Nachtfahrverbot in der Altstadt
Seit rund acht Monaten ist die Automatische Zufahrtskontrolle in der Altstadt in Betrieb. Sie hilft das Nachtfahrverbot durchzusetzen. Wie hat sich das neue System bisher bewährt? Anwohnende des Zähringerplatzes äusserten sich bisher skeptisch. – Der Altstadt Kurier hat bei der Stadtpolizei nachgefragt.
Das Nachtfahrverbot und dessen Durchsetzung ist ein heisses Thema in der Altstadt rechts der Limmat, seit im August 2015 die Barrieren aus Kostengründen abmontiert wurden.
Anfangs 2018 wurde dann, um dem häufig missachteten Nachtfahrverbot Nachdruck zu verleihen, als Ersatzlösung eine automatische Zufahrtskontrolle (AZK) in Aussicht gestellt.
Nach einem Testbetrieb im Kreis 4 im Jahr 2017 und ab Oktober 2018 an der Zähringerstrasse sind seit Februar 2019 in der Altstadt Geräte in Betrieb, welche die Nummernschilder der in die Nachtfahrverbotszone einfahrenden Fahrzeuge erfassen und auf ihre Zulassung prüfen. Es gilt sicherzustellen, dass keine Bussen (à Fr. 100.–) an Zufahrtsberechtigte ausgestellt werden, weder an Inhaber einer Anwohnerkarte noch an Taxis oder Hotellogiergäste zum Gepäcktransport.
Solche Kontrollstellen waren geplant bei der Einfahrt in die Zähringerstrasse beim Central, beim Zähringerplatz sowie an der Unteren Zäune und an der Kirchgasse.
Anwohnende stellen insbesondere am Zähringerplatz fest, dass sich keine spürbare Veränderung der Zahl der Zufahrten ergeben hat.
Marc Surber, Mediensprecher bei der Stadtpolizei, hat einige Fragen dazu beantwortet.
Wie war bis jetzt die Wirkung der AZK an den einzelnen Kontrollstellen? (Zahl der Einfahrten, der Bussen.)
Bis heute betreiben wir vier Kameras an unterschiedlichen Einfahrten. Über die korrekten (bewilligten) Einfahrten führen wir keine Statistik, da die Kamera die Fahrten verwirft. Es ist jedoch geplant, auch diese Daten statistisch zu erfassen. – Es kann angemerkt werden, dass die Übertretungen an den kontrollierten Standorten rückläufig sind.
Wie hat sich das System des Datenabgleichs bewährt, damit keine ungerechtfertigten Bussen ausgestellt werden?
Die Schnittstelle zur Bewilligungs-Datenbank funktioniert einwandfrei. Die berechtigten Fahrten werden durch die Whitelist erkannt und verworfen.
Wie hat sich die Zahl der Bussen über die Monate an den einzelnen Kontrollstellen verändert?
Wir haben mit den AZK-Anlagen eine sehr gute Wirkung erzielt. Zum Beispiel Rückgang der festgestellten Übertretungen von durchschnittlich 125 auf durchschnittlich 14 pro Nacht bei der Kontrollstelle im Langstrassenquartier. Für die Kontrollstelle beim Zähringerplatz gibt es noch keine Auswertung.
Wie verteilen sich die Einfahrten respektiv ausgestellten Bussen über die Wochentage?
Die Übertretungen nehmen ab Donnerstag bis Sonntagmorgen zu.
Wo hat sich das neue System der AZK bewährt, wo weniger?
Bewährt hat sich das System der AZK grundsätzlich überall, ausser am Zähringerplatz, da ist die Wirkung noch nicht auf einem befriedigenden Stand. Diesbezüglich sind weitere Massnahmen geplant.
Derzeit stehen vier Kameras im Einsatz. Warum sind es nicht mehr, um eine grössere Wirkung zu erzielen?
Zurzeit stehen uns für die AZK vier Kameras auf dem Gebiet der Stadt Zürich zur Verfügung. Damit wir die Kontrollen intensiver durchführen können, sind wir derzeit daran, das Konzept der Automatischen Zufahrtskontrolle um zwei Kameras zu erweitern.
Wie hoch waren die Einnahmen durch die Bussen?
Im ersten Halbjahr des Jahres 2019 (Januar bis Juni) wurden ca. 12 000 Übertretungen festgestellt. Dies entspricht einem Ertrag von ca. 1,2 Millionen Franken.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass wir die Kontrollen bezüglich des Nachtfahrverbots so planen können, dass wir eine optimale Wirkung erzielen können. Eine optimale Wirkung heisst für uns nicht möglichst viel Geld zu verdienen, sondern die Zufahrten in das Nachtfahrverbot zu reduzieren. Diesbezüglich erweitern wir das Kontrollkonzept um zwei weitere Kameras.
Sind weitere Massnahmen geplant, um die Situation zu verbessern?
Am Zähringerplatz wird zurzeit unter anderem die Signalisation überprüft.
Das Interview führte Elmar Melliger