Ein vollkommenes Juwel

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Im Entrée des 1430 erbauten Hauses «zur schwarzen Linde» an der Trittligasse 12 mit uralten Steinfliesen werden am 15. Juni 2021 die gut zwanzig Gäste mit dem warm flackernden Licht grosser und fein duftender Kerzen und klassischer Musik empfangen und im Garten von Trudi und Hanspeter Schifter herzlich begrüsst. Trudi Schifter erzählt, wie sie von der Neustadtgasse hierher gezogen sind, sie erläutert das Konzept ihres schachbrettartig angelegten Gartens und erklärt die Pflanzen. Die bepflanzten Quadrate sind vorwiegend mit Kräutern bestückt und sorgen für feine Duftaromen. Alles Bio und Permakultur. Nebst der Verwendung in der Küche stellt Trudi Schifter auch Tinkturen her. Während das äusserst gastfreundliche Ehepaar zwei Zimmer als B&B vermietet, bietet die lebhafte Hausdame auch Massagen an.

Handwerkerhäuser und Rebberg
Neben dem Haus führte der einzige Durchgang der Handwerkerhäuser und Stallungen an der Trittligasse zum damaligen Rebberg hinter den Häusern. An der Mauer, die den Garten östlich, also bergseitig, begrenzt, ist eine Türe angedeutet, durch welche die Knechte vom Stall in das von ihnen bewohnte Erdgeschoss gelangten. Die Herrschaften bewohnten die oberen Etagen. «Vielleicht», scherzte die Gastgeberin, «ist die Erde deshalb so fruchtbar, weil sich damals im Hinterhof Misthaufen türmten.» Der Sitzplatz ist von farbenfrohen Blumen umgeben. Über dem Gartentisch bilden Weinreben, aus welchen der hauseigene Grappa gebrannt wird, ein Schatten spendendes Dach. Das Metallgerüst der Pergola findet seine Ergänzung im Treppengeländer und in der Ballustrade des Balkons.

Juwel mit Fernsicht
Mit der Besichtigung des Gartens ist die Führung nicht abgeschlossen. Eine Steintreppe führt auf den Balkon und zu den oberen Räumen. Die Türen stehen offen, Licht brennt in allen Räumen. Mit vielen gestalterischen Details der Einrichtung und Dekoration wird der Charakter des Hauses unterstrichen. Das Ehepaar hat das wunderschön sanierte Haus mit Fingerspitzengefühl zu einem vollkommenen Juwel gestaltet. Vom Wintergarten im zweiten Geschoss blickt man wieder auf den Garten. Nebst einem Aprikosenspalier an der Mauer gedeihen Zucchetti und Beeren. Man blickt in die andern Gärten der Trittligasse, dahinter glitzert der See, die Stadt breitet sich aus, flankiert vom Uetliberg, und weit hinten leuchten die Alpen. Und dann der Blick von der Dachzinne aus…
Herzlichen Dank an die Gastgeber. Vielleicht, wenn wir mal Gäste haben und sie kein Bett finden bei uns, werden wir sie für eine romantische Übernachtung in das Haus «zur schwarzen Linde» schicken. Der uralte Strunk der Linde ist übrigens noch sichtbar in einer Ecke des Gartens!

Christina Zehntner