«Zuckerschleck und mehlgebäck»

Jahr für Jahr wartet das Haus Appenzell an der St. Peterstrasse 16 mit originellen Ausstellungen auf, die jeweils einheimisches appenzellisches Kunsthandwerk mit vergleichbaren traditionellen chinesischen Kunstformen in einen sinnvollen Zusammenhang stellen. Möglich macht das Yu Hao, die in Nordchina geborene Ausstellungskuratorin, die mittlerweile in Urnäsch ihr Wahl-Heimwehland gefunden hat, wie ihr kürzlich auch an den Solothurner Filmtagen gezeigter Kinofilm «Plötzlich Heimweh» dokumentiert.
Die diesjährige Schau, «Zuckerschleck & Mehlgebäck», zeigt auf eindrückliche Art, welch vielseitige Kunstwerke geschickte Hände mit den Werkstoffen Zucker und Mehl hervorzaubern können. Die Appenzeller Chlausebickli, mit bunten Szenen aus dem bäuerlichen Alltag verzierte Lebkuchen, werden an Weihnachten zum pyramidenförmigen Chlausezüüg, einem Vorläufer des Weihnachtsbaums, aufgebaut und noch zusätzlich mit den kunstvoll aus Zuckerteig geformten und farbig bemalten Devisli geschmückt. Die Gebäckbildchen werden ergänzt mit den raffiniert aus gefärbter Zuckermasse gezogenen und geblasenen Schaustücken der Ostschweizer Confiseurin Marion Schön.
Nicht minder prächtig präsentieren sich die Figuren des chinesischen Teighandwerks, das sich einer über 2000-jährigen Tradition rühmen kann. Den aus Blumen, Löwen, Drachen und weiteren symbolträchtigen Figuren zusammengestellten Fantasiegebilden, die zu festlichen Anlässen gefertigt werden, sind keine Grenzen gesetzt. Wie alle diese Wunderwerke entstehen, lässt sich in anschaulichen von Yu Hao produzierten Kurzfilmen verfolgen.

Matthias Senn