Maskerade und Vermummung

Felix versucht ja stets eine etwas leichtere Note in die Lieblingsskriptüre seiner geneigten Leserschaft zu bringen. Nun ist dies aber «In Zeiten wie diesen» (um einen grossen Hit der Toten Hosen geringfügig verändert zu zitieren) gar nicht mehr so einfach, da sich die erwähnten «Zeiten» ja inzwischen grundlegend verändert zu haben scheinen. Will Felix bei Zgraggens einen Cervelat erstehen, um sich wieder mal einen Wurstsalat zu genehmigen, muss er neuerdings maskiert erscheinen. Sollte Felix eine seiner Gitarren Roli Thurnheer zur Revision bringen, würde er zwar umgehend freundlichst dahingehend belehrt, nur Blasinstrumente seien willkommen – dies aber ebenfalls nur mit Mund- und Nasenschutz. Dass im Tram seit längerem alle Passagiere praktisch inkognito unterwegs sind – daran scheinen sich ja die meisten inzwischen gewöhnt zu haben, Felix fragt sich bloss, wie sich all dies mit dem berühmten Vermummungsverbot vereinbaren lässt. Gehörte er dem oft gebrandmarkten Schwarzen Block an – er hätte guten Grund zu frohlocken. Das absurde Tessiner Burkaverbot (wer hat eigentlich in der Schweiz schon mal eine Burka gesehen?) scheint aus heutiger Perspektive ebenfalls arg obsolet. Bank- und andere Räuber hätten in diesen «Zeiten» eigentlich endlich leichtes Spiel, wäre Bargeld nicht in den Verruf geraten, möglicherweise viral verseucht zu sein.
Und weswegen die Basler Fasnacht heuer der Pandemie zum Opfer fiel, ist im Nachhinein schwer nachzuvollziehen – die tragen ja eh alle eine Maske (jetzt lacht natiirli dr Beppi: typisch Ziircher, z Basel sait mer imfall Larve!). Wieso die Basler aber neuerdings wieder Maskenbälle (Masggi, uf Baseldytsch) veranstalten, entzieht sich Felixens Kenntnis – so genau will er das allerdings auch nicht wissen.
Wir sehen: Maskeraden allenthalben, auch wenn Felix bislang noch keiner Person begegnet ist, die erklärte, gerne eine Maske zu tragen. Ein allgemeines leises Gemurre bezüglich der Vermummungspflicht ist ja auch nicht mehr zu überhören und teilweise sicher auch verständlich. Doch Felix meint, der Solidaritätsgedanke sollte vorrangig sein – den sind wir unseren Mitmenschen schuldig, allen covidiotischen obskuren Verschwörungstheorien zum Trotz.
Schliessen möchte Felix seine heutige Kolumne mit einer Randnote, die eigentlich keine sein kann und mit Maskierung nur wenig am Hut hat. Falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das neue Buch von Christian Schwarz, unserem Altstadt-Chronisten, erworben haben (und falls nicht, sollten Sie dies schleunigst nachholen), sehen Sie auf dem Titelbild einen Mann mit Hut und Maske. Es handelt sich um Rolf Willi,
den Schöpfer des grossartigen Beno-Cartoons auf der letzten Seite des Altstadt Kuriers. Neben vielen anderen bekannten und geliebten Menschen aus der Altstadt, die uns in diesem Annus horribilis verlassen haben, ist nun auch Rolf Willi kürzlich von uns gegangen. Felix ist untröstlich und mit ihm trauern viele seiner Freunde. Rest in peace, my friend, oder in Rolfs geliebtem Irisch: scith i siochain.


Felix