktfest und im September fand der traditionelle Knabenschiessenausflug statt. Im November folgte das Lichterfest und im Dezember konnten wir uns jeden Tag bei einem Adventskalenderfenster treffen.
Die Mitgliederzahl konnten wir halten. Die Vereinskasse schliesst mit einem Verlust ab, der durch die Reserven abgedeckt ist. Die Suche nach neuen Mitstreiterinnen und Mitstreitern für die Vorstandsarbeit zeigte Erfolg. Für den Vorstand haben sich Katharina Nicca und Felix Stocker gemeldet.
Das wars, mein letzter Bericht. Die Jahre als Präsident, das Engagement für den Verein und unser Quartier waren abwechslungsreich. Ich kann auf eine spannende Zeit mit vielen Kontakten und Begegnungen zurückblicken.
Besten Dank an alle, die mich unterstützten und sich gemeinsam für das Leben in unserer schönen Zürcher Altstadt einsetzen.       

Martin Brogli, Präsident