Wichtiges Bauvorhaben

Für die nächsten anderthalb Jahre wird die Helferei Grossmünster an der Kirchgasse umgebaut und saniert. Der Baubeginn ist im Monat Juli.

40 Jahre sind vergangen, seit die Helferei Anfang der 1970er-Jahre nach Plänen des Architekten Manuel Pauli umgebaut wurde. Diesem ausgeführten Bauprojekt ging damals eine heftige Kontroverse voraus, war doch ursprünglich geplant, die 1858 bis 1860 errichtete neugotische Kapelle von Johann Jakob Breitinger aufgrund ihres miserablen Bauzustandes abzubrechen, an deren Stelle eine neue Fassade zu errichten und den anschliessenden mittelalterlichen Altbau im Inneren tiefgreifend umzugestalten. Dieses von Kirchenpflege und Kirchgemeinde gutgeheissene radikale Raumprogramm wurde nach einer öffentlich geführten Grundsatzdiskussion 1964 in einer Volksabstimmung deutlich abgelehnt, worauf ein neues Projekt ausgearbeitet werden musste, das die Erhaltung der Breitingerschen Kapelle vorsah. Der Ausgang der damaligen Auseinandersetzung um den Neubau der Helferei markierte in den 1960er-Jahren einen Wendepunkt im denkmalpflegerischen Umgang mit alter und neuerer Bausubstanz in der Altstadt.

Grundlegende Sanierung
Nun ist die vor 40 Jahren neugestaltete Helferei ihrerseits in die Jahre gekommen, und eine grundlegende Sanierung drängte sich schon seit einiger Zeit auf. Dem heute vorliegenden Bauprogramm, das Anfang Juli in Angriff genommen wird, ging eine Projektierungsphase von acht Jahren voraus.
Besonders viel Zeit beanspruchten dabei die Abklärungen der gesetzlichen Auflagen der Behörden. Vorgaben der Feuerpolizei betreffend Brandschutz, der Denkmalpflege, die auf der Erhaltung gewisser Bauteile pochte, des Amtes für Gesundheit und Umwelt bei der Neugestaltung von Küche und WC-Anlagen und nicht zuletzt der Anspruch, den Umbau behindertengerecht zu gestalten, mussten koordiniert und unter einen Hut gebracht werden. Allein die Einhaltung all dieser Bestimmungen führte zu einer notwendigen Erhöhung des Baukredits um knapp anderthalb Millionen Franken. Der Kostenvoranschlag sieht schliesslich eine Gesamtsumme von acht Millionen Franken vor. Den Hauptteil der Kosten beanspruchen werterhaltende Massnahmen, die wertvermehrenden Aufwendungen werden mit 1,3 Millionen Franken beziffert.
Gemäss aktuellem Terminplan soll die Bauzeit ab kommendem Juli rund 18 Monate dauern. Wenn keine Überraschungen auftauchen, die den Bau verzögern würden, können die Wohnungen Ende September, die Räume des Kulturhauses Anfang Dezember 2013 wieder bezogen und in Betrieb genommen werden.

Auf den neusten Stand bringen
Welche Änderungen werden in dieser Bauzeit und mit diesen Mitteln realisiert? Ein wichtiger Teil des Umbaus besteht in der vollkommenen Erneuerung der in vielem nicht mehr zeitgemässen Haustechnik, von den Elektroanlagen über Heizung, Lüftung, Sanitärinstallationen bis zu den Lautsprecheranlagen in den Veranstaltungsräumen. Die bestehende Küche und ihre Nebenräume im Untergeschoss entsprechen nicht mehr den gesundheitspolizeilichen Vorschriften, was eine räumliche Verlegung dieser Einrichtungen bedingt. Im heutigen Jugendraum ist eine modern ausgestattete sogenannte Erlebnisküche geplant, die den Bedürfnissen des Kulturhauses entspricht, aber gleichzeitig auch neue Nutzungskombinationen erlaubt. Die bisher fehlende Garderobe und das Stuhllager der Kapelle lassen sich im frei werdenden Raum der heutigen Küche platzieren, was den Betrieb wesentlich erleichtert. Zudem werden die WC-Anlagen im Untergeschoss erweitert.
Der Raumeindruck der Kapelle bleibt bestehen, die problematische Akustik benötigt eine Verbesserung, der Farbanstrich, die Licht- und Beschallungsanlage sollen erneuert werden. Zudem wird der heute zugemauerte direkte Ausgang zur Kirchgasse wieder geöffnet.
Der Eingangsbereich zum Kulturhaus mit dem offenen Foyer im Erdgeschoss kann auch mit neuen Brandschutzeinrichtungen im Wesentlichen erhalten bleiben und dank der neuen Situierung des Lifts auch so gestaltet werden, dass die Orientierung im Haus noch verbessert wird. Die Büros von Kulturhaus- und Betriebsleitung werden in der Nähe des Eingangs zu einer funktionalen Einheit zusammengeführt.
Wenige Änderungen erfahren die öffentlichen Räume im ersten Stock. Wegen der Brandschutzvorgaben und der neuen Liftsituation wird sich der Vorraum zu Breitingersaal und Rosa- Gutknecht-Zimmer verändern, insbesondere fallen dort die jetzt noch vorhandenen Toiletten weg. Dank dem Abbruch des alten Liftschachts erhält das Rosa-Gutknecht-Zimmer einen direkten Zugang zum Treppenhaus. Das Büro des Pfarramts, das sich bisher im dritten Stock befand, kommt neu neben die Zwinglistube im ersten Stock.

Entflechtung der Bereiche
Ein Hauptanliegen des Umbaus besteht grundsätzlich darin, die vielfältige Nutzung des Gebäudes, die in den vergangenen Jahren hin und wieder zu Reibereien zwischen Bewohnern, Besuchern und Benützern geführt hat, besser zu strukturieren. Das führt zu einer klaren Entflechtung zwischen den öffentlich zugänglichen Bereichen im Kapellen-, Eingangs- und ersten Obergeschoss und den Wohnungen vom zweiten Obergeschoss bis ins Dachgeschoss.
Diese Entflechtung wird einerseits erreicht durch getrennte Eingänge zu Kapelle und Kulturhaus und zu den Wohnbereichen, andererseits durch den Einbau des neuen behindertengängigen Lifts, der nur noch die drei unteren, öffentlich zugänglichen Stockwerke des Hauses bedient.
Die Verlegung der Büros des Pfarramtes und der Leitung des Kulturhauses sowie der Abbruch des alten Liftschachts ermöglichen den Ausbau neuer, attraktiver Wohnflächen im dritten und vierten Stockwerk.
Mit den genannten Massnahmen soll unter weitgehender Schonung des Baubestandes die technische Infrastruktur des ganzen Hauses heutigen Standards angepasst werden; zudem erhofft man sich Verbesserungen im betrieblichen Ablauf und klarere Verhältnisse im Zusammenleben der verschiedenen Benützerinnen und Benützer der Helferei.

Matthias Senn