Ein Garten zum Erleben

Die Neugestaltung des Gartens des Alterszentrums Bürgerasyl-Pfrundhaus ist abgeschlossen. Entstanden ist eine Anlage, die den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner gerecht wird. Und es gibt hier einen aktiven Gartenclub.

Die auf den 13. Mai angesetzte Feier mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, Gönnern und Freunden des Alterszentrums Bürgerasyl-Pfrundhaus zur Eröffnung des neuen Gartens musste leider in die Cafeteria verlegt werden: wie so oft in diesem Frühjahr goss es in Strömen.
An einem sonnigen Mittwochnachmittag Ende Juni zeigt Stefan Scherrer, der als Leiter Hotellerie auch die Verantwortung für den Garten übernommen hat, die prächtige Anlage.
Der Kräutergarten entlang der Hausfassade mit den drei im Jahr 2010 aus Granitblöcken aufgebauten Hochbeeten ist in den letzten Monaten entscheidend erweitert worden. Der bereits vor sechs Jahren involvierte Gartentherapeut Thomas Pfister hat bis heute an den Neuerungen mitgewirkt, nun zieht er sich allmählich ­zurück. Auf einen Aufruf im Altstadt Kurier vor anderthalb Jahren haben sich mehrere Personen gemeldet, die seither den Garten auf freiwilliger ­Basis pflegen. Denn die ganze Unterhaltsarbeit den Bewohnerinnen und Bewohnern aufzubürden wäre zu viel für sie und das Personal hat dafür zu wenig Kapazität.

Sechs neue Hochbeete
Dank grosszügigen Spenden von Gönnern ist es möglich geworden, sechs zusätzliche Hochbeete bauen zu lassen, deren fünf nun in der Mitte des bisherigen Rasenstreifens vor dem Pfrundhaus angelegt sind, ein weiteres liegt etwas abseits. Diese Hoch­beete sind nicht mit Steinen aufgebaut worden, sondern aus Holz so konstruiert, dass man mit dem Rollator oder Rollstuhl dicht herankommt. Zu diesem Zweck ist im unteren Teil Platz für die Beine ausgespart, sodass man sich dazusetzen kann wie an ein Pult. Ebenso ist ein breiter Plattenweg angelegt worden.
«Der Garten soll erlebbar sein», erklärt Stefan Scherrer den Zweck der neuen Anlage, «man soll die Pflanzen, die Blüten und Kräuter schmecken, riechen, ertasten können.» Auch wer nicht mehr gut auf den eigenen Beinen unterwegs ist, soll das können.

Aktiver Gartenclub
Der vor einigen Jahren von Thomas Pfister aufgebaute Gartenclub ist auch heute noch aktiv. Von Frühling bis Herbst arbeiten die Mitglieder, alles Bewohnerinnen und Bewohner, jeden Mittwochnachmittag im Garten, ei­nerseits mit der Erde, an den Hoch­beeten. Andererseits verarbeiten die Gartenclubmitglieder die Kräuter beispielsweise zu Genusstee.
Regula Kwasniok ist mit dem Gartenclub gerade beim wohlverdienten Zvieri. Die Aktivierungstherapeutin hat früher den Beruf der Floristin erlernt, was ihr hier zugute kommt. Alle sitzen um einen langen Tisch herum und geniessen den warmen sonnigen Nachmittag, an dem man schon wieder froh ist um ein schattiges Plätzchen. «Fünfzig Sorten Kräuter wachsen im Kräutergarten», erklärt die Leiterin.
Die anstrengenderen Arbeiten wie das regelmässige Jäten auch der eben­erdigen Beete besorgen wie erwähnt Freiwillige aus dem Quartier, die jeden Donnerstagnachmittag herkommen. (Wer Lust hat, mitzuwirken, kann sich gern im Bürgerasyl-Pfrundhaus melden. Man ist froh um zusätzliche Hände.)
Gemeinsam zählen die Anwesenden auf, was hier alles hergestellt wird. Da ist einmal das Kräutersalz auf der Basis von Meersalz, das zehn Kräuter enthält, vier verschiedene Mischungen für Genusstee, diverse Konfitüren. Produziert wird auch ein Badesalz, weiter Tinkturen, die für Wickel verwendet werden, eine Ringelblumensalbe, ebenso duftende Lavendelsäcklein wie auch Schlafkissen (mit zehn Bestandteilen), die man neben das Kissen legt. Sirup machen die Mitglieder mit Zitronenmelisse, Pfefferminz, Quitten und Lavendel. Apfelringe werden im Dörrofen getrocknet, aus Quitten wird extern ein Schnaps gebrannt und man produziert einen Nusslikör. Manche der Rohstoffe stammen aus dem eigenen Garten, anderes wird dazugekauft und am Mittwochnachmittag zu den genannten Produkten verarbeitet, von denen einiges im Hause konsumiert, anderes am Herbstbasar zum Kauf ange­boten wird.
Die Gartenclubmitglieder erzählen gut gelaunt und man spürt, wie gut die Arbeit mit den Händen und mit den Produkten der Natur tut.

Elmar Melliger