Frank Binder: «Ich liebe die Altstadt!»

Wie bereits aus den Tagesmedien zu erfahren war, sind bezüglich der Villa Landolt an der Winkelwiese 10 die Würfel gefallen. Das Gebäude aus den 1930er-Jahren soll einem Neubau weichen. So will es der Mann, der den Zuschlag für das Baurecht bekommen hat. Der Altstadt Kurier hat sich mit ihm unterhalten.

Das nach dem legendären Stapi Emil Landolt, der lange Jahre hier wohnte, schlicht Villa Landolt genannte Haus an der Winkelwiese 10 im Oberdorf ist nach aussen hin kein Schmuckstück, und es geniesst keinen denkmalpflegerischen Schutz. Daher hat es die Stadt, die das 2800 Quadratmeter grosse Grundstück im Baurecht für 62 Jahre abgeben will, in ihrer Ausschreibung den Bewerbern offen gelassen, ob sie das Gebäude renovieren oder durch einen Neubau ersetzen wollen.
Frank Binder – er hat sich gegen über 30 andere Bewerber durchgesetzt – hat sich für etwas Neues entschieden.

Welches waren Ihre Beweggründe für Ihre Bewerbung um den Baurechtsvertrag für die Winkelwiese 10?
Ich war auf der Suche nach einem Grundstück in Stadtnähe, um ein Haus zu bauen. Ich schätze urbanes Leben und Zürich als Stadt. Und so war dies ein ideales Objekt: Es liegt im Grünen und doch mitten in der Stadt. Ich liebe die Altstadt über alles und sehe es als absolutes Privileg an, dort wohnen zu können. Vor einigen Jahren hätte ich beinahe eine Wohnung im Nachbarhaus gemietet. – Dies ist für mich der absolut schönste Ort in Zürich!

Haben Sie auch daran gedacht, das Gebäude zu erhalten? Was gab den Ausschlag für einen Neubau?
Ich habe nie daran gedacht. Vom Architektonischen her ist das Haus nicht unbedingt erhaltenswert, und ich schätze die heutige Architektur. Wenn man so viel investiert, möchte man ein Haus nach den eigenen Wünschen haben. Ich glaube auch, dass es schön ist für Zürich, als Abschluss der Altstadt im Oberdorf ein schönes Haus aus dem 21. Jahrhundert zu haben. Das wertet den Ort mehr auf als das Gebäude aus den 1930er-Jahren, das nicht einmal den Baustil jener Zeit wiedergibt.

Gemäss Auflage der Stadt werden vier Architekturbüros eingeladen. Sind diese bereits bestimmt? Und haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie das Haus dereinst aussehen soll?
Die Namen der eingeladenen Architekturbüros kann ich Ihnen nennen. Es sind dies Burkhalter Sumi (Zürich), Miller Maranta (Basel), Paul Bissegger (Zürich) und Wild Bär (Zürich). Der Wettbewerb beginnt anfangs April. – Das Haus soll vier Geschosse haben und ein Flachdach. Es wird etwas weniger hoch werden als das bestehende, auf etwa der gleichen Grundfläche.

Das 350-jährige Gartenhaus und der Garten sind geschützt, müssen also erhalten bleiben. Was haben Sie vor damit, wie gedenken Sie es zu nutzen?
Das Gartenhaus ist verunstaltet durch einen späteren Anbau, ein hässliches Teerdach, ein hässliches Geländer und einen Kellerabgang im Freien. Die schützenswerte Bausubstanz soll wieder erlebbar gemacht und nach zwei Seiten hin durch einen modernen Anbau erweitert werden. Es soll als Gästehaus dienen. Der etwas verwilderte Garten soll durch renommierte Gartenarchitekten gestaltet werden.

Wie sieht der ungefähre Zeitplan aus für Baubeginn und Bezug des Hauses? Das Projekt muss ja noch vom Gemeinderat bewilligt werden…
Ich rechne mit dem Baubeginn anfangs 2007 und mit dem Bezug im Herbst 2008. Vorausgesetzt, es kommt zu keinen Verzögerungen, verursacht etwa durch archäologische Funde.

Mit wie vielen Personen werden Sie in der neuen Villa wohnen?
Wir sind zu zweit. Zudem wird eine Wohnung eingebaut, in der ein Haushälterehepaar wohnen wird.

Bald werden Sie also Quartierbewohner sein in der Zürcher Altstadt. Was empfinden Sie bei dieser Vorstellung?
Wie gesagt ist das für mich das schönste Grundstück von Zürich. Und die Altstadt mit ihrem Charme liebe ich. – Es ist mir ein Anliegen, dass die Qualität, Vielfalt und Lebendigkeit dieser Altstadt erhalten bleibt. Und ich werde mich gerne dafür einsetzen. – Ich freue mich darauf!

Interview: Elmar Melliger



Zur Person
Frank Binder (1959) ist Unternehmer und ein Erbe des Pharma-Unternehmens Merck, in dessen oberstem Gremium er ist. Er hat mehrere Firmen im In- und Ausland aufgebaut, in verschiedenen Branchen, zum Beispiel Recycling-Logistik und Software. Die Zeitschrift Bilanz führte ihn auf ihrer Liste der dreihundert reichsten Schweizer auf. – Aus Basel stammend, lebt er seit 1981 in der Stadt Zürich.