Die Barrieren bleiben weg

Nach Ablauf des sechsmonatigen Versuchs, wie sich das Weglassen der Barrieren zur Durchsetzung des Nachtfahrverbots in der Altstadt (und in den Kreisen 4 und 5) auswirken würde, hat man sich einen weiteren Monat in Schweigen gehüllt. Nun hat die Stadt entschieden: Die Barrieren bleiben weg.

Kein Aprilscherz, die Verlautbarung der Stadt am 1. April: Die vor sieben Monaten abmontierten Barrieren zur Durchsetzung des Nachtfahrverbots (nicht nur) in der Altstadt rechts der Limmat bleiben weg.
Der sechsmonatige Versuch habe er­geben, stand in der entsprechenden Medienmitteilung der Dienstabteilung Verkehr, dass «erwartungs­gemäss mehr Verkehr festzustellen war, der auf unerlaubte Zufahrten – vor allem während den Wochenend-Nächten – zurückzuführen ist. Die Stadt beurteilt den entstandenen Mehrverkehr zwar als unerfreulich, ­jedoch in absoluten Zahlen als moderat.» Weshalb «die Wiederinbetriebnahme der Barrieren als unverhältnismässig erachtet wird». Damit könne jährlich eine Million Franken gespart werden. Die Auswertung des Versuchs und einer in diesem Zusammenhang durchgeführten Anwohnerbefragung wurde in einem über hundertseitigen Bericht zusammengestellt.
Als flankierende Massnahmen werden in den nächsten Wochen vermehrt Polizeikontrollen durchgeführt. Ebenso werden die Verbotstafeln auf Verständlichkeit und Sichtbarkeit überprüft.
Im Gebiet «Nachtfahrverbot Strich­zone Niederdorf» – Zähringer- und Häringstrasse – werden die Fahrverbotszeiten an die seit dem 1. Oktober 2015 geltenden Strassenstrichzeiten angepasst, also statt wie bis vor dem Versuch von 19 bis 5 Uhr neu von 22 bis 2 Uhr. Dies offenbar als Anpassung an die neu geschaffene Realität, ohne Barrieren nämlich. In diesem Gebiet nahm die Zahl der Fahrten während des Versuchs nämlich werktagabends um 229 Prozent, in den Wochenend-Nächten gar um 409 Prozent zu.
In der Altstadt ist man über den Entscheid, die Barrieren nicht wieder in Betrieb zu nehmen, enttäuscht und verärgert, wie Peter Rothenhäusler, Präsident des Quartiervereins Zürich 1 rechts der Limmat, erklärte. Der Quartierverein hat noch am 1. April mit ­einer Medienmitteilung auf den umstrittenen Entscheid reagiert und in Aussicht gestellt, man werde sich mit allen zur Verfügung stehenden politischen und juristischen Mitteln wehren. «Als Quartier sind wir schon be­lastet genug. Gegen die Auswüchse der 24-Stunden-Gesellschaft wird nichts gemacht», sagte Peter Rothenhäusler, «und jetzt kommt das noch dazu!» Insbesondere fühlte man sich bereits in den Monaten vor dem Entscheid von der Stadt nicht ernst genommen. Alle Anfragen, den Versuch betreffend, sind ins Leere gelaufen, sodass schon bald der Eindruck entstand, dass hier etwas einfach durchgezogen werden soll, komme, was wolle.
Nun will man das weitere Vorgehen zusammen mit den Quartiervereinen der Kreise 4 und 5 besprechen, wie ­Rothenhäusler (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe) weiter erklärte.

Elmar Melliger